Steuerbelastungen und Steuerwirkungen bei nationaler und grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit
Steuerbelastungen und Steuerwirkungen bei nationaler und grenzüberschreitender Geschäftstätigkeit
Investitions-, Finanzierungs- und Standortentscheidungen von Unternehmen werden in vielfacher Weise durch die Besteuerung beeinflusst. Will man den Einfluss der Besteuerung auf diese Entscheidungen messen, ist der Einsatz zukunftsgerichteter Methoden zur Messung internationaler Steuerbelastungen mittels geeigneter Modelle erforderlich. Diese müssen zum einen die jeweiligen ökonomischen Entscheidungssituationen so realistisch als möglich abbilden und zum anderen sämtliche relevanten steuerlichen Vorschriften berücksichtigen. Des Weiteren sind neben den rein nationalen auch grenzüberschreitende Sachverhalte mit in die Berechnung einzubeziehen. Mit dem European Tax Analyzer besteht bereits ein umfangreiches Instrumentarium zur Messung von Steuerbelastungen von Unternehmen, das die ökonomischen Rahmenbedingungen umfassend und realitätsnah abbildet und hinsichtlich der Einbeziehung der relevanten steuerlichen Vorschriften keine Restriktionen aufweist. Jedoch ist die Aussagekraft des European Tax Analyzer bisher auf rein national tätige Unternehmen und auf die Berechnung der Gesamtsteuerbelastung von gesamten Unternehmen für einen mehrperiodigen Zeitraum beschränkt. Steuerbelastungen von rentablen Zusatzinvestitionen, sei es in einzelne Wirtschaftsgüter oder in gesamte (Tochter-)Unternehmen, können bislang nicht betrachtet werden. Vor diesem Hintergrund besteht die Zielsetzung des Forschungsprojekts darin ein betriebswirtschaftliches Instrumentarium basierend auf dem European Tax Analyzer zu entwickeln, mit dem die entscheidungsrelevanten Steuerbelastungen für nationale und grenzüberschreitende Geschäftstätigkeiten ermittelt werden können. Methodisch soll die Konzeption auf der aus der Betriebswirtschaftlichen Steuerlehre bekannten Differenzsteuerbelastung basieren. Inhaltlich sind grenzüberschreitende Unternehmensverbindungen und Zusatzinvestitionen neu in das Modell mit aufzunehmen, um für sämtliche Standort-, Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen die entsprechenden Steuerwirkungen untersuchen zu können. Anschließend sind für typische Investitions-, Finanzierungs- und Standortentscheidungen die relevanten Differenzsteuerbelastungen zu identifizieren und den zu systematisierenden unternehmerischen Entscheidungen zuzuordnen. Damit können die steuerlichen Einflussfaktoren und ihre spezifischen Gewichte in Abhängigkeit der jeweiligen Entscheidungssituation erarbeitet und analysiert werden. Von diesem Forschungsvorhaben wird in erster Linie eine methodische Erweiterung des Analysespektrums für nationale und internationale Steuerbelastungsvergleiche erwartet. Da neben der Gesamtsteuerbelastung von Unternehmen künftig auch die Steuerbelastung von zusätzlichen Investitionen ermittelt werden können, werden gleichzeitig die Entscheidungswirkungen der Unternehmensbesteuerung umfassender analysiert. Dies erlaubt in weiterführenden Projekten breit angelegte Analysen der Auswirkungen von nationalen Steuerreformen sowie Harmonisierungsüberlegungen innerhalb der EU auf unternehmerische Entscheidungen.