Globale Mindeststeuer: Paradigmenwechsel in der Steuerpolitik
#ZEWPodcastZEW-Ökonom Christopher Ludwig im #ZEWPodcast „Wirtschaft • Forschung • Debatten“
Längst ist bekannt, dass etliche Großkonzerne ihre Milliardengewinne in Steueroasen parken – zu Lasten der Gesellschaft. Was in den letzten Jahren weltweit zu Unmut führte soll die globale Mindeststeuer lösen. Ein einheitlicher Satz von 15 Prozent werde es internationalen Konzernen schwerer machen, ihre Gewinne am heimischen Finanzamt vorbeizuoptimieren, so die Idee. Ob die globale Mindeststeuer hält, was sie verspricht, diskutiert Christopher Ludwig, wissenschaftlicher Mitarbeiter im ZEW-Forschungsbereich „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ in der aktuellen Folge des #ZEWPodcasts „Wirtschaft · Forschung · Debatten“. Der ZEW-Steuerexperte stellt dabei auch die zweite Säule der weltweiten Steuerreformen vor, die globale Gewinnverteilung, und zeigt zentrale Kritikpunkte der auf.
„Wir haben nicht mehr diese traditionelle Wirtschaft mit Unternehmen, die irgendwo Produktionsstandorte haben, sondern wir haben jetzt viel mehr digitale Unternehmen, die global agieren“, sagt Christopher Ludwig im Gespräch mit Podcast-Host Carola Hesch. Diese völlig neue Form des Wirtschaftens im 21. Jahrhundert habe es notwendig gemacht, Werte wie Daten zu besteuern, die völlig losgelöst von Produktionsstandorten bestehen. Neben der Mindeststeuer sei auch in der beschlossenen globalen Gewinnverteilung ein „völliger Regimewechsel“ zu sehen. Die darin angelegte „Marktstaat-orientierte-Besteuerung“ sehe nämlich vor, dass Steuern auch erstmalig zum Teil dort bezahlt werden, wo die Konsumenten sitzen.
„Unheimlich hoher Aufwand“
Doch auch mit Kritik hält sich der Ökonom nicht zurück. Auf der einen Seite hätten die Unternehmen durch die globale Gewinnverteilung einen „unheimlich hohen Aufwand festzustellen, wo sie tatsächlich Umsätze generieren“. Auf der anderen Seite würden aber auch den Steuerbehörden ein „sehr hoher administrativer Aufwand“ aufgebürdet. Ludwig sieht sogar die Gefahr, dass die neuen Regeln diplomatische Krisen hervorrufen könnten, wenn sich der deutsche Staat künftig darauf verlassen müsse, dass Länder wie China „völlig freiwillig einen Teil ihres Steuerkuchens abgeben“. Dennoch seien die weltweiten Steuerreformen notwendig, die Aufgabe jedoch auch herausfordernd: „Es ist absolut beeindruckend zu sehen, dass da 134 Länder zusammengekommen sind und sich darauf geeinigt haben“, sagt Ludwig.