MIFE-Jahreskonferenz 2024: Evaluation und Monitoring von finanzieller Bildung

Konferenzen

Prof. Dr. Carmela Aprea und Prof. Dr. Tabea Bucher-Koenen bei der Eröffnung der MIFE-Konferenz 2024.

Die diesjährige MIFE-Konferenz fand am 18. November am ZEW Mannheim statt und widmete sich dem Thema „Evaluation und Monitoring von finanzieller Bildung“. Daran anschließend erhielten Nachwuchsforschende in einem zweitägigen Workshop die Möglichkeit, ihre Arbeiten zu präsentieren und sich über ihre Ergebnisse auszutauschen. Mehr als 100 Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmer diskutierten aktuelle wissenschaftliche Beiträge zur Messung finanzieller Kompetenzen, der Zukunft finanzieller Bildung in Deutschland sowie zur Umsetzung der deutschen Finanzbildungsstrategie.

Zum Auftakt der Konferenz stellten die Direktorinnen des Mannheim Institute for Financial Education (MIFE), Prof. Dr. Carmela Aprea (Universität Mannheim) und Prof. Dr. Tabea Bucher-Koenen (ZEW und Universität Mannheim), in ihrem Eröffnungsvortrag aktuelle Forschungsprojekte des Instituts vor.

In der ersten Keynote unterstrich Prof. Carly Urban, PhD (University of Montana, USA) die Bedeutung finanzieller Bildung in Schulen und deren Potenzial, das finanzielle Verhalten junger Menschen nachhaltig zu verbessern. Basierend auf US-amerikanischen Daten verdeutlichte sie die Vorteile verpflichtender Finanzbildung in der Schule. Insbesondere Schülerinnen und Schüler aus einkommensschwachen Haushalten profitieren davon nachhaltig. So ging die Teilnahme an Finanzbildungsangeboten unter anderem mit langfristig geringeren Zahlungsausfällen, höherer Kreditwürdigkeit und Inanspruchnahme günstigerer Kreditoptionen einher. Themen, die Urban für zukünftige Forschung skizzierte, betreffen die Einbeziehung von Eltern in Finanzbildungsprogramme, die angemessene Ausbildung von Lehrkräften, und den Einsatz von Online-Plattformen und gamifizierten Lernmethoden.

In seiner Keynote ging Carlo Di Chiacchio, PhD (INVALSI, Italien) auf Fortschritte und Herausforderungen der finanziellen Bildung in Italien ein. So trieb etwa das schlechte Abschneiden Italiens bei der PISA-Studie 2012 die Bemühungen um die Aufnahme von finanzieller Bildung in die Lehrpläne und die Entwicklung einer nationalen Strategie voran. Ein 2017 gegründeter Ausschuss soll die Initiativen verbessern, Aktionsprogramme koordinieren und die Erfahrungen verschiedener Akteure auswerten. Im Anschluss ging Di Chiacchio auf methodologische Fragen der Messung von Finanzkompetenz ein und schlug vor, über die traditionellen Messinstrumente hinaus auch situative Testmethoden einzubeziehen und KI zur Analyse einzusetzen.

Andrea Grifoni (OECD, Frankreich) stellte in seiner Keynote die OECD-Empfehlungen für eine deutsche Finanzbildungsstrategie vor. Ziel ist es, das finanzielle Wohlergehen von Erwachsenen und Jugendlichen durch evidenzbasierte Initiativen und eine bessere Koordination der Maßnahmen zu fördern. Die OECD-Empfehlungen richten sich an staatliche und private Akteure in Deutschland. Grifoni hob insbesondere die Notwendigkeit hervor, vulnerable Bevölkerungsgruppen gezielt zu unterstützen. Obwohl das finanzielle Wissen in Deutschland überdurchschnittlich hoch ist, bestehen Defizite bei der Nutzung digitaler Dienste. Grifoni unterstrich die Bedeutung einer besseren Abstimmung zwischen Bundes- und Landesebene sowie die Notwendigkeit der Einbindung aller relevanten Akteure.

Podiumsdiskussion zu Strategien und Standards Finanzieller Bildung.

Unter der Moderation der MIFE-Direktorinnen Prof. Dr. Carmela Aprea und Prof. Dr. Tabea Bucher-Koenen diskutierten Andrea Grifoni (OECD), Vanessa Müden (Bundesministerium der Finanzen), Alexander Renner (Bundesministerium für Bildung und Forschung), Sebastian Swoboda (Bundesministerium der Finanzen der Republik Österreich) und Manuel Wälti (Schweizerische Nationalbank) über das Thema „Strategie und Qualitätsstandards für finanzielle Bildung“. Der bisherige Fortschritt bei der Entwicklung der Finanzbildungsstrategie in Deutschland wurde insgesamt positiv bewertet. Auch skizzierten Müden und Renner wie es mit der Entwicklung und Umsetzung der Finanzbildungsstrategie sowie der begleitenden Forschung weitergehen könnte. Erfahrungen aus den Nachbarländern Schweiz und Österreich verdeutlichten zudem, wie verschiedene Stakeholder erfolgreich eingebunden und Angebote evidenzbasiert (weiter-)entwickelt werden können.

Von links nach rechts: Lovisa Reiche, Dr. Patricia Staab und David Westerheide

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde bereits zum vierten Mal der „Bundesbank Early Career Research Prize on Financial Literacy“ durch Dr. Patricia Staab (Deutsche Bundesbank) verliehen. Die Auszeichnungen gingen in diesem Jahr an die Forschungsarbeiten von Lovisa Reiche (University of Oxford) mit dem Titel „Beyond Groceries: Financial Confidence and the Gender Gap in Inflation Expectations“ und von David Westerheide (Lund University) mit dem Titel „Child Penalties in Personal Finances: Evidence from Bank Data“, das er zusammen mit Arna Olafsson verfasst hat.

Im Anschluss an die MIFE-Jahreskonferenz präsentierten und diskutierten zwölf Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ihre Forschungsbeiträge im Rahmen des Early Career Workshop. In der Keynote des Workshops ging Prof. Carly Urban, PhD darauf ein, wie sich Forschungsprojekte entwickeln können, und erörterte dies anhand ihrer Forschung über den international beobachteten Rückgang der Finanzkompetenz.

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