Business Angels spielen eine tragende Rolle für Forschung und Innovationen in Europa
ZEW Lunch Debate in BrüsselPrivatpersonen, reich an Erfahrung und finanziellen Mitteln, zählen europaweit zu den wichtigsten Investoren für Gründer und junge Unternehmen im Bereich Forschung und Innovationen. Diese sogenannten Business Angels sind allerdings oft abseits staatlicher Förderung aktiv und weitgehend unsichtbar für eine breitere Öffentlichkeit. Welche Bedeutung haben Business Angels und ihre Investitionen für die europäischen Risikokapitalmärkte? Welche Forderungen stellen sie an die Politik und wie kann Europa als Innovationsstandort stärker vom unternehmerischen Engagement der Business Angels profitieren? Eine aktuelle Studie unter Beteiligung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, widmet sich diesen Fragen – und stellt damit die Diskussionsgrundlage für die nächste ZEW Lunch Debate am 22. November 2017 in der Brüsseler Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der Europäischen Union.
Mehr als 800 Business Angels aus zehn EU-Mitgliedstaaten wurden für die Studie zum Thema „Business Angel Funding“ befragt, ihre Struktur, ihr Investitionsverhalten und ihre Erwartungen an die nationale und europäische Politik aufgeschlüsselt und ausgewertet. 93 Prozent der Umfrageteilnehmer offenbarten dabei, dass ihr finanzielles Engagement zuletzt in Unternehmen floss, die auf Prozess- und Produktinnovationen setzen. Diese Unternehmen arbeiten vor allem im High-Tech-Sektor, sind in unmittelbarer Nähe zum Wohnsitz ihres Business Angels angesiedelt, erwirtschaften noch keine Gewinne, beschäftigen etwa einen bis fünf Mitarbeiter/innen und sind zum Zeitpunkt der ersten in sie investierten Mittel etwa zwischen 100.000 Euro und einer Million Euro wert.
Was das Investitionsverhalten der Business Angels indessen bremst, sind die sehr unterschiedlichen Rechtsgrundlagen in Europa. Die Mehrheit der befragten Business Angels beklagt, dass die nationalen steuerlichen Rahmenbedingungen mit Blick auf Privatinvestitionen häufig unattraktiv sind und in einigen Ländern die Steueranreize für Investitionen in Forschung und Innovation wenig merklich sind oder auch ganz fehlen. Gleichwohl rechnen Business Angels in den meisten Ländern damit, dass ihre Investitionen künftig steigen werden. Dies gilt besonders für die Länder Mittel- und Osteuropas.
Wissenschaftler/innen aus dem ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ haben den empirischen Teil der Studie im Auftrag von Inova+, einem Beratungsdienstleister für Technologie- und Innovationsmanagement, erstellt in Zusammenarbeit mit „Business Angels Europe“ (BAE), der „European Trade Association for Business Angels, Seed Funds and Early Stage Market Players“ (EBAN) und der britischen University of East Anglia.
Über die Ergebnisse der Studie und die damit verbundenen wirtschaftspolitischen Auswirkungen diskutieren bei der ZEW Lunch Debate zum Thema „On Angel’s Wings: Can Business Angels Stimulate European Innovation?“
- Dr. Georg Licht, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“
- Philippe Gluntz, BAE-Präsident
- Helen Köpman, stellvertretende Referatsleiterin „Innovation“ bei der Generaldirektion Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologien (DG Connect) der EU-Kommission
- Eurico Neves, Gründer und Geschäftsführer von Inova+
Vor der Debatte wird Dr. Maikel Pellens, Senior Researcher im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ das Titelthema der Veranstaltung sowie zentrale Ergebnisse der Studie beleuchten. Moderiert wird die Podiumsdiskussion von Dr. Ute Günther, Vorstandsmitglied im Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. (BAND) sowie BAE-Vizepräsidentin.
Bei der Diskussionsreihe ZEW Lunch Debates kommen seit 2014 Experten zusammen, um zur Mittagszeit aktuelle wirtschaftliche Herausforderungen in Europa zu diskutieren. Die regelmäßig in Brüssel stattfindende Veranstaltung bietet Gelegenheit zur kontroversen, offenen und engagierten Debatte.