Knowing What Not to Do: Financial Literacy and Consumer Credit Choices
ZEW Discussion Paper Nr. 13-027 // 2013Haushalte folgen nicht dem in der Finanzwirtschaft verbreiteten Bild des Homo Oeconmicus - eines rationalen Planers. Vielmehr sind ihre finanziellen Entscheidungen durch unterschiedliche Charaktereigenschaften (bspw. Ungeduld), (mangelnde) Finanzkenntnisse oder allgemeine mathematische Fähigkeiten beeinflusst. Die Finanzmarktliteratur stellt fest, dass sich insbesondere die finanzielle Allgemeinbildung auf Spar- und Kreditentscheidungen auswirkt.
Im Gegensatz zur bestehenden Literatur, die sich darauf konzentriert, die Folgen finanzieller Allgemeinbildung auf das Vermögen und die Schulden privater Anleger zu untersuchen, konzentriert sich die vorliegende Studie speziell auf die Kreditaufnahmeentscheidung und die Faktoren, die dabei eine Rolle spielen. Dies geschieht am Beispiel von Dispositionskrediten, da es sich um eine einfache, häufig wiederholte Entscheidung handelt, die in Deutschland ein sehr weit verbreitetes Kreditinstrument sind ohne spezielle Zugangsbeschränkungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen.
Wir stellen in unserer Untersuchung des Mikrodatensatzes SAVE die Frage, ob Haushalte mit einer höheren finanziellen Allgemeinbildung bei gleichzeitiger Berücksichtigung ihrer Haushaltsumstände ihre Dispokreditlinie seltener nutzen, weil sie sich der vergleichsweise hohen Kosten bewusst sind. Unsere Ergebnisse belegen den Zusammenhang, dass finanziell gebildetere Personen seltener Dispositionskredite nutzen. Die Einkommenshöhe spielt überraschenderweise keine gewichtige Rolle.
Es könnte jedoch auch sein, dass persönliche Charaktereigenschaften wie Ungeduld wichtiger sind als das Wissen darum, ob ein Kredit teuer ist oder nicht. Deshalb erweitern wir in einem zweiten Schritt unsere Untersuchung und erfassen die unbeobachtbare Eigenschaft über eine Annäherung: Wenn eine Person in ihrer Kindheit ihr Taschengeld immer sofort ausgegeben hat, nehmen wir an, dass sie auch heute noch ungeduldig bei ihren Konsumentscheidungen ist und lieber Dispositionskredite in Anspruch nimmt, anstatt den Konsumwunsch aufzuschieben. Tatsächlich ist Ungeduld ein wichtiger Faktor bei der Disponutzung. Allerdings wird der Effekt der finanziellen Allgemeinbildung dadurch nicht verdrängt.
Zuletzt verifizieren wir, dass mathematische Kenntnisse alleine nicht ausreichen, um sich auszurechnen, dass ein Konsum über Dispositionskredite teuer ist. Da persönliche Eigenschaften kaum und mathematische Neigungen schwer zu beeinflussen sind, sehen wir in der Verbesserung der finanziellen Allgemeinbildung einen Weg, um private Haushalte in ihren Finanzentscheidungen zu unterstützen.
Dick, Christian und Lena Jaroszek (2013), Knowing What Not to Do: Financial Literacy and Consumer Credit Choices, ZEW Discussion Paper Nr. 13-027, Mannheim.