Ganztagsschulen und Erwerbsbeteiligung von Müttern – Eine Mikrosimulationsstudie für Deutschland
ZEW Discussion Paper Nr. 05-93 // 2005Der Ausbau von Ganztagsschulen genießt derzeit – u.a. auf Grund des schlechten Abschneidens deutscher Schüler bei der PISA-Studie – hohe Priorität in der politischen Agenda. In diesem Beitrag soll untersucht werden, wie sich der Ausbau von Ganztagsschulen auf die Erwerbsbeteiligung von Müttern mit Kindern im Grundschulalter auswirken wird. Hierfür schätzen wir ein strukturelles Arbeitsangebotsmodell, in dem die Kosten der Nachmittagsbetreuung explizit berücksichtigt werden. Unsere Politiksimulationen zeigen, dass im Fall einer flächendeckenden Versorgung mit Ganztagsschulen erhebliche Arbeitsangebotseffekte zu erwarten wären: Die Erwerbsbeteiligung der Mütter würde um 4 Prozentpunkte in West- und um einen Prozentpunkt in Ostdeutschland steigen. Ihre durchschnittliche Arbeitszeit würde sich um mehr als 16 Prozent in West- und um 5 Prozent in Ostdeutschland erhöhen. Ein realistischeres Szenario, das derzeit im Rahmen des Bundes-Investitionsprogramms „Zukunft Bildung und Betreuung“ implizit angestrebt wird, ist die bundesweite Erhöhung der Versorgung mit Ganztagsschulplätzen auf 30 Prozent. In diesem Fall würde sich nach unserer Berechnung die Partizipationsquote in Westdeutschland um knapp einen Prozentpunkt erhöhen, die durchschnittliche Arbeitszeit würde um 4 Prozent steigen. In Ostdeutschland ist mit niedrigeren Effekten zu rechnen, da das dort vorhandene Angebot an Hortplätzen und Ganztagsschulen bereits heute eine Erwerbstätigkeit beider Elternteile eher ermöglicht als in Westdeutschland.
Beblo, Miriam, Charlotte Lauer und Katharina Wrohlich (2005), Ganztagsschulen und Erwerbsbeteiligung von Müttern – Eine Mikrosimulationsstudie für Deutschland, ZEW Discussion Paper Nr. 05-93, Mannheim.