Die grüne Transformation für Wachstum nutzen

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Europäischer Abend am ZEW Mannheim

Ein exklusiver Teilnehmerkreis von 30 Personen verfolgte die Podiumsdiskussion vor Ort am ZEW Mannheim, während ein Livestream alle Interessierten teilhaben ließ.

Der europäische Green Deal ist ambitionierter Klimaschutzplan der EU, dessen Umsetzung einige Fragen offen lässt. Was es braucht, damit Europa bis zum Jahr 2050 klimaneutral wird, darüber diskutierten beim Europäischen Abend am ZEW Mannheim die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, der ehemalige EU-Kommissar Günther H. Oettinger sowie Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenabschätzung, und ZEW-Präsident Achim Wambach. Corona-bedingt war nur ein exklusiver Teilnehmerkreis von 30 Gästen vor Ort zugelassen. Aber alle Interessierten konnten den Festakt zum Abschluss des SEEK-Forschungsprogramms an den heimischen Bildschirmen über einen Livestream verfolgen. Die Moderation der Podiumsdiskussion übernahm der Journalist Johannes Pennekamp.

Europäischer Abend am ZEW: Zehn Jahre SEEK

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Unter dem Motto „Green Deal für Europa – Grüne Transformation nach Corona?“ diskutierten die Teilnehmer/-innen der Paneldiskussion über Wachstumsmöglichkeiten in Europa vor dem Hintergrund der Klimapolitik der EU. Gerade Baden-Württemberg und seine Automobilindustrie stellt der Green Deal vor eine große Herausforderung. „Man sollte sich nicht zu früh festlegen, dass man die richtige Lösung hat“, sagte Theresia Bauer, Landesministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst. „Wir brauchen Technologieoffenheit und den Mut, die Wissenschaft Lösungen erarbeiten zu lassen.“ Die Landesregierung wolle gemeinsam mit Automobilherstellern und Zulieferern die grüne Transformation anpacken. „Wir müssen auch unsere Hochschullandschaft in Sachen Ingenieursausbildung in rasantem Tempo weiterentwickeln“, so Bauer.

EU-Mitgliedsstaaten beim Klimaschutz zusammenbringen

Der Umweltökonom Ottmar Edenhofer unterstrich den Ehrgeiz der Kommissionspläne: „Der Kohleausstieg, wie er in Deutschland beschlossen wurde, ist durch die Ankündigung von Frau von der Leyen längst Makulatur.“ Er plädierte dafür, die CO2-Bepreisung auszuweiten, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. „Grundsätzlich ist der CO2-Preis deshalb ein hervorragendes Instrument, weil er Anreize setzt, dass diejenigen Emissionen reduzieren, für die es am günstigsten ist. Wer bis 2050 Neutralität herstellen will, kann das nicht mit planwirtschaftlichen Instrumenten machen, sondern muss die Kraft und die Innovationen des Marktes nutzen“, so Edenhofer. Ein weiterer Vorteil der CO2-Bepreisung besteht ihm zufolge darin, dass sie der Politik Einnahmen beschert, um soziale Härten beim Klimaschutz auszugleichen.

ZEW-Präsident Achim Wambach sieht die entscheidende Voraussetzung für den Erfolg des Green Deal, dass die Unternehmen in Europa den Strukturwandel meistern: „Der Großteil der Forschung und Entwicklung findet in den Unternehmen statt. Sie müssen wissen, es lohnt sich zu investieren.“ Zugleich forderte er von der EU funktionsfähige Entscheidungsprozesse ein. „Die Herausforderung wird darin bestehen, die Mitgliedsstaaten zusammenzubringen. Wenn wir es in der EU nicht schaffen, wie soll es uns dann weltweit gelingen?“, so Wambach. Seiner Ansicht nach wird Europa nur dann bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden, wenn bis 2030 auch die USA und China von diesem Weg überzeugt sein werden. „Wenn wir darin scheitern, die Transformation international zu gestalten, dann wird auch die Stimmung in Deutschland kippen. Deshalb müssen wir Strukturen schaffen, die diese internationale Gemeinsamkeit fördern“, forderte er.

Auch der frühere EU-Kommissar und ehemalige Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg Günther H. Oettinger stellte klar: „Nur wenn der Strukturwandel in der Industrie gelingt und die Industriewertschöpfung hier bleiben kann, werden die Zentral-Osteuropäer mitmachen und auch andere Weltregionen den Green Deal als Vorbild begreifen.“ Er äußerte die Sorge, dass für den Green Deal vorgesehene Finanzmittel nicht streng genug an Auflagen geknüpft seien. „Die länderspezifischen Empfehlungen der EU-Kommission müssen scharf gestellt werden. Ansonsten werden einige Länder das Geld für laufende Ausgaben verwenden. Italien beispielsweise bräuchte eine Reformagenda, um seinen Standort zu ertüchtigen.“ Insgesamt zeigte Oettinger sich vorsichtig optimistisch, was das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2050 angeht: „Wir werden es schaffen, wenn die Forschung neue Technologien hervorbringt, die einen schnelleren Reduktionspfad ermöglichen“, lautete seine Prognose.

ZEW führend in der Europaforschung

Anlass der Veranstaltung war der Abschluss des internationalen Forschungsprogramms „Strengthening Efficiency and Competitiveness in the European Knowledge Economies“ (SEEK) nach zehn Jahren Förderung durch das Land Baden-Württemberg. SEEK habe das ZEW Mannheim weit voran gebracht, betonte Wambach: „Wir sind jetzt bei der Europaforschung exzellent positioniert.“ Dank SEEK habe das Institut eine kontinuierliche Präsenz in Brüssel erhalten und sich mit anderen Forschungsinstituten international vernetzt. Auch Oettinger, der das Leuchtturmprojekt im Jahr 2010 mit initiiert hatte, stellte fest: „Die europäische Kompetenz ist in Mannheim besonders zu Hause.“

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer würdigte die wissenschaftliche Politikberatung, die das ZEW Mannheim leistet – nicht nur im Land, sondern auch auf Bundesebene und in Europa. „SEEK hat dabei mitgeholfen, dass sich das ZEW hervorragend entwickelt hat. Auch wenn es jetzt ausläuft, ist die Marke grandios gewachsen.“ Sie kündigte zudem an: „Wir werden versuchen, einen Innovationscampus zu errichten, um das Thema Gesundheit und Gesundheitsökonomie in der Metropolregion noch weiter zu stärken.“ Die Rhein-Neckar-Region habe das Potenzial, bei Gesundheitsthemen ein internationaler Leuchtturm zu sein. „Ich würde mich sehr freuen, wenn das ZEW in diesem Zusammenhang eine herausgehobene Rolle spielt. Es kann hier einen substanziellen Beitrag leisten“, schloss Bauer.

Die Veranstaltung wurde unterstützt vom Programm „Dialog der Klimaökonomie“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

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