Fairer Fußball-Wettbewerb – Im Spiel und auch bei der Medienübertragung

Standpunkt

ZEW-Präsident Achim Wambach plädiert für einen fairen Fußball-Wettbewerb, auch bei der Medienübertragung.

Diese Woche rollt der Ball auch wieder in der ersten Fußball-Bundesliga. Die zweite Liga hat bereits begonnen, und die Absteiger der vergangenen Saison, der 1. FC Köln sowie der HSV, werden alles daran setzen, wieder in die erste Liga zurückzukommen. Dort werden alle versuchen, die Bayern davon abzuhalten, zum siebten Mal in Folge deutscher Meister zu werden. Die Fans hoffen auf einen spannenden Wettbewerb. Wenn es allerdings um die Vermarktung der Spiele geht, spielt Wettbewerb keine Rolle. Die Rechte an diesen Spielen vermarktet nur einer – die Deutsche Fußball Liga (DFL). Und das ist ein Milliardengeschäft. Für die vier Spielzeiten 2017/18 bis 2020/21 erhält die DFL 4,64 Milliarden Euro.

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Aus wettbewerblicher Sicht ist dies allerdings keine Selbstverständlichkeit. Alle Bundesligavereine haben zugestimmt, dass die DFL diese Vermarktung übernimmt. Was ist da anders als bei einem Kartell?

Dass dies nicht so sein muss, zeigt das Beispiel Spanien. Dort haben bis vor zwei Jahren die Vereine die Fernsehrechte an den eigenen Spiele selber verkauft, bis dann per Gesetz von der Regierung verordnet wurde, dies gemeinsam zu machen, um die Einnahmen zu erhöhen.

Nun sind die Rechte an der Übertragung juristisch nicht klar definiert. Deswegen ist es schwer zu sagen, ob sich hier die Vereine zusammentun, also eine Absprache treffen, oder ob diese Rechte sowieso bei der DFL liegen. Vermutlich trifft von beidem etwas zu. Und beides entspricht möglicherweise nicht dem fairen Wettbewerbsgedanken. Entweder handelt es sich um ein Kartell der Vereine, oder aber die DFL hat eine marktbeherrschende Stellung, die sie missbräuchlich ausnutzen könnte.

In Deutschland achtet deshalb das Bundeskartellamt darauf, dass das gemeinsame Vorgehen bei der Vermarktung der Medienrechte nicht zu schädlich für Bieter und Zuschauer ist. Bei der Vergabe von TV-Übertragungsrechten für die Bundesliga im Jahr 2008 hat es die zeitnahe Free-TV Highlight-Berichterstattung vor 20 Uhr durchgesetzt und damit die „Sportschau“ gerettet. 2012 wurde die DFL dazu verpflichtet, auch ein Angebot attraktiver Inhalte für kleine Bieter zu schaffen. Und schließlich, 2016, wurde das Alleinerwerbsverbot für die Live-Übertragung durchgesetzt – seitdem gibt es neben Sky einen zweiten Anbieter, nämlich Eurosport, bei dem man nun die Freitagsspiele live verfolgen kann.

Nächster Problemfall Champions League

Bei der Vermarktung der Spiele der Bundeliga wird gerne das Argument gebracht, dass die Liga auf hohe Einnahmen setzen müsse, um im europäischen Wettbewerb mithalten zu können. Das mag so sein. Umso wichtiger wäre es, wenn hier der Wettbewerbsarm der Europäischen Kommission einheitliche Regeln in ganz Europa festlegen würde.

Das Argument für hohe Einnahmen im Wettbewerb zieht aber nicht beim nächsten Problemfall – der Champions League. Diese Spiele werden durch die UEFA zentral vermarktet. Seit die EU-Kommission dies 2003 überprüfte, hat sich nie wieder eine Wettbewerbsbehörde mit der Vergabe der Fernsehrechte bei diesem Wettbewerb befasst. Das hat dazu geführt, dass von der nächsten Saison an bis vorerst zur Spielzeit 2020/21 in Deutschland erstmalig die Spiele nicht mehr im deutschen Free-TV zu sehen sein werden, sondern nur noch über Pay-TV. Eine Ausnahme wird nur gemacht, wenn eine deutsche Mannschaft es ins Finale schaffen sollte. Also Daumen drücken!

Auch bei der Champions League wäre es Aufgabe des Bundeskartellamts, sich diese Vergabe genauer anzuschauen, zumindest solange die EU-Kommission nicht aktiv wird. Genau das hat auch die Monopolkommission in ihrem aktuellen Gutachten angemahnt.

Und wo wir dabei sind: Die gerade beendete Fußball-Weltmeisterschaft, mit einem enttäuschenden Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft, wurde auch zentral vermarktet. Die FIFA hat Milliarden damit verdient. Ist auch dies die missbräuchliche Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung? Spätestens wenn die FIFA dazu übergeht, die Einnahmen noch weiter zu steigern, indem sie die Spiele über Pay-TV vermarktet, wird es auch hier Zeit, dass die Wettbewerbsbehörden einschreiten.

Dieser Beitrag ist zuerst in längerer Version am 16. August 2018  in der "Süddeutschen Zeitung" erschienen.

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Prof. Achim Wambach, PhD
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