#ZEWPodcast: Was braucht es, damit wir gesund arbeiten können?

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ZEW-Ökonom Prof. Dr. Nicolas Ziebarth zur gesetzlichen Lohnfortzahlung

Im aktuellen ZEW-Podcast erklärt Prof. Nicolas Ziebarth, was aus ökonomischer Sicht für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall spricht und wie man Sozialversicherungssysteme so gestaltet, dass Menschen möglichst lange – aber auch zufrieden und gesund – bei der Arbeit bleiben. Im Gespräch mit Host Carola Hesch spricht der Ökonom auch darüber, was er unter falscher Arbeitsethik versteht und wie die Politik das Blaumachen am Arbeitsplatz verringert.

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Wer kennt es nicht: Die Nase läuft, der Rücken schmerzt – doch auf der Arbeit gibt es viel zu tun. Vielleicht nicht doch lieber zur Arbeit gehen? Was dabei häufig vergessen wird: Wer krank zur Arbeit geht, spielt mit der Gefahr, andere anzustecken: „So verbreiten sich eben Infektionskrankheiten. Die Ansteckung anderer Menschen nennen wir in der Ökonomie negative Externalitäten, die wollen wir möglichst auch minimieren“, sagt Prof. Dr. Nicolas Ziebarth im ZEW-Podcast, der seit Juli Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Arbeitsmarkt und Sozialversicherungen“ ist.

Dabei gibt es in Deutschland – zumindest finanziell gesehen – keinen Grund, krank zu arbeiten. „Seit Anfang des 19. Jahrhundert ist die gesetzliche Lohnfortzahlung in Deutschland verankert, das ist Teil unserer Sozialversicherungs-DNA“, sagt Ziebarth in der aktuellen Folge des Podcasts. International gesehen sei die Lohnfortzahlung aber eher die Ausnahme. In Schweden wird der erste Tag überhaupt nicht bezahlt und danach zahlt der Arbeitgeber 80 Prozent, erklärt der Ökonom. Und auch in den USA habe es lange Widerstände gegeben, überhaupt erst so etwas wie eine Lohnfortzahlung einzuführen: „Die Befürchtung war, dass der Arbeitsmarkt überreguliert wird Löhne sinken und Beschäftigung verloren geht“, sagt Ziebarth. Die Forschung habe aber gezeigt, dass die Effekte überwiegend positiv sind und keine großen Arbeitsmarkt-Auswirkungen nach sich ziehen, so Ziebarth, der elf Jahre in den USA gelebt hat.

Neue Lösungen für ein Sozialversicherungssystem, das unter Druck steht

Doch die gesetzliche Lohnfortzahlung ist nicht das Ende der Geschichte. Der demografische Wandels und der Fachkräftemangel verlangen innovative Lösungen. Auch neue Krankheiten wie Long-Covid oder die zunehmende Zahl an Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden, setzen das System unter Druck. Wie schafft es der Staat, in der aktuellen Situation, die Menschen möglichst lange, zufrieden und gesund, bei der Arbeit zu halten? Einen Weg sieht Ziebarth in mehr und besseren Daten. Aber auch in neuen Programmen: „Wenn Arbeitgeber zum Beispiel jeden Morgen auf freiwilliger Ebene gewisse Filterfragen abfragen: So sieht man gleich, wenn jemand in einem schlechten mentalen Zustand, unausgeschlafen ist oder sich nicht gut fühlt. Es wäre gut, wenn wir mehr solche Pilotprojekte hätten.“