Innovationskonferenz 2019: Künstliche Intelligenz und Patentrecht im Fokus
KonferenzenWie kann künstliche Intelligenz (KI) gemessen werden? Welche Möglichkeiten bestehen bei einer Verletzung des Patentrechts? Wie kann der Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Industrie verbessert werden? Diese und weitere Fragen standen im Fokus der achten ZEW/MaCCI-Konferenz zur Innovationsökonomik und Patentforschung. Die international renommierte Konferenz wurde am 16. und 17. Mai 2019 gemeinsam vom ZEW und dem Mannheim Centre for Competition and Innovation (MaCCI) ausgerichtet.
In 20 parallelen Sessions sowie je zwei Keynotes und Invited Sessions mit eingeladenen Referenten/-innen diskutierten mehr als 100 internationale Gäste bei der diesjährigen ZEW/MaCCI-Konferenz zu aktuellen Forschungsfragen rund um die Themen Innovation und Patentrechte. Die hohe Reputation der Konferenz in der Fachwelt spiegelte sich in über 140 eingereichten Forschungsbeiträgen wider, von denen 62 zur Vorstellung auf der Konferenz eingeladen wurden. Höhepunkte der Veranstaltung waren die Keynotes von Prof. Dietmar Harhoff, Direktor des Max-Planck Instituts für Innovation und Wettbewerb in München, und Timothy Simcoe, Associate Professor of Strategy & Innovation an der Questrom School of Business der Boston University in den USA.
Weiterentwicklungen bei der Messung von künstlicher Intelligenz
In seiner Keynote erläuterte Dietmar Harhoff die Herausforderungen bei der Messung künstlicher Intelligenz und betrachtete ihre Entwicklung innerhalb der letzten Jahrzehnte. Er verdeutlichte das Fehlen einer einheitlichen Definition von KI und betonte das notwendige Fingerspitzengefühl beim Erstellen neuer Indikatoren aufgrund ihrer hohen Relevanz in der aktuellen politischen Debatte. Darüber hinaus untersuchte er die Attraktivität des deutschen Forschungssystems für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mit dem Forschungsschwerpunkt künstliche Intelligenz. Insbesondere die skandinavischen Länder und die Schweiz sind danach besser in der Lage als Deutschland, Forschende zu rekrutieren.
Auswirkungen von Patentverletzungen und Rechtsstreits auf Innovationsanreize
Die Rechtsmittel von Unternehmen, deren Patentrechte verletzt wurden, betrachtete der amerikanische Ökonom Timothy Simcoe in seinem Keynote-Vortrag. Im Mittelpunkt stand unter anderem der Rechtsstreit zwischen ebay und MercExchange im Jahr 2006, der eine gravierende Änderung des US-Patentsystems nach sich gezogen hat. Danach kann ein Unternehmen nicht mehr automatisch einen Unterlassungsentscheid gegen das patentverletzende Unternehmen erwirken, sondern Gerichte entscheiden fallbasiert über eine Unterlassung oder Schadensersatz. Während vielfach argumentiert wird, dass damit die Anreize für Unternehmensinvestitionen in Forschung und Entwicklung verringert werden, konnte Simcoe zeigen, dass diese Änderung des Patentrechts nicht zu einem Rückgang der allgemeinen Innovationsaktivitäten in den USA geführt hat.
Konferenz bot breites Themenspektrum zu Innovationsforschung
Neben den Keynotes wurde eine Vielzahl weiterer Themen behandelt. In der ersten Invited Session diskutierten Prof. Elisabetta Iossa von der Universität Rome Tor Vergata in Italien und ZEW Research Associate Prof. Dirk Czarnitzki von der KU Leuven, Belgien, beispielsweise über das Potenzial des öffentlichen Beschaffungswesens als Instrument zur Innovationsförderung. So führte Czarnitzki aus, dass die Änderungen der deutschen Vergaberechtsnovelle im Jahr 2009, mit der die Rahmenbedingungen für innovative öffentliche Beschaffung geschaffen wurden, in Folge zwar zu einem höheren Innovationsergebnis geführt hat, jedoch nur bei inkrementellen und nicht bei radikalen Innovationen. In der zweiten Invited Session sprachen Prof. Julia Lane von der New York University, USA, und Juan Mateos-Garcia von der britischen Innovationsstiftung NESTA in London über die Rolle des maschinelles Lernens und Big Data in der Innovationsökonomik. Das Themenspektrum der parallelen Sessions reichte vom Wissens- und Technologietransfer über die Anreize zur Durchführung von Innovationsaktivitäten, die Bewertung innovations- und forschungspolitischer Instrumente bis hin zur detaillierten Analyse verschiedener Patentsysteme.