Fünfte internationale Gründerkonferenz am ZEW
KonferenzenVielfältige Themen der Gründungs- und Unternehmensdynamikforschung im Fokus
Am 12. und 13. Oktober 2023 richtete der ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ gemeinsam mit dem Mannheim Centre for Competition and Innovation (MaCCI) die fünfte internationale Konferenz zum Thema „Dynamics of Entrepreneurship“ (CoDE) in Mannheim aus. Insgesamt 39 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler präsentierten und diskutierten ihre aktuellen Forschungsergebnisse. Spannende Impulse gaben drei internationale Keynote-Speaker und vier Panel-Diskutanten. Die Konferenz wurde unter der Leitung von Prof. Hanna Hottenrott organisiert und zählt zu den wichtigsten wissenschaftlichen Konferenzen in den Forschungsfeldern Entrepreneurship und Unternehmensdynamik. Dies verdeutlichen auch die mehr als 120 eingereichten wissenschaftlichen Papiere sowie die rund 90 registrierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Konferenz.
In insgesamt 14 Sessions wurde eine breite Palette von Themengebieten behandelt. Hierzu zählten unter anderem Arbeiten zu Unternehmensdynamik und Performanz von Start-ups, der Finanzierung junger Unternehmen, regionale Aspekte von Entrepreneurship und sowie Innovationsaktivitäten. Zwischen den Sessions und beim Konferenz-Dinner konnten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über ihre aktuellen Forschungsarbeiten austauschen.
Hauptvorträge zu Open-Source, Privatisierung in den Neuen Bundesländern, wirtschaftspolitischer Förderung junger Unternehmen und demografischem Wandel
Am ersten Konferenztag referierte Annamaria Conti, Associate Professor an der IE Business School in Madrid, Spanien, in ihrer Keynote zur Bedeutung von Open Source-Plattformen für die Innovationstätigkeit. Prof. Conti stellte ihre Analysen zur Open-Source-Plattform GitHub vor, auf der Software-Entwickler/innen ihre Programm-Codes zur Verfügung stellen können. Finanzielle Anreize durch ein Stipendien-Programm für Entwicklerinnen und Entwickler führten interessanterweise weder zu mehr produzierten Programm-Codes noch zu innovativeren Beiträgen.
Ufuk Akçiğit, Professor an der University of Chicago, USA, und Forschungsbereichsleiter am IW Halle, hielt die zweite Keynote der Konferenz. Er sprach über die Auswirkungen der Privatisierungsbestrebungen der Treuhand-Gesellschaft auf die Produktivität von Unternehmen in den Neuen Bundesländern nach der Wiedervereinigung Deutschlands. Der Verlust von einer Vielzahl von Arbeitsplätzen stellte zu der Zeit eine große gesellschaftliche und politische Herausforderung dar. Aus diesem Grund ging die Treuhand dazu über, potenziellen Investoren nur dann den Zuschlag zu geben, wenn sie sich verpflichteten, für einen gewissen Zeitraum eine definierte Untergrenze an Arbeitsplätzen nicht zu unterschreiten. Prof. Akçiğit führte aus, dass diese Regeln zwar zu einem höheren Beschäftigungs- und Produktivitätswachstum führen, aber auch die Wahrscheinlichkeit von Unternehmensschließungen aufgrund geringerer Rentabilität erhöhen.
Am zweiten Konferenztag befasste sich Flora Bellone, Professorin an der Unversité Côte d’Azur in Frankreich, mit dem Thema „Born Globals“. Im französischen Kontext erklärte sie, inwiefern wirtschaftspolitische Förderung Unternehmen erreicht, die sich sehr früh internationalisieren. Prof. Bellone stellte hierbei fest, dass junge internationale Unternehmen grundsätzlich eine geringere Wahrscheinlichkeit aufweisen, von wirtschaftspolitischer Förderung zu profitieren. Jedoch zeigten die Ergebnisse auch, dass junge internationale Unternehmen mit einer mindestens ebenso hohen Wahrscheinlichkeit von speziellen projekt- und innovationsgebundenen Fördermaßnahmen profitieren wie konventionellere Unternehmen, die sich nie oder wesentlich später internationalisieren.
Im letzten Hauptvortrag der Konferenz sprach Benjamin Pugsley, Professor an der University of Notre Dame, USA, zum Zusammenhang zwischen dem demografischen Wandel und sinkenden Gründungszahlen. Zunächst erläutere Prof. Pugsley ein theoretisches Modell, welches er anschließend empirisch testete. Insgesamt sei etwa die Hälfte des Rückgangs der Gründungstätigkeit auf demografische Faktoren zurückzuführen, erklärte er.
Die Konferenz wurde durch eine Panel-Diskussion mit Perspektiven aus Politik, Wirtschaft und Forschung zum Thema „Wie kann die Politik Wachstumsgründungen unterstützen?“ bereichert. Prof. Javier Miranda (IWH Halle) stellte das Abklingen der Gründungsdynamik in den USA und weiten Teilen Europas dar. Von seinen eigenen Erfahrungen und Herausforderungen bei der Unternehmensgründung berichtete Daniel De Monte (Gründer der Firma WEMONTE). In die Herausforderungen bei der Ausgestaltung von Förderprogrammen für junge Unternehmen konnten Chiara Criscuolo (OECD) und Dr. Johannes Velling (Wirtschaftsministerium NRW) interessante Einblicke geben.
Im Anschluss an den zweiten Konferenztag trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu informellen Gesprächen. Eine Stadtführung durch Heidelberg rundete die Konferenz ab.