FuE- und Innovationsverhalten von Großunternehmen und KMU unter dem Einfluss der Konjunktur
FuE- und Innovationsverhalten von Großunternehmen und KMU unter dem Einfluss der Konjunktur
Empirische Untersuchungen zum FuE- und Innovationsverhalten der Unternehmen zeigen, dass in den 90er Jahren größere Schwankungen zwischen einzelnen Jahren auftreten. Während in den 80er Jahren bis Anfang der 90er Jahre die Aufwendungen für FuE und Innovationen kontinuierlich (real) ausgeweitet wurden, ist 1993/94 ein markanter Rückgang festzustellen, der bei den Innovationsaufwendungen bereits ab 1995, bei den FuE-Aufwendungen erst ab 1997 wieder in eine (reale) Zunahme umschlägt.
Hinter dieser Entwicklung stehen unterschiedliche Verhaltensmuster von Großunternehmen einerseits und Klein- und Mittelunternehmen (KMU) andererseits: Großunternehmen zogen sich in den 90er Jahren tendenziell aus der strategisch orientierten Forschung zurück. Zentrale Forschungsabteilungen wurden teilweise geschlossen, FuE-Entscheidungen dezentralisiert und Investitionen in FuE an mehr kurzfristig orientierten Profitzielen ausgerichtet. Strategische FuE in den Konzernen wird dabei mehr und mehr von den Anforderungen dezentraler Einheiten bestimmt. Daraus kann eine stärkere Konjunkturabhängigkeit der FuE-Budgets resultieren. So nutzten beispielsweise Großunternehmen das günstigere konjunkturelle Umfeld Ende der 90er Jahre wieder zu intensivierten FuE- und Innovationsanstrengungen. KMU zeigten während der 90er Jahre dagegen größere Schwankungen in der Beteiligung an FuE sowie Prozess- und Produktinnovationen. Die Entscheidung, Innovationsprojekte durchzuführen, könnte sich verstärkt am aktuellen wirtschaftlichen Umfeld und weniger an langfristigen strategischen Überlegungen orientieren. Im kurzen Aufschwung im Jahr 2000 haben die FuE- und Innovationsaktivitäten zum Teil sogar nachgelassen, was auf stärkere Kapazitätsrestriktionen bei FuE-relevanten Faktoren im Wachstum hindeutet.
Dieses Verlaufsmuster wirft die Frage auf, ob in den 90er Jahren konjunkturelle Faktoren - d.h. eine kurzfristige Perspektive - in einem stärkeren Maß die Entscheidungen der Unternehmen über FuE und Innovation beeinflussen. Im Zentrum des Projekts stehen somit drei Fragestellungen:
- Gibt es Strukturbrüche im FuE- und Innovationsverhalten der Unternehmen zwischen den 80er und 90er Jahren, und an welchen Faktoren können mögliche Strukturbrüche festgemacht werden?
- Welche Faktoren prägen wesentlich das unterschiedliche FuE- und Innovationsverhalten von KMU und Großunternehmen im Konjunkturzyklus?
- Über welche Übertragungsmechanismen wirken konjunkturelle Veränderungen auf FuE- und Innovationsentscheidungen der Unternehmen (z.B. Finanzierungsbedingungen, Nachfrage, Faktorkosten) und gibt es hierbei Unterschiede zwischen KMU und Großunternehmen?
Zur Beantwortung der Fragen werden unterschiedliche Datenquellen genutzt. FuE- und Innovationsentscheidungen der Unternehmen werden auf Basis der ifo-Daten zum Innovationsverhalten und zur Konjunktureinschätzung der Industrie, der FuE-Daten des Stifterverbandes sowie einer eigens durchgeführten Befragung ausgewählter Unternehmen ("Fallstudien") untersucht. International vergleichende Branchenanalysen zu den FuE-Aufwendungen liefern ergänzende Informationen zu Unterschieden in der Konjunkturabhängigkeit zwischen Branchen und OECD-Ländern.
Die Hauptergebnisse der Studie sind kurz zusammengefasst folgende:
- Das FuE- und Innovationsverhalten schwankt tendenziell prozyklisch.
- Im internationalen Vergleich ist der Konjunktureinfluss auf die FuE-Aufwendungen der deutschen Wirtschaft durchschnittlich.
- Für die Höhe der FuE-Ausgaben ist die Veränderung des Umsatzes von der größten Bedeutung. Ebenfalls einen merklichen Einfluss üben die Faktorpreise aus, insbesondere die Lohnentwickling kommt als Treiber für Innovationen und FuE in den 90er Jahren eine steigende Bedeutung zu.
- Die konjunkturellen Rahmenbedingungen im jeweiligen Produktmarkt (Auslastung der Produktionskapazitäten, Geschäftserwartungen) sind für die Höhe der FuE-Aufwendungen nicht maßgebend, sie beeinflussen aber wesentlich die Entscheidung, in Innovationsprojekte einzusteigen bzw. die Innovationsaktivitäten (vorübergehend) einzustellen.
- KMU reagieren auf Änderungen in den konjunkturellen Rahmenbedingungen stärker als Großunternehmen.
- Im Vergleich der vergangenen beide Jahrzehnte kann eine leichte Zunahme des Konjunktureinflusses auf das FuE- und Innovationsverhaltens beobachtet werden. Insbesondere der kurzfristige Effekt der Umsatzentwicklung auf Entscheidungen über FuE-Aufwendungen ist in den 90er Jahren stärker als in den 80er Jahren. Dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für die OECD-Länder insgesamt.