Deutschland braucht mehr digitale Souveränität

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Wirtschaftspolitik aus erster Hand zum EFI Jahresgutachten 2022

Dr. Anna Christmann (links) und Prof. Dr. Irene Bertschek (rechts) im Austausch zum EFI-Jahresgutachten 2022.

Dass Deutschland bei der Digitalisierung Nachholbedarf hat, ist unbestritten. Gerade bei digitalen Schlüsseltechnologien und der digitalen Transformation des Gesundheitswesens kann die Bundesrepublik nicht mit anderen Ländern mithalten, kritisieren die Mitglieder der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) in ihrem Jahresgutachten 2022. Über die Maßnahmen, welche die Ampel-Parteien hinsichtlich der Digitalisierung vorsehen, diskutierten am 28. April 2022 Prof. Dr. Irene Bertschek, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“ und Mitglied der EFI-Expertenkommission, und Dr. Anna Christmann, Beauftragte für die Digitale Wirtschaft und Start-ups des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, im Rahmen der ZEW-Veranstaltungsreihe „Wirtschaftspolitik aus erster Hand“.

Das EFI Jahresgutachten 2022: Deutschland braucht mehr digitale Souveränität

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„Damit Deutschland bei Digitalen Technologien nicht weiter den Anschluss verliert, sollte die Förderung stärker europäisch gedacht werden“, betonte Irene Bertschek gleich zu Beginn der Veranstaltung. Ein Beispiel dafür sei das Engagement in „wichtigen Projekten von besonderem europäischen Interesse“ (Ipcei-Initativen). Die Frage, wie Deutschland der Treiber einer europäischen Technologieentwicklung sein kann, hielt auch die Bundestagsabgeordnete Dr. Anna Christmann für zentral. „Mit der Ansiedlung von Intel in Magdeburg und einer Bosch-Chipfabrik in Dresden sehen wir, dass erste Schritte passieren“, so Christmann. Chancen für Deutschland und Europa sieht die Grünen-Politikern außerdem in der Open-Source-Technologie sowie im Bereich Nachhaltigkeit. Themen wie eine Smarte Energiewende oder klimaneutrale Rechenzentren seien „noch lange nicht ausgeschöpft.“

Neue Impulse verspricht sich Christmann durch die im Koalitionsvertrag angekündigte Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI). Diese soll soziale und technologische Innovationen insbesondere an Fachhochschulen sowie kleinen und mittleren Universitäten fördern. Bertschek kritisierte in diesem Zusammenhang, dass größere Unternehmen und Universitäten nach den jetzigen Regierungsplänen als relevante Akteure vernachlässigt würden.

Elektronische Patientenakte als wichtiges Element des digitalen Gesundheitswesens

Neben digitaler Schlüsseltechnologien stellt auch die Digitalisierung des Gesundheitswesens ein Kernthema des diesjährigen EFI-Gutachtens dar. Irene Bertschek betonte, dass Digitale Technologien die Gesundheitsversorgung „nicht nur effizienter machen, sondern auch qualitativ verbessern.“ Deshalb sei es an der Zeit, eine Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen zu entwickeln und rasch umzusetzen. Einen zentralen Beitrag dazu liefere die elektronische Patientenakte. „Die Daten, die in die elektronische Patientenakte eingegeben werden, sollten möglichst einfach für Forschungszwecke freigegeben werden“, forderte Bertschek. Dem stimmte Christmann zu: Für eine bessere Datenverfügbarkeit sei es „eine wichtige Stellschraube“, dass künftig allen Versicherten eine digitale Patientenakte per Opt-out-Modell zur Verfügung stehen soll.

Positiv hob Bertschek außerdem hervor, dass Deutschland als erstes Land „Apps auf Rezept“ ermöglicht habe. Es sei nun wichtig, eine breite Akzeptanz zu schaffen. Dies könne beispielsweise über eine verbesserte Informationsbasis zur Funktionsweise und dem Mehrwert der digitalen Anwendungen gelingen, so die Ökonomin.

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