Standardisierte Altersvorsorgeprodukte einführen

Forschung

Quelle: Für die Jahre 2002–09: SAVE 2003–10 (Börsch-Supan et al. 2015); für 2010–17: PHF (eigene Berechnungen).

Fast jeder dritte Haushalt besitzt keine zusätzliche Altersvorsorge, dadurch kann es im Alter zu einer Rentenlücke kommen. Zwar hat die private Altersvorsorge – insbesondere durch die Riester-Rente – in den vergangenen zwanzig Jahren große Fortschritte gemacht. Gerade die Riester-Rente geriet aber in die Kritik, weil unter anderem hohe Kosten und teure Beitragsgarantien die Ertragschancen minderten und fehlendes Finanzwissen und schlechte Beratung zu Fehlentscheidungen führten. In den letzten Jahren stagniert die Verbreitung von Riester-Verträgen.

Dabei geht es besser: International existieren viele Beispiel dafür, wie dem bisherigen Umlagesystem der gesetzlichen Altersvorsorge ein Kapitaldeckungssystem zur Seite gestellt werden kann, bei dem Haushalte einerseits vom Kapitalmarkt profitieren und gleichzeitig ihre Renteneinkünfte diversifizieren können. Dafür werden standardisierte Altersvorsorgeprodukte sowohl in der betrieblichen und gesetzlichen als auch in der privaten Altersvorsorge angeboten. So ist der National Employment Savings Trust (NEST) im Vereinigten Königreich ein Bespiel für eine kapitalgedeckte Standardlösung in der betrieblichen Altersvorsorge, der Schwedische AP7-Pensionsfonds hingegen ist ein verpflichtendes, kapitalgedecktes Element im Rahmen der gesetzlichen Rente, und in den USA haben in vielen Bundesstaaten Standardprodukte innerhalb der privaten Altersvorsorge Einzug gehalten. Wie in diesen Ländern können neben einer Standardoption, die sich am Lebenszyklus orientiert und nach einem
hohen Aktienanteil zunehmend in festverzinste Wertpapiere anlegt, auch weitere Wahlmöglichkeiten mit höherem Aktien- oder Rentenanteil angeboten werden.

Und was ist die ZEW-Empfehlung?

Standardisierte, kapitalgedeckte Altersvorsorgeprodukte vereinen mehrere Vorteile und erhöhen dadurch den Anreiz privater Vorsorge: Sie können dazu beitragen, das bestehende Problem hoher Kosten für die Versicherten zu überwinden, weil sie die Markttransparenz fördern und teure Produkte verdrängen. Außerdem sind sie weniger kompliziert und können so gestaltet werden, dass jeder Informationen zur Förderberechtigung bekommt. Standardprodukte könnten zudem passend für Menschen sein, die sich nicht mit den Möglichkeiten und Risiken zusätzlicher Altersvorsorgeprodukte beschäftigen können oder wollen. Schließlich kann eine unabhängige standardisierte, über die verschiedenen Rentenformen übergreifende Renteninformation Transparenz schaffen und die Rentenplanung erleichtern.

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Tabea Bucher-Koenen
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Prof. Dr. Tabea Bucher-Koenen
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