Financial Sector and Output Dynamics in the Euro Area: Non-linearities Reconsidered
Referierte Fachzeitschrift // 2015Die Finanz-und Wirtschaftskrise hat die Notwendigkeit für ein besseres Verständnis von destabilisierenden Effekten des Finanzsektors und deren Auswirkung auf die reale Ökonomie verdeutlicht. Umgekehrt kann aber auch die schlechte Wirtschaftslage wiederum Druck auf den Finanzsektor ausüben, was zu weiteren negativen Feedbackeffekten führen kann. Bisher fehlen empirische Analysen, die nicht-lineare Zusammenhänge und asymmetrische Dynamiken im Zeitverlauf, untersuchen. Beispielsweise könnte die Intensität der Nicht- Linearitäten vom derzeitigen Zustand des Finanzmarktsektors abhängen und je nach Lage negativere Effekte auf die reale Ökonomie zur Folge haben. So könnten Nicht- Linearitäten über einen langen Zeitraum keine große Rolle spielen, aber dann seltene und große (Wirtschafts-)Krisen generieren. In unserer empirischen Analyse untersuchen wir die Feedback-Mechanismen zwischen der makrokonomischen Entwicklung und dem Finanzmarktsektor in ausgewählten Ländern des Euroraums und wie sie sich über einen längeren Zeitraum verhalten. Wir verwenden ein nicht-lineares multivariates "Vector Smooth Transition Autoregressive" (VSTAR) Modell, welches in der bisherigen Literatur noch nicht verwendet wurde. Im Gegensatz zu anderen Modellen ist dieses in der Lage, glatte Regimewechsel zu modellieren. Wir gehen davon aus, dass der Übergang von einem zum anderen Regime eher schrittweise als abrupt verläuft. Wir erweitern die bisherigen Erkenntnisse um drei Aspekte: Erstens verwenden wir neue Finanzmarktstressindizes, die umfassender sind und einen stärkeren Fokus auf den Bankensektor legen. Zweitens setzen wir ein nicht-lineares VSTAR Modell ein, das bisher nicht verwendet worden ist. Wir erwarten, dass dieses Modell besser geeignet ist, die Beziehung zwischen der ökonomischen Aktivität und dem Finanzmarktsektor zu modellieren, da es glatte Regimewechsel ermöglicht. Drittens untersuchen wir umfassend die (potentiell wechselnden) dynamischen Zusammenhänge zwischen dem Finanzsektor und der Realwirtschaft im Zeitverlauf. In den meisten Euro-Ländern führt ein Schock in dem Finanzmarktsektor zu einer langanhaltend negativen Reaktion der wirtschaftlichen Aktivität, die regime-abhängig ist. Dennoch ist die negative Reaktion nicht so stark ausgeprägt wie in anderen Studien. Dies kann daran liegen, dass der Regimeübergang eher glatt als abrupt modelliert wird. Schocks können daher gedämpft werden, so dass der negative Effekt auf die ökonomische Aktivität schwächer ist. Zweitens hängen die Ergebnisse stark davon ab, welcher Zeitraum zugrunde gelegt wird. Wir zeigen, dass die dynamischen Zusammenhänge zwischen dem Finanzmarkt und der wirtschaftlichen Entwicklung im Laufe der Zeit variieren. Linearität kann für einige Euro-Länder über gewisse Zeitperioden nicht abgelehnt werden, sodass Nicht-Linearitäten als permanentes Element in Frage gestellt werden. Unsere Ergebnisse deuten aber auf eine zunehmende Bedeutung von Nicht-Linearitäten mit dem Ausbruch der Finanzkrise hin. Selbst wenn Linearität abgelehnt wird, ist der typische negative Output-Effekt nicht immer vorhanden. Das gilt insbesondere für den Zeitraum vor der Lehman-Pleite, obwohl wir uns hier in einem vom Modell definierten Regime mit hohen Grad an Finanzmarktstress befinden. Dies deutet darauf hin, dass Ereignisse, die zu einem starken wirtschaftlichen Zusammenbruch führen, eher einem Finanzmarkt-Zyklus zuzuschreiben sind, der eine niedrige Frequenz aufweist und diese daher selten auftreten.
Schleer, Frauke und Willi Semmler (2015), Financial Sector and Output Dynamics in the Euro Area: Non-linearities Reconsidered, Journal of Macroeconomics 46 , 235-263