Exposure to Television and Individual Beliefs: Evidence from a Natural Experiment
ZEW Discussion Paper Nr. 12-078 // 2012Individuelle Einschätzungen hinsichtlich der Ursachen von Erfolg (sogenannte Beliefs) haben sich als relevanter Erklärungsfaktor fär Umverteilungspräferenzen sowie deren politische Umsetzung (z.B. durch Umfang und Struktur des Wohlfahrtsstaates) erwiesen. Aus diesem Grund ist ein besseres Verständnis für die Ursachen interpersoneller Unterschiede in den Beliefs erstrebenswert. Zwar konnten bereits einige theoretische und empirische Studien Erklärungen für das Zustandekommen von Beliefs (z.B. persönlicher Erfahrungen) liefern, dennoch ist unser Wissen in diesem Bereich nach wie vor unvollständig. Die vorliegende Arbeit untersucht daher, ob Personen über das Fernsehen verbreitete Informationen nutzen, um mehr über den Zusammenhang zwischen Anstrengung und Erfolg zu erfahren.
Die empirische Analyse nutzt die spezifi sche Situation in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Dies hat wenigstens zwei Vorteile: Erstens wurden über die staatlich kontrollierten Massenmedien beider deutscher Staaten die jeweiligen Ideologien und Weltanschauungen verbreitet. Kapitalistische und kommunistische Staaten unterschieden sich in ihren vorherrschenden Ideologien, die zudem abweichende Auff assungen zu den Determinanten von Erfolg und sozialer Mobilität beinhalteten. Zweitens lag in der DDR ein natürliches Experiment zur regionalen Verfügbarkeit von westdeutschen Fernsehsendern vor. Während die DDR-Bürger mehrheitlich Westfernsehen empfangen konnten, hatten circa 15 Prozent der Bevölkerung im Südosten und Nordosten aus geographischen und topologischen Gründen keinen Zugang zu diesen Sendern. Damit war die Entscheidung Westfernsehen zu schauen für den einzelnen Bürger angesichts seines Wohnortes exogen vorgegeben.
Die Untersuchung basiert auf zwei unterschiedlichen Datensätzen. DDR-Umfragedaten aus den späten 1980er Jahren werden genutzt, um zu untersuchen, ob sich der Zugang zu Westfernsehen in den Einschätzungen der DDR-Bürger vor der Wiedervereinigung widerspiegelt. Darüber hinaus werden Daten aus dem Sozioökonomischen Panel (GSOEP) herangezogen, um die Persistenz des Einflusses von Westfernsehen während der 1990er Jahre zu analysieren. Die Ergebnisse zeigen, dass Ostdeutsche mit Zugang zu Westfernsehen eher die Einschätzung vertreten, dass Anstrengung anstelle von Glück entscheidend für Erfolg im Leben ist. Dieser E ffekt scheint auch bis zu zehn Jahre nach der Wiedervereinigung Bestand zu haben. Fernsehen und die darin enthaltenen Informationen stellt damit einen Aspekt der unterschiedlichen Sozialisierung in Ost- und Westdeutschland dar.
Hennighausen, Tanja (2012), Exposure to Television and Individual Beliefs: Evidence from a Natural Experiment, ZEW Discussion Paper Nr. 12-078, Mannheim.