#ZEWPodcast: Warum fällt uns das Stromsparen so schwer?

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ZEW-Ökonomin Dr. Madeline Werthschulte zum Stromsparen

Nicht nur beim Gas-, auch beim Strom appelliert die Regierung zurzeit an die Bürger/innen, den Verbrauch zu verringern. Dabei könnte man meinen, die hohen Preise zurzeit seien Grund genug, den Lichtschalter im Zweifel auszulassen und die Helligkeit am Fernseher vielleicht etwas runterzuschalten. In der Wissenschaft ist aber schon länger bekannt, dass Strom nicht zwangsläufig weniger genutzt wird, wenn die Preise steigen. Im aktuellen ZEW-Podcast erklärt Dr. Madeline Werthschulte, warum das so ist und wie sich das womöglich ändern ließe.

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„Strom ist ein schwer zu verstehendes Gut“, sagt Madeline Werthschulte, Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich „Umwelt-und Klimaökonomik“ im ZEW-Podcast. Schwer zu verstehen, vor allem weil Verbraucher/innen auch eigentlich gar keinen Strom konsumieren: „Was wir konsumieren, sind sogenannte Services aus Strom“ – beim Fernsehen, Wäsche waschen aber auch, wenn Lebensmittel gekühlt werden. Hinzu kommt, dass Verbraucher/innen die Stromrechnung nur einmal pro Jahr zahlen. Bei anderen Energiequellen sei das anders: „Ich tanke das Auto und ich zahle sofort dafür. So gibt es einen viel direkten Bezug zwischen Zahlen und Konsumieren“, sagt Werthschulte. Dieser fehlende Gegenwartsbezug beim Strompreis könne aber ein Problem sein, wenn es aus politischer Sicht wünschenswert wäre, dass die Menschen weniger Strom verbrauchen. Im Gespräch mit Podcast-Host Carola Hesch berichtet die Umweltökonomin über eine eigene Studie, die zeigt, dass Menschen mit Gegenwartsfokus – also direkt den Strom bezahlen – zwölf Prozent weniger verbrauchen. Dieser „present-bias“, also die Tendenz, sich lieber mit einem geringeren Nutzen sofort zu begnügen als auf eine Belohnung in der Zukunft zu warten, habe sich auch schon in anderen Experimenten gezeigt. Etwa beim aus der Werbung bekannten Ü-Ei-Experiment: Fragt man Kinder, ob sie lieber ein Ü-Ei sofort haben wollen oder zwei am Tag später, entscheiden sie sich lieber für das eine Ü-Ei, das sie direkt haben können.

Über Prepaid-Strom und Commitment-Technologien

Was könnte die Politik also tun, um den Verbrauch zu reduzieren? Eine mögliche Lösung sieht Werthschulte in einem Prepaid-Modell, das es zum Teil im Strombereich auch schon gebe: „Man lädt seinen Stromzähler zuerst auf, und kann dann erst konsumieren.“ Bei Kredit- und Handykarten sei das ohnehin schon länger üblich. Ein weiterer Ansatz wären sogenannte Commitment-Technologien: „Eine bekannte Commitment-Technologie ist, dass man sich ein Ziel setzt – in diesem Fall ein Ziel auf seinen Stromverbrauch“, sagt Werthschulte. Ob ein fester Plan dabei hilft, weniger Strom zu verbrauchen, hat die ZEW-Wissenschaftlerin auch schon in einem Feldexperiment untersucht. Die Verbraucher/innen eines kooperierenden Energieunternehmens hätten dort Zugang zu einer App gehabt, in die eine Zielsetzungsfunktion integriert war, die auch die Wissenschaftlerin und ihr Team einsehen konnte. „Dadurch, dass die Gruppe uns regelmäßig Scans ihres Zählers geschickt haben, konnten wir auch Feedback bekommen“, so Werthschulte. In diesem Experiment hätte es keinen Unterschied gegeben zwischen der Treatmentgruppe, die eine App mit Zielfunktion hatte und der Kontrollgruppe, der eine solche fehlte. Das nächste Experiment sei aber ohnehin schon im Gange. Diesmal geht es um normative Effekte bei Subventionen – und um wassersparende Duschköpfe.

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