Technischer Fortschritt, Qualifikation und Arbeitsnachfrage
Technischer Fortschritt, Qualifikation und Arbeitsnachfrage
Ziel des im Rahmen des Schwerpunktprogramms "Industrieökonomik und Inputmärkte" von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projektes ist es, die theoretischen und empirischen Grundlagen zum Verständnis der Interaktion zwischen Qualifikation, Innovation und Arbeitsnachfrage zu verbessern. Eine solche Analyse setzt einen integrierten Forschungsansatz aus der Arbeitsmarkt- und Industrieökonomik voraus. Einerseits sind qualifizierte Beschäftigte eine wichtige Voraussetzugn für Innvationen und technischen Fortschritt. Andererseits können neue Produkte und die Automatisierung und Rationalisierung von Produktionsprozessen zur Freisetzung von Arbeit führen. Die Beschäftigungserfolge des technischen Fortschritts hängen unter anderem von der Organisation des Arbeitsmarktes, z. B. von dem Verhalten der Tarifvertragsparteien, sowie der Bildungspolitik ab. Die empirischen Analysen basieren auf Firmen- und Sektordaten, darunter das Mannheimer Innovationspanel für Industrie- und Dienstleistungsunternehmen.
In den letzten drei Jahrzehnten hat in Deutschland, aber auch in anderen Industrieländern, eine dramatische Verschiebung in der Struktur der Arbeitnehmer zugunsten von höher Qualifizierten stattgefunden. In dem gleichen Zeitraum ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland auf über 4 Millionen Personen angestiegen, wobei die Arbeitslosigkeit mit abnehmender schulischer und beruflicher Qualifikation zunimmt.
Die bisherigen Studien zeigen differentielle Technologieeffekte für unterschiedliche Gruppen von Arbeitskräften auf. Während Hochschul- und Fachhochschulabsolventen ebenso wie technische Meister selbst bei rückläufiger Gesamtbeschäftigung im Zuge des technischen Fortschritts profitieren, nimmt die Nachfrage nach geringer qualifizierten Beschäftigten ab. Die Nachfrage nach Beschäftigten mit einer Lehre scheint im Vergleich dazu zu stagnieren, wobei in einigen Bereichen wie beispielsweise der Kredit- und Versicherungswirtschaft eher rückläufige Tendenzen zu erwarten sind.
Die seit Jahren zu beobachtende Verschiebung der Qualifikationsstruktur der Arbeit ist somit einerseits eine Folge des technischen Wandels. Andererseits geht diese Verschiebung auf den massiven Ausbau des Bildungswesens in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts zurück. Diese Bildungsrevolution war in Deutschland eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die massiven technologischen Veränderungen (Informations- und Kommunikationstechnologien, Computerisierung) ermöglicht wurden und zwar im Unterschied zu den USA ohne eine signifikante Spreizung der qualifikatorischen Lohnstruktur.
Die Untersuchungen an der Universität Konstanz und am ZEW legen die Vermutung nahe, dass die Beschäftgungswirkungen technologischer Impulse von der Lohnbildung und den Institutionen des Arbeitsmarktes abhängen. Gleichzeitig wird die Richtung des Fortschritts und der Innovationsanstrengungen der Unternehmen von eben diesen Institutionen und ihren lohnbildenden Wirkungen beeeinflusst. Hohe Löhne forcieren Innovationen und solcherart forcierte Innovationen werden kaum positive Beschäftigungseffekte schaffen oder gar zum Abbau von Arbeitslosigkeit beitragen.
Das Schwerpunktprogramm "Industrieökonomik und Inputmärkte" wurde sechs Jahre lang von der DFG gefördert. Die derzeitige Förderperiode endet im Frühjahr 2002 und wird dann aufgrund der Richtlinien der DFG nicht mehr verlängert. Das von Professor Dr. Winfried Pohlmeier, Universität Konstanz und Dr. Friedhelm Pfeiffer am ZEW geleitete Projekt, das sechs Jahre von der DFG gefördert wurde, endet damit ebenfalls. Im Rahmen des Projekts konnten unter anderem zwei Dissertationen, acht Veröffentlichungen in referierten wissenschaftlichen Zeitschriften und weitere Beiträge für Sammelbände fertig gestellt werden.