ZEW Lunch Debate in Brüssel - Arbeitsmarktökonom Holger Bonin sieht EU-Jugendgarantie kritisch

ZEW Lunch Debate in Brüssel

Mehr als 7,5 Millionen junge Menschen in der EU sind derzeit arbeitslos oder haben keinen Ausbildungsplatz. Die EU reagiert aktuell darauf mit der sogenannten Jugendgarantie. Demnach sollen die Mitgliedstaaten dafür sorgen, dass Nachwuchskräfte unter 25 Jahren binnen vier Monaten nach ihrem Ausbildungsabschluss oder nachdem sie arbeitslos geworden sind, ein Job- oder Ausbildungsangebot erhalten. Kann so die Jugendarbeitslosigkeit in Europa am besten bekämpft werden? Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) setzt sich kritisch mit dieser Frage auseinander – bei der inzwischen fünften ZEW Lunch Debate am 18. November 2014 in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Brüssel.

Praktikable Strategien sind derzeit dringender gefragt denn je, um jungen Menschen den Zugang zu den europäischen Arbeitsmärkten zu ermöglichen und soziale Ungleichgewichte auszubalancieren – vor allem mit Blick auf Länder wie Spanien, Italien und Portugal, die unter extrem hoher Jugendarbeitslosigkeit leiden. Eine aktuelle ZEW-Studie im Auftrag der Robert Bosch Stiftung nennt Bedingungen dafür, der Lage  Herr zu werden. Aus Sicht der Forscher sind etwa die Schaffung von mehr und vor allem von hochwertigen Arbeitsplätzen für Berufsanfänger und eine nachhaltige Arbeitsmarktpolitik notwendig, die staatliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen vermeidet, um die Jugendarbeitslosigkeit effektiv zu bekämpfen.

„Eine allgemeine Jugendgarantie, wie sie die EU nun verfolgt, ist keine gute Idee“, so Holger Bonin, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte, Personalmanagement und Soziale Sicherung“ und federführender Autor der Studie. Hintergrund: Die empirischen Daten, auf denen die Untersuchung basiert, deuten darauf hin, dass sich nichts effektiv verbessert, wenn der Staat allein mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in die Offensive geht. Vielmehr sprechen die Forschungsergebnisse für eine Reform der Arbeitsmarktinstrumente und Bildungssysteme in den EU-Mitgliedstaaten, die von der Jugendarbeitslosigkeit besonders betroffen sind. Die Diskussion darüber ist der Dreh- und Angelpunkt der bevorstehenden ZEW Lunch Debate in Brüssel.

Neben Holger Bonin sitzen dabei die Europaparlamentarierin Jude Kirton-Darling von der britischen Labour Party, Dr. Max Uebe als Referatsleiter der Generaldirektion für Beschäftigung, Soziales und Inklusion der Europäischen Kommission sowie Dr. Gerhard Dambach von der italienischen Robert Bosch Aktiengesellschaft (S.p.A.) auf dem Podium.

Die Diskussionsreihe ZEW Lunch Debates bringt seit März 2014 Experten zusammen, die für die Dauer einer Mittagspause aktuelle wirtschaftspolitische Herausforderungen in Europa unter die Lupe nehmen. Die regelmäßig in Brüssel stattfindenden Veranstaltungen bieten Gelegenheit zu kontroversen und offenen Debatten – mit wachsendem Zuspruch.

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Felix Kretz
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