Female Labor Force Participation and the Big Five
ZEW Discussion Paper Nr. 10-003 // 2010In diesem Beitrag untersuchen wir den Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen für die Erwerbsbeteiligung von Frauen. Während die Forschung zu Wirkungen von kognitiven Fähigkeiten für den individuellen Arbeitsmarkterfolg eine lange Tradition hat, gibt es bisher erst relativ wenige Erkenntnisse über die Wirkungsmechanismen von nicht-kognitiven Fähigkeiten für das individuelle Verhalten am Arbeitsmarkt. In unserem Beitrag finden wir Belege dafür, dass nicht-kognitive Fähigkeiten wesentlich dazu beitragen, individuelle Lohnunterschiede zu erklären. Die Persönlichkeit kann die Erwerbsbeteiligung von Frauen über zwei Kanale beeinflussen: Zum einen können bestimmte Persönlichkeitsmerkmale direkt zu höheren Löhnen führen, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Frauen mit diesen Persönlichkeitsmerkmalen erwerbstätig sind. Zum anderen gibt es die Möglichkeit, dass die Freizeitpräferenzen direkt von der Persönlichkeit beeinflusst werden. In unserer Arbeit verwenden wir das Big Five-Konzept aus der Persönlichkeitspsychologie. Dieses gruppiert die verschiedenen Persönlichkeitsfacetten in fünf Hauptmerkmale: Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus und Offenheit für Erfahrungen. Die Daten stammen aus dem Sozio-Ökonomischen Panel (SOEP), das neben umfangreichen Informationen zum sozio-ökonomischen Hintergrund auch Informationen zu den Big Five-Merkmalen sowie der Erwerbshistorie bietet. Die Ergebnisse zeigen, dass Persönlichkeit in der Entscheidung über die Erwerbsbeteiligung bei Frauen eine wesentliche Rolle spielt. Darüber hinaus können wir zeigen, dass der Einfluss von Bildung überschätzt wird, wenn Persönlichkeitsmerkmale in der Analyse fehlen. Der starke positive Effekt von Extraversion sowie der deutliche negative Effekt von Verträglichkeit für die Löhne spiegeln sich nicht direkt in der Gleichung für die Entscheidung zur Erwerbsbeteiligung wider, da der Lohn in dieser Entscheidung keine signifikante Rolle spielt. Einen direkten positiven Effekt haben die Gewissenhaftigkeit und die Extraversion, wobei Gewissenhaftigkeit die größte Rolle spielt. Frauen mit Neurotizismus beziehungsweise einer ausgeprägten Offenheit für Erfahrungen werden mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit erwerbstätig. Zusammenfassend tragen unsere Ergebnisse dazu bei, die Heterogenität der individuellen Arbeitsangebotsentscheidungen besser zu verstehen. Wir können zeigen, dass Persönlichkeitsmerkmale, gemessen mit dem Big Five-Konzept, die Freizeitpräferenzen beeinflussen. Im Unterschied zu anderen sozio-ökonomischen Faktoren erweist sich dieser Einfluss in verschiedenen Altersklassen relativ stabil. Für zukünftige Forschungen ergibt sich eine Reihe von Forschungsfragen. Insbesondere bedarf die Rolle der Persönlichkeit für die Entwicklung und Ausdifferenzierung von Präferenzen tiefer gehender Analysen. Unsere Ergebnisse verdeutlichen auch, dass die Rolle der Persönlichkeit für anderen ökonomischen Fragestellungen berücksichtig werden sollte, beispielsweise für Konsum- und Investitionsentscheidungen.
Wichert, Laura und Winfried Pohlmeier (2010), Female Labor Force Participation and the Big Five, ZEW Discussion Paper Nr. 10-003, Mannheim.