Decreasing Wage Mobility in Germany
ZEW Discussion Paper Nr. 09-044 // 2009Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Lohnungleichheit in Deutschland im Querschnitt gestiegen. Um die gesellschaftlichen Folgen dieser Entwicklung richtig zu beurteilen, muss jedoch zusätzlich die Dimension der Lohnmobilität in den Blick genommen werden. Hohe Lohnmobilität würde bedeuten, dass Bürger im Laufe ihres Erwerbslebens gute Chancen hätten, ihre individuelle Position in der Einkommensverteilung der Bevölkerung zu verbessern. Bei niedrigerer Lohnmobilität wäre die individuelle Einkommensposition dagegen quasi zementiert. Für den Einzelnen gäbe es wenig Anreize, z.B. in Humankapital zu investieren. Ohne die Dimension der Lohnmobilität zu berücksichtigen, lassen sich Aussagen zu Armut und Ungleichheit der Gesellschaft anhand der Lohnungleichheit im Querschnitt somit nur bedingt treffen. Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Studie, wie sich die Lohnmobilität in Deutschland in den letzten 25 Jahren entwickelt hat. Die Datenbasis dieser empirischen Studie ist das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) für den Zeitraum 1984 bis 2007 für Westdeutschland. Das SOEP ist ein repräsentativer Längsschnittdatensatz mit zurzeit etwa 20.000 teilnehmenden Personen in 11.000 Haushalten. In der vorliegenden Arbeit wird Lohnmobilität daran gemessen, wie sich die Position einzelner Personen innerhalb von 4 Jahren in der Lohnverteilung verändert. Die Verteilung der Bruttostundenlöhne wird dazu jedes Jahr in 100 Perzentile aufgeteilt, wobei jedes Perzentil einen Lohnrang repräsentiert. Das Ziel der Untersuchung ist es, zu quantifizieren wie sich sozioökonomische Erklärungsgrößen auf die Lohnmobilität einzelner Individuen auswirken. Die wichtigsten Ergebnisse zeigen, dass sich die Lohnmobilität im Laufe des Untersuchungszeitraums verringert hat, während die Lohnungleichheit gestiegen ist. Die Lohnmobilität ist am höchsten im mittleren Bereich der Verteilung und für Personen im Alter von 30 bis 39 Jahren. Aufstiege in höhere Lohnränge sind wahrscheinlicher für Hochschulabsolventen, Arbeitnehmer in größeren Unternehmen und für Personen im öffentlichen Sektor, sowie für Angestellte und weniger wahrscheinlich für Personen, die eine Arbeitslosigkeitsperiode im Untersuchungszeitraum aufweisen. Die Löhne sind volatiler im Niedriglohnbereich und für Personen, die in der Lohnverteilung absteigen.
Gernandt, Johannes (2009), Decreasing Wage Mobility in Germany, ZEW Discussion Paper Nr. 09-044, Mannheim.