Zwischen Unsicherheiten und positiven Signalen
Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-ZeitungKonjunkturexperten/-innen revidieren Prognosen trotz Optimismus für 2025
Die Expertinnen und Experten blicken mit geringerem Optimismus auf die Entwicklung von Deutschlands Wirtschaft. Die Prognose für 2024 liegt bei bescheidenen 0,4 Prozent, möglicherweise beeinflusst durch das Bundesverfassungsgerichtsurteil und steigende Inflation. Trotz Meinungsverschiedenheiten unter Experten/-innen bietet der deutsche Außenhandel positive Perspektiven für 2025. Auch für die Eurozone sind die Erwartungen gedämpft. Das zeigen die Konjunkturtableaus von ZEW Mannheim und Börsen-Zeitung.
Die Quartalswachstumszahlen für das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands werden mit 0,1 Prozent für das zweite Quartal und minus 0,1 Prozent für das dritte Quartal angegeben. Für das Jahr 2024 prognostizieren die Expertinnen und Experten einen Anstieg des deutschen BIP in Höhe von 0,4 Prozent. Die Prognose für 2024 liegt somit 0,2 Prozentpunkte unter dem Wert aus Dezember. Es ist denkbar, dass das kürzlich verkündete Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse zu den leicht pessimistischeren Erwartungen beigetragen hat. Außerdem könnten der zuletzt beobachtete Anstieg der Inflationsrate und die damit verbundenen gedämpften Erwartungen an baldige Zinssenkungen durch die EZB eine Rolle spielen. Mit einer Spannweite der individuellen Wachstumserwartungen in Höhe von 3,8 Prozentpunkten herrscht zudem eine große Uneinigkeit unter den Expertinnen und Experten. Für das Jahr 2025 wird mit einem Wert von 1,2 Prozent ein deutlich höheres Wirtschaftswachstum erwartet. Der Haupttreiber für den positiven Ausblick für das kommende Jahr ist der deutsche Außenhandel. Sowohl für den Import- als auch den Exportsektor werden Wachstumsraten in Höhe von 2,9 Prozent erwartet.
Prognosen für 2024 leicht revidiert, jedoch optimistischer Ausblick für 2025
Die Quartalswachstumszahlen für das Eurogebiet werden genau wie für Deutschland mit 0,1 Prozent im zweiten Quartal und minus 0,1 Prozent im dritten Quartal angegeben. Auch für die Eurozone sind die Wachstumserwartungen etwas pessimistischer geworden. Die Expertinnen und Experten revidieren ihre Wachstumsprognose für das Jahr 2024 um 0,1 Prozentpunkte nach unten auf einen neuen Wert von 0,8 Prozent. Für das Jahr 2025 wird ein Wirtschaftswachstum in Höhe von 1,5 Prozent erwartet. Analog zu den Erwartungen für Deutschland sind die Prognosen für 2025 somit deutlich optimistischer als für das Jahr 2024. Allerdings liegen die Erwartungen für das Eurogebiet für beide Jahre deutlich über den korrespondierenden Prognosen für Deutschland.
Volkswirte erwarten 2025 Annäherung an EZB-Ziel
Nachdem die Inflationsraten sowohl in Deutschland als auch im Eurogebiet zuletzt deutlich gesunken sind, wird für den Dezember erstmals wieder ein Anstieg verzeichnet. Konkret lagen die Inflationsraten mit 3,7 Prozent für Deutschland und 2,9 Prozent für das Eurogebiet um jeweils 0,5 Prozentpunkte über den Werten aus Dezember. Auf Sicht des gesamten Jahres 2024 werden Inflationsraten in Höhe von 2,8 (Deutschland; plus 0,1 Prozentpunkte gegenüber Dezember) bzw. 2,5 Prozent (Eurogebiet; minus 0,3 Prozentpunkte gegenüber Dezember) erwartet. Der zuletzt beobachtete Anstieg der Inflation schlägt sich somit (noch) nicht in den Erwartungen der Befragten nieder. Die prognostizierten Inflationsraten für das Jahr 2025 werden sowohl für Deutschland als auch für das Eurogebiet mit 2,2 Prozent angegeben. Nach Einschätzung der Expertinnen und Experten gelingt im kommenden Jahr somit eine deutliche Annäherung an das Inflationsziel der EZB.
Die Erwartungen an die kurzfristigen Zinsen sind um 0,1 Prozentpunkte auf einen neuen Wert von 3,6 Punkten gestiegen. Somit gehen die Expertinnen und Experten trotz der Erwartung weiter sinkender Inflationsraten nicht von einer baldigen Entspannung bei der Geldpolitik aus. Die Erwartung für das Jahr 2025 liegt mit 2,8 Punkten hingegen deutlich niedriger als der Wert für 2024.
Konjunkturtableaus von ZEW und Börsen-Zeitung
In Kooperation mit der Börsen-Zeitung veröffentlicht das ZEW seit dem Jahr 2013 monatlich Konjunkturtableaus für Deutschland und die Eurozone mit volkswirtschaftlichen Kennzahlen und Prognosen. Zahlreiche Banken und Institute veröffentlichen in unterschiedlichen Abständen Berichte über die aktuelle und voraussichtliche wirtschaftliche Lage. Aus diesen Publikationen werden die für das Tableau relevanten Informationen herausgefiltert und der Median, das Minimum und das Maximum aus den Prognosen für das jeweils laufende und dessen Folgejahr berechnet.
Die monatlich veröffentlichten Konjunkturtableaus zeigen die aktuellen Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP), die Verwendungskomponenten des BIP, Verbraucherpreise, Industrieproduktion, Arbeitslosenquote und lang- und kurzfristige Zinsen sowie Zinsdifferenzen. Der Fokus liegt auf nationalen Informationsquellen, allerdings ergänzen die Prognosen einiger internationaler Banken und Institute die Datenbasis des Tableaus. Das Tableau für den Euroraum wird zudem noch mit Daten von europäischen Banken und Instituten erweitert.