Partisan Politics in Corporate Tax Competition
ZEW Discussion Paper Nr. 09-078 // 2009Die umfangreiche Literatur, die sich mit dem Einfluss der Globalisierung sowie von strategischen Interaktionen auf den Körperschaftssteuerwettbewerb beschäftigt, negiert weitestgehend einen Einfluss von politischen Faktoren auf die Unternehmensbesteuerung. In diesem Papier untersuchen wir den Effekt von politischen Faktoren, insbesondere des ideologischen Hintergrundes, auf die Unternehmensbesteuerung. Zunächst wird in einem einfachen Modell, das auf dem Ansatz von Zodrow und Mieszkowski beruht, aufgezeigt, wie politische Ideologien einen Einfluss auf Entscheidungen über die Körperschaftssteuer nehmen können. Unter der Annahme von heterogenen Entscheidungsträgern, die von Eigeninteresse in Form von ideologischen Präferenzen getrieben werden, sowie einem Probabilistic Voting-Model, können zwei Kanäle identifiziert werden, die auf unterschiedliche Steuerreaktionsfunktionen von linken und rechten (konservativen)Politikern hindeuten: Unterschiede bezüglich der Präferenzen für öffentliche Güter sowie ideologische Verzerrungen in der Wahrnehmung von Kapitalmobilität. Beide Kanäle deuten darauf hin, dass linke Amtsinhaber höhere Unternehmenssteuern setzen dürften. Im empirischen Teil nutzen wir eine innovative Datengrundlage zur Messung ideologischer Positionen. Diese stammt aus dem Datensatz des Comparative Manifesto Project (CMP), der auf der Inhaltsanalyse von Wahlprogrammen beruht. Diese Daten erlauben uns differenziertere Untersuchungen von ideologischen Effekten als die sonst in der finanzwissenschaftlichen Literatur verwendeten Daten. Unter der Verwendung von Paneldaten für 32 europäische Staaten seit 1979 können wir einen signifikant erhöhenden Einfluss von linken Parteien auf die Körperschaftssteuern nachweisen. Dieser Effekt nimmt jedoch im Zeitverlauf ab. Neben diesem ideologischen Effekt können wir zwei weitere politische Faktoren identifizieren, die dem Steuersenkungsdruck entgegengewirkt haben: die Fragmentierung der Regierungskoalition, sowie der Bildungshintergrund des jeweiligen Regierungschefs. Weiterhin zeigt unsere Untersuchung mittels disaggregierter Ideologievariablen, dass besonders die Parteiposition in Bezug auf den Sozialstaat einen höchst relevanten Faktor darstellt, der einen stark positiven Effekt auf die Körperschaftssteuern ausübt.
Osterloh, Steffen und Marc Debus (2009), Partisan Politics in Corporate Tax Competition, ZEW Discussion Paper Nr. 09-078, Mannheim.