The Role of Parental Investments for Cognitive and Noncognitive Skill Formation – Evidence for the First 11 Years of Life
ZEW Discussion Paper Nr. 10-028 // 2010Die Familie ist der zentrale Akteur bei der Entwicklung von Fähigkeiten innerhalb der (frühen) Kindheit. Sowohl die Intensität als auch die Ausgestaltung "elterlicher" Investitionen entscheiden bereits unmittelbar nach der Geburt über die Startbedingungen und somit über den weiteren Humankapitalbildungsprozeß im Lebenszyklus. Eine zentrale bildungsökonomische Fragestellung ist dabei jene des optimalen Zeitpunktes von Investitionen. Aus den Erkenntnissen der Neurowissenschaften geht hervor, dass sogenannte "Zeitfenster" existieren, in denen sich Fähigkeiten optimal entwickeln, außerhalb dieser Perioden sind Fähigkeiten nur noch wenig bzw. gar nicht mehr beeinflussbar. In der Literatur ist dieses Phänomen unter dem Begriff der sensitiven bzw. kritischen Perioden bekannt. Demnach wirken Investitionen optimal innerhalb der Zeitfenster. Diese Studie zeigt empirische Evidenz für sensitive und kritische Perioden innerhalb der ersten elf Lebensjahre. Betrachtet werden drei elementare Fähigkeiten, kognitive, mentale und emotionale, für die gezeigt werden kann, dass sie maßgeblich den Schulerfolg beeinflussen. Datengrundlage ist die Mannheimer Risikokinderstudie, eine psychologische Längsschnittstudie, die eine Vielzahl valider Fähigkeitsmaße ab der Geburt wiederholt beobachtet. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass kognitive Fähigkeiten (z.B. der IQ) bis zum Alter von 4.5 Jahren in hohem Maße von Investitionen beeinflusst werden, später hingegen kein Einfluss mehr beobachtbar ist. Für die Entwicklung von mentalen Fähigkeiten (z.B. die Konzentrationsfähigkeit), zeigen die Ergebnisse von der Geburt an bis zum Alter von 11 Jahren einen positiven Einfluss elterlicher Investition, allerdings von Beginn an mit einer geringeren Wirkung. Untersuchungen in unterschiedlichen Risikogruppen zeigen darüber hinaus, dass kognitive Fähigkeiten deutlich geringer beeinflussbar sind wenn Kinder beispielsweise mit hohem organischem Risiko, wie niedrigem Geburtsgewicht, geboren werden. Abschließend deuten getrennte Analysen für Jungen und Mädchen darauf hin, dass Jungen von identischen Investitionen stärker bei der Entwicklung kognitiver, Mädchen dagegen stärker bei der Entwicklung mentaler Fähigkeiten profitieren.
Coneus, Katja, Manfred Laucht und Karsten Reuß (2010), The Role of Parental Investments for Cognitive and Noncognitive Skill Formation – Evidence for the First 11 Years of Life, ZEW Discussion Paper Nr. 10-028, Mannheim.