How Can Pure Social Discounting be Ethically Justified?
ZEW Discussion Paper Nr. 13-008 // 2013Die Bewertung von ökonomischen Projekten mit langem Zeithorizont ist ein ebenso lang wie heftig diskutiertes Thema in den Wirtschaftswissenschaften. Pionier bei der Untersuchung der Protabilität von öentlichen Projekten war der im 19. Jahrhundert lebende französische Ingenieur Jules Dupuit. Dupuits Konzept der Kosten-Nutzen-Analyse wurde auch zur Abschätzung der langfristigen Eekte des Klimawandels angewendet. Aus der Tatsache heraus, dass Kosten von Vermeidungsmaÿnahmen heute anfallen, der Nutzen jedoch erst in ferner Zukunft, spielt die Wahl des intertemporalen Wohlfahrtskriteriums eine entscheidende Rolle. Die Publikation des Stern Reports 2006 hat die ethische Dimension des Problems betont und eine hitzige Debatte entfacht. Es scheint allerdings, dass einige Beiträge zu dieser Debatte, wie auch der Stern Report selbst, normative und positive Argumente vermischen, um die eigene Position zu stärken.
In zwei kürzlich in der Fachzeitschrift Environmental and Resource Economics veröffentlichten Beiträgen stritten Partha Dasgupta und John Roemer über die korrekte Interpretation der intertemporalen Wohlfahrtsökonomik. Unser Ziel ist es zu dieser Debatte beizutragen. Dabei wollen wir ökonomische und philosophische Argumente im Kontext der intertemporalen Evaluation des Klimawandels zusammenführen. Das wesentliche Anliegen dieser Arbeit ist, die ethische Stichhaltigkeit der vorgetragenen Argumente für oder gegen eine Ungleichbehandlung der Generationen zu überprüfen. Dabei verwenden wir einen einfachen axiomatischen Ansatz, um unsere Schlussfolgerungen zu ziehen.
Aus unserer Sicht sind die Beschreibung des von Individuen beobachteten Verhaltens, die Verwendung einer positiven Diskontrate zur Vermeidung exzessiv hoher Sparquoten und einige axiomatische Ansätze zur Begründung einer Ungleichbehandlung unterschiedlicher Generationen nicht hinreichend überzeugend. Die Möglichkeit des Aussterbens der menschlichen Spezies und die zwei Axiome der egalitären Äquivalenz und des Schutzes der heutigen Generation sind hingegen stichhaltiger. Eine Gleichbehandlung unendlich vieler Generationen ist nicht möglich, falls egalitär-äquivalente Konsumpfade angestrebt werden oder die gegenwärtige Generation beschützt werden soll. Beide normativen Postulate basieren auf Fairness-Überlegungen.
Buchholz, Wolfgang und Michael Schymura (2013), How Can Pure Social Discounting be Ethically Justified?, ZEW Discussion Paper Nr. 13-008, Mannheim.