Preisbildung und Risiko von Immobilieninvestments im Fokus

Konferenzen

Elfte ReCapNet-Konferenz am ZEW

Die Teilnehmenden der 11. ReCapNet-Konferenz am ZEW Mannheim kamen aus aller Welt.

In diesem Jahr fand am 14. und 15. November die elfte Real Estate and Capital Markets Network (ReCapNet)-Konferenz am ZEW statt. Rund vierzig internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutierten aktuelle Forschungsergebnisse rund um das Thema „Real Estate Asset Pricing“, der Preisgestaltung von Immobilienanlagen. Fragen rund um Preisbildung und Risiko von Immobilieninvestments standen bei Keynote und Präsentationen von Forschungspapieren im Fokus.

In seinem Keynote-Vortrag widmete sich Jacob Sagi, Professor an der University of Northern Carolina at Chapel Hill in den USA, den neuen Entwicklungen der Forschung zur Preisgestaltung von Immobilienanlagen für Kapitalanlagen in gewerbliche Immobilien. Im ersten Teil seines Vortrags konzentrierte er sich eauf die Preisbildung individueller Objekte und präsentierte einen Modellansatz, der Suchkosten, zufallsbedingtes Matching von Angebot und Nachfrage sowie die üblicherweise geringe Liquidität des Immobilienmarktes berücksichtigt. Der zweite Teil seines Vortrags widmete sich dem Thema der Preis- und Risikomodellierung im Portfoliokontext. Zunächst stellte er fest, dass die Bestimmung von Markt-Betas von Immobilienportfolios kaum möglich sei, da Immobilien nicht regelmäßig gehandelt werden und die üblicherweise verwendeten Indizes zur Abbildung der Marktpreise nicht die erforderlichen statistischen Eigenschaften aufweisen. Daher entwickelte Sagi einen alternativen Ansatz zur Bestimmung des Einflusses gesamtwirtschaftlicher Risiken auf die Preisbildung von Immobilienportfolios, bei dem Konjunktur-, Inflations- und Zinsrisiken einfließen.

Forschungspapiere zu aktuellen Fragen des Real Estate Asset Pricing

Im Verlauf der ReCapNet-Konferenz wurden zwölf ausgewählte Forschungspapiere von den Forschenden präsentiert. Unter anderem wurden folgende Fragestellungen diskutiert:

  • Wird das Risiko, dass sich Real Estate Investment Trusts (REITs) in Bezug auf ihre Anlageobjekte räumlich auf bestimmte Regionen konzentrieren, in den Erträgen honoriert?
    Hier zeigte die vorgestellte Studie, dass REITs mit einer stärkeren räumlichen Konzentration im Durchschnitt einen höheren Ertrag erwirtschaften als räumlich breiter diversifizierte REITs.
  • Gibt es spezielle Asset-Pricing-Modelle, die die Aktienkurse von Immobilienunternehmen besser erklären, als die Standardmodelle?
    Das Fama-French-Modell, erweitert um einen Momentum-Faktor, ist das Standardmodell für Asset-Pricing, beziehungsweise für die Erklärung von Aktienkursen und Kursrisiken. Dieses Modell wurde in der vorgestellten Studie um einen Faktor erweitert, der die räumliche Distanz der Investitionen von Immobilienunternehmen (die meisten davon REITs) abbildet. Dieser Faktor liefert einen signifikanten Erklärungsbeitrag und sollte daher bei der Messung des Risikos, zusätzlich zu den Faktoren des Standardmodells, berücksichtigt werden.
  • Wie stark ist der Einfluss von regionalen und lokalen Faktoren auf Immobilienpreise?
    In einer Studie zum US-Häusermarkt zeigte sich, dass der Einfluss von regionalen und lokalen Faktoren auf die Preise weniger stark ist, als vermutet. So tragen die lokalen Risikofaktoren nur in 39 von 179 Metropolregionen signifikant zur Erklärung der Häuserpreise bei. Umgekehrt scheint der Einfluss von US-weiten Risikofaktoren auf den Häusermarkt höher zu sein als zuvor gedacht. Zudem weisen Häuserpreise und Aktienkurse keine signifikante Korrelation auf, daher leisten Immobilien einen deutlichen Beitrag zur Risikodiversifikation von Aktienportfolios.

ReCapNet-Konferenz bietet Austausch für das Forschungsnetzwerk

Die diesjährige Konferenz bot wieder die Möglichkeit für einen intensiven fachlichen Austausch und die Diskussion der neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse des etablierten Forschungsnetzwerks im ZEW. Das Konzept der Konferenz – Konzentration auf aktuelle Forschungsthemen an der Schnittstelle von Immobilien- und Kapitalmärkten sowie die Begrenzung auf 30 bis 40 ausgewählte internationale Teilnehmer/-innen – hat sich als wichtiger Erfolgsfaktor erwiesen. Die nächste ReCapNet-Konferenz wird am 12. und 13. November 2020 stattfinden. Das Thema wird sich dann um die Interaktion von Immobilienmärkten und globalen Trends wie beispielsweise der Urbanisierung oder dem demografischen Wandel drehen. Der Call for Papers wird im Frühjahr 2020 veröffentlicht.

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