Voluntary Giving and Economic Growth: Time Series Evidence for the US
ZEW Discussion Paper Nr. 10-075 // 2010Angesichts des Konsolidierungsbedarfs in steuerfinanzierten öffentlichen Budgets spielen freiwillige Spenden eine wachsende Rolle in der Finanzierung sozialer, kultureller und bildungsbezogener Aktivitäten. Es besteht die Hoffnung, dass private Spenden zumindest teilweise die Steuerfinanzierung als stabile Finanzierungsquelle substituieren können. Steuereinnahmen reagieren sensitiv auf Wirtschaftswachstum und konjunkturelle Schwankungen. Damit stellt sich zunächst die Frage, bis zu welchem Grad auch Spenden sensitiv auf Konjunkturschwankungen reagieren. Insoweit sie weniger elastisch als Steuereinnahmen reagieren, können sie zu einer stabileren Finanzierung öffentlicher Güter über den Konjunkturzyklus beitragen. Eine weitere Frage betrifft den Einfluss langfristigen Wachstums auf das Spendenaufkommen und das Ausmaß, in dem das Aufkommen von der Zunahme der Ressourcen einer Volkswirtschaft profitiert. Mit einer höhen Wachstumselastizität des aggregierten Spendenaufkommens wäre zu erwarten, dass die Bedeutung der Spendenfinanzierung mit einer Ökonomie wächst. Dieses Papier analysiert somit die Sensitivität des aggregierten Spendenaufkommens in Bezug sowohl auf konjunkturelle Schwankungen als auch auf Trendwachstum. Zur Anwendung kommen Zeitreihenmodelle, wie sich auch für Analysen des Zusammenhangs zwischen Steuereinnahmen und Wachstum Verwendung finden. Die Modellierung als Kointegrationsbeziehung erlaubt es, eine Langfristbeziehung zu berücksichtigen, die von kurzfristigen konjunkturellen Einflüssen überlagert ist. Das resultierende Fehler-Korrektur-Modell ermöglicht es, kurzfristige (konjunkturbezogene) Einkommenselastizitäten von den langfristigen (trendwachstumbezogenen) Elastizitäten zu unterscheiden. Das Modell wird auf US-Daten für einen vierzigjährigen Zeitraum (1968-2008) angewendet. Einbezogen wird das Spendenaufkommen insgesamt und seine Komponenten: individuelle Spenden, Unternehmensspenden, Stiftungsspenden und Erbschaften für wohltätige Zwecke. Im Vergleich zum Referenzfall des Steueraufkommens, stellt das US-Spendenaufkommen tatsächlich eine relative stabile Finanzierungsquelle dar. Das Spendenaufkommen insgesamt ist durch eine konjunkturelle Volatilität gekennzeichnet, die derjenigen der indirekten Steuern entspricht. Hinter diesem Gesamtbild verbergen sich allerdings sehr unterschiedliche Kurzfristelastizitäten der verschiedenen Spenden-Komponenten. Während Individual- und Unternehmens- Spenden recht sensitiv auf konjunkturelle Schwankungen reagieren, stabilisieren Spenden von Stiftungen und durch Erbschaften das aggregierte Spendenaufkommen über den Konjunkturzyklus. Diese Pufferfunktion von wohltätigen Vermächtnissen und Stifungsfinanzierungen ist bislang in der Literatur zu wenig beachtet worden. Die Ergebnisse in Bezug auf das nominale (und noch starker das reale) Langfrist-Wachstum ergeben ebenfalls ein vorteilhaftes Bild: Das Spendenaufkommen profitiert überproportional von der Vermehrung der ökonomischen Ressourcen einer Volkswirtschaft. Dies gilt besonders ausgeprägt für die Stiftungsfinanzierung, die sehr elastisch auf nominales und reales Wachstum reagiert. Der Vergleich dieser Resultate mit den Elastizitäten der mikroökonometrischen Spenden- Literatur deutet auf die Existenz sozialer Multiplikatoren für das US-Spendenverhalten hin: Die Makro-Elastizitäten sind im oberen Bereich des aus den Mikro-Studien bekannten Bandes. Dieser Befund ist konsistent mit der Existenz sozialer Multiplikatoren und der wechselseitigen Verstärkung individueller Spendenaktivitäten.
Heinemann, Friedrich (2010), Voluntary Giving and Economic Growth: Time Series Evidence for the US, ZEW Discussion Paper Nr. 10-075, Mannheim.