Ökonominnen und Ökonomen weiter zuversichtlich für die deutsche Wirtschaft

Die aktuellen Konjunkturtableaus zeigen einen leichten Rückgang der Wachstumsprognosen für Deutschland um 0,1 Prozent. Die Ökonomen/-innen sind jedoch zuversichtlich, dass die deutsche Wirtschaft sich inzwischen auf einem relativ robusten Wachstumspfad befindet.

Die Expertinnen und Experten für Konjunktur gehen von einer weiter anhaltenden Zunahme der Verbraucherpreise aus, schätzen diese aber nach wie vor als kurzfristiges Phänomen ein. Zudem sind die Ökonomen/-innen zuversichtlich, dass die deutsche Wirtschaft sich inzwischen auf einem relativ robusten Wachstumspfad befindet. Das zeigen die Konjunkturtableaus von ZEW und Börsenzeitung.

Die Wachstumsprognosen für Deutschland wurden für dieses Jahr von zuvor 3,6 Prozent auf aktuell 3,5 Prozent leicht gesenkt; die Medianprognosen für das nächste Jahr dagegen etwas angehoben, von 4,3 Prozent auf jetzt 4,4 Prozent. Die vorliegenden Zahlen für das zweite Quartal zeigen, dass das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Halbjahr insgesamt um ca. 0,4 Prozentpunkte zurückging.

Signale für Wachstum: Privater Konsum als Treiber

Der relativ starke Anstieg im zweiten Quartal reichte also nicht ganz aus, um den Rückgang des ersten Quartals auszugleichen. Die Ökonomen/-innen sind jedoch für ein robustes Wachstum der deutschen Wirtschaft zuversichtlich, wie auch die Prognosen für dieses und das nächste Quartal zeigen. Im zweiten Quartal waren hauptsächlich der private Konsum sowie die Staatsausgaben für das Wirtschaftswachstum verantwortlich. Die Prognosen gehen für dieses Jahr davon aus, dass im zweiten Halbjahr vor allem die Anlageinvestitionen sowie verstärkt auch der Außenhandel als Wachstumstreiber hinzukommen werden. Im nächsten Jahr soll das Wirtschaftswachstum hauptsächlich vom privaten Konsum und den Anlageinvestitionen getragen werden.

Temporäre Zunahme der Verbraucherpreise

Die neueste Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes zur Inflationsrate zeigt, dass die kräftige Zunahme der Verbraucherpreise bestehen bleibt. Im August lag die Inflationsrate mit 3,9 Prozent sogar noch leicht über dem Wert des Vormonats Juli von 3,8 Prozent. Die Expertinnen und Experten sind jedoch nach wie vor der Ansicht, dass es sich dabei nur um ein temporäres Phänomen handelt. Anders ließe sich nicht erklären, dass die Medianprognosen für dieses Jahr bei 2,6 Prozent und für 2022 bei 1,8 Prozent liegen. Auch für das Eurogebiet hat die Zunahme der Inflationsrate von 2,2 Prozent im Juli auf 3,0 Prozent im August bisher noch keine Spuren bei den Inflationsprognosen hinterlassen. Diese bleiben mit 2,0 Prozent für 2021 und 1,5 Prozent für das nächste Jahr praktisch unverändert im Vergleich zum Vormonat.

Geldpolitik der EZB in Richtung Normalsituation

Falls diese Prognosen zutreffen sollten, hätte die Europäische Zentralbank (EZB) zwar keinen Handlungsbedarf in Richtung einer harten Geldpolitik, denn das Inflationsziel würde in diesem Jahr gerade erreicht und im nächsten Jahr wieder leicht unterschritten. Sie sollte allerdings allmählich dazu übergehen, die noch immer bestehende ultralockere Geldpolitik in Richtung einer Normalsituation zu verändern. Und dies würde bedeuten, die kurzfristigen Zinsen auf Werte von leicht über null Prozent zu erhöhen. Die Expertinnen und Experten gehen allerdings sogar noch für 2022 von unverändert negativen Zinsen aus, und zwar sowohl bei kurzen als auch bei langen Laufzeiten.

Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-Zeitung

In Kooperation mit der Börsen-Zeitung veröffentlicht das ZEW seit dem Jahr 2013 monatlich Konjunkturtableaus für Deutschland und die Eurozone mit volkswirtschaftlichen Kennzahlen und Prognosen. Zahlreiche Banken und Institute veröffentlichen in unterschiedlichen Abständen Berichte über die aktuelle und voraussichtliche wirtschaftliche Lage. Aus diesen Publikationen werden die für das Tableau relevanten Informationen herausgefiltert und der Median, das Minimum und das Maximum aus den Prognosen für das jeweils laufende und dessen Folgejahr berechnet.

Die monatlich veröffentlichten Konjunkturtableaus zeigen die aktuellen Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Verwendungskomponenten des BIP, Verbraucherpreise, Industrieproduktion, Arbeitslosenquote und lang- und kurzfristige Zinsen sowie Zinsdifferenzen. Der Fokus liegt auf nationalen Informationsquellen, allerdings ergänzen die Prognosen einiger internationaler Banken und Institute die Datenbasis des Tableaus. Das Tableau für den Euroraum wird zudem noch mit Daten von europäischen Banken und Instituten erweitert.

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Dr. Michael Schröder
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