Auftaktkonferenz zum Forschungsprogramm SEEK mit Ministerpräsident Mappus und EU-Forschungskommissarin Geoghegan-Quinn am ZEW
SEEKZur Auftaktkonferenz des Forschungsprogramms "Strengthening Efficiency and Competitiveness in the European Knowledge Economies" (SEEK) am 4. März 2011 in Mannheim konnte ZEW-Präsident Wolfgang Franz rund 200 Teilnehmer aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft aus 20 Ländern begrüßen. Eröffnet wurde die Konferenz vom Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, Stefan Mappus, sowie der EU-Forschungskommissarin Máire Geoghegan-Quinn.
An ihren Vortrag schloss sich eine hochkarätige Podiumsdiskussion an. Andrew W. Wyckoff von der OECD, David C. Mowery von der University of Berkeley Haas School of Business, Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung und Dietmar Harhoff, Professor der Ludwig-Maximilians-Universität München und Direktor von INNO-tec, diskutierten, wie es Europa gelingen kann, im Wettbewerb mit den USA, Asien und anderen aufstrebenden Volkswirtschaften für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu sorgen, das unter schonendem Umgang mit den endlichen Ressourcen unserer Welt Beschäftigung und Wohlstand schafft.
In seiner Begrüßungsansprache dankte Wolfgang Franz zunächst Ministerpräsident Mappus dafür, dass das Land Baden-Württemberg das Forschungsprogramm SEEK finanziert. Er umriss noch einmal den Auftrag des SEEK-Programms, Politik und Wirtschaft intelligente Wege aufzuzeigen, wie die wissensbasierten Volkswirtschaften in Europa weiterhin innovativ bleiben und im internationalen Wettbewerb um Talente, Ressourcen und Wissen ihren Wohlstand bewahren können.
Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Stefan Mappus, legte in seiner Rede dar, dass Europa derzeit nicht in "Bestform" sei. Dies sei einerseits die Folge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, andererseits müsse Europa aber auch mit den Folgen der demografischen Entwicklung sowie der Überschuldung öffentlicher Haushalte zurecht kommen. Hier hake die "Europa 2020-Strategie" der EU ein, zu deren Umsetzung das SEEK-Forschungsprogramm beitragen solle. "Europa und auch Baden-Württemberg setzen auf neue Modelle des Wissenstransfers, um gestärkt aus der aktuellen Krise hervorzugehen", sagte Mappus. Das Spitzenforschungsprogramm SEEK, das das ZEW gemeinsam mit Partnern aus aller Welt umsetze, sei ein leuchtendes Beispiel dafür, wie die Wissenschaft die Politik mit konkreten Handlungsempfehlungen beraten könne. Er umriss die Entwicklung Baden-Württembergs vom armen Agrarland zu Deutschlands Innovationsschmiede. Diese Erfolgsgeschichte sei nur möglich gewesen, weil Baden-Württemberg immer den Aufstieg durch Bildung gefördert habe. "Und so wird es auch bleiben", versicherte der Ministerpräsident zum Abschluss seines Vortrags.
Máire Geoghegan-Quinn, Kommissarin der EU für Forschung, Innovation und Wissenschaft, lobte Baden-Württemberg als "Europe's Leading Powerhouse of Innovation". Dennoch dürfe sich das Land, wie Europa insgesamt, nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Bereits in wenigen Jahren könnten aufstrebende Länder wie etwa China und Indien Europa in seinen Innovationsanstrengungen überholt haben. "Der Start des SEEK-Forschungsprogramms am ZEW macht deutlich, dass Baden-Württemberg seine Position unter den führenden wissensbasierten Wirtschaftsräumen behaupten möchte", sagte Geoghegan-Quinn. Damit sei Baden-Württemberg ein Vorbild für die gesamte EU. Das was Baden-Württemberg erreicht habe, wolle die EU insgesamt auch erreichen. Deshalb dürften die Mitgliedstaaten der EU das Ziel nicht aus den Augen verlieren, drei Prozent des EU-weiten Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung zu reinvestieren. Die Konsolidierungsanstrengungen der EU-Mitglieder dürften nicht zu Lasten von Bildung und Wissenschaft gehen. Sie werde all ihre Kraft dafür einsetzten, dass sich die EU zu einer "Innovation Union", einer hochinnovativen Gemeinschaft entwickle, erklärte die Kommissarin.
Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung rückte im Rahmen der Podiumsdiskussion den "Wettlauf der Instrumente" zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten und der EU im Hinblick auf die Forschungs- und Innovationsförderung in den Mittelpunkt. Andrew W. Wyckoff, Direktor für Wissenschaft, Technologie und Industrie bei der OECD, erläuterte, dass die globale Finanz- und Wirtschaftskrise dazu geführt habe, dass die Staaten weltweit Innovationsförderung als Konjunkturstimulus nutzen. Dies sei ein Novum - Innovationsförderung habe sich durch die Krise zur "Mainstream-Policy" entwickelt. Am Beispiel amerikanischer Universitäten zeigte David C. Mowery von der University of Berkeley den Widerspruch und die damit zusammenhängenden Probleme auf, einerseits Patente zu entwickeln, andererseits aber auch Technologie-Transfer leisten zu müssen. "Das hiesige Bildungssystem ist die Achillesferse für Innovationen in Deutschland", erklärte Dietmar Harhoff von der Ludwig-Maximilians-Universität München und rückte in den Blick, dass zu wenige junge Menschen in Deutschland mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer studieren. An die Paneldiskussion, die von Georg Licht, Leiter des Forschungsbereichs Industrieökonomik und Internationale Unternehmensführung am ZEW, geleitet wurde, schloss sich eine rege Diskussion mit den geladenen Teilnehmern an.
Am Ende des Konferenztages fand ein festliches Abendessen im Gesellschaftshaus der BASF in Ludwigshafen statt. Bernhard Nick, President des Bereichs Verbund Site Management Europe und Werksleiter des Verbundstandorts Ludwigshafen der BASF, begrüßte die Teilnehmer der SEEK-Konferenz. In seiner Dinner-Speech machte er deutlich, dass es auf Dauer nicht funktionieren könne, wenn die entwickelten Volkswirtschaften zwar Ideen generierten, diese aber in den weniger entwickelten Ländern in Produktion gingen. Innovation und Fertigung gehörten zu Europa, sagte Nick. Die Auslagerung der Produktion würde langfristig dazu führen, dass auch die Innovationen aus Europa abwanderten.
Weitere Informationen zu SEEK sowie einen Livestream des ersten Konferenztages finden Sie auf der Internetseite des Forschungsprogramms.