Qualitative und quantitative Untersuchungen zur Umstellung der Studien-Curricula in Deutschland
Qualitative und quantitative Untersuchungen zur Umstellung der Studien-Curricula in Deutschland
Die Einführung der zweistufigen Bachelor- und Masterstudiengänge in Deutschland erfolgt im Rahmen der Harmonisierung des europäischen Hochschulsystems, dem so genannten Bologna-Prozess. Ein Hauptziel dieses Prozesses ist die Förderung der Mobilität von Studierenden und hochqualifizierten Arbeitskräften. Der entstehende, für das Jahr 2010 geplante „Europäische Hochschulraum“ soll Exzellenz in Forschung und Lehre sowie die Innovationsfähigkeit der Länder gewährleisten. Diese Ziele sind mitunter auch für Deutschland von besonderer Bedeutung. Das Gutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation aus dem Jahr 2008 (EFI, 2008) betont die „herausragende Bedeutung“ von Forschung und Innovation für den Wirtschaftsstandort Deutschland und sieht ein besonderes Innovationshemmnis im herrschenden Fachkräftemangel (EFI, 2008, S.4 f.), der sich durch die Alterung der Bevölkerung und die Spezialisierung der Wirtschaft auf dienstleistungs- und technologieintensive Sektoren noch weiter ausprägen wird (vgl. auch Egeln, 2002 sowie Schüssler und Funke 2002). Dabei ist nicht nur die Studienanfängerrate in Deutschland derzeit im internationalen Vergleich gering sondern zudem auch die Bildungsungleichheit besonders ausgeprägt. Die Einführung der zweistufigen Bachelor- und Masterstudiengänge in Deutschland war getragen von dem Gedanken, dass sich die so geschaffenen Studienangebote an die Qualifikationsbedürfnisse einzelner Studieninteressierter einschließlich bereits Berufstätiger möglichst flexibel anpassen sollten (vgl. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 12.06.2006). Die internationale Vergleichbarkeit dieser Studiengänge sollte weiterhin sowohl die Attraktivität des Hochschulstandorts Deutschland als auch die Mobilität der deutschen Studierenden und zukünftigen Arbeitnehmer stärken (vgl. auch HRK, 2004). Ein weiteres wesentliches Ziel, das im Rahmen der Neustrukturierung der Studiengänge diskutiert wurde, war die Erhöhung der Studienbeteiligung (und insbesondere der Beteiligung von jungen Erwachsenen aus Familien mit „bildungsfernem“ Hintergrund), um einem Akademikermangel in Deutschland entgegenzuwirken. Das Angebot „verkürzter“, maßgeschneiderter Studiengänge und mitunter eine „Entrümpelung“ traditioneller Studiengänge wurde als erfolgsversprechendes Instrument gesehen, um die Attraktivität eines Hochschulstudiums und die Absolventenraten zu erhöhen. Für den Großteil der deutschen Hochschulen liegen noch keine langjährigen Erfahrungen mit den Bachelor- und insbesondere den Masterstudiengängen vor: Zur Erprobung wurden gem. der novellierten Fassung des Hochschulrahmensgesetzes von 1998 Bachelor- und Masterstudiengänge zwar bereits um die Jahrtausendwende eingeführt; zum regulären Studienangebot gehören sie aber erst seit der sechsten Novelle von 2002 (vgl. HRK, 2004, Seite 69). In Deutschland hat es schon frühzeitig eine Reihe qualitativer empirischer Studien gegeben, die das Studium in den neuen gestuften Studiengängen in den Mittelpunkt stellen und die spätere Berufstätigkeit behandeln (vgl. Schomburg/Teichler 2007 sowie die Übersicht in Rehburg 2006, S. 90). Die Datenlage für eine quantitative Untersuchung im Sinne einer Langfristanalyse des Arbeitsmarkterfolges der Absolventen ist bezüglich der beobachteten Übergänge auf den Arbeitsmarkt aus den Masterstudiengängen bisher eingeschränkt. Im Wintersemester 2001/2002 studierten gerade einmal 2,7 % aller Studierenden deutscher Hochschulen in Bachelor- oder Masterprogrammen (vgl. HRK, 2004, Seite 70. Wenn man davon ausgeht, dass ein konsekutives Bachelor-/Masterprogramm fünf bis sechs Jahre dauert, so zeigt sich bereits hier, dass die in den vorliegenden Daten (meist bis zum Jahr 2007) bisher beobachteten Übergangszahlen auf den Arbeitsmarkt eher niedrig sind. Ausgehend von den Zielen, die in Deutschland mit der Einführung der zweistufigen Studiengänge verfolgt wurden, soll auf Grundlage dieser Daten geprüft werden, inwieweit die neuen (kürzeren und zum Teil anwendungsorientierteren) Studiengänge sich tatsächlich positiv auf (1) Studienbeteiligungsquoten, (2) Studienverläufe und (3) Arbeitsmarktübergänge von Absolventen auswirken. Bezüglich der Studienverläufe werden insbesondere Übergänge zwischen Bachelor- und Masterstudium betrachtet. Ein wesentliches Augenmerk der von uns vorgeschlagenen Untersuchungen soll auf Studiengängen liegen, die für das Innovationssystem Deutschlands von besonderer Bedeutung sind. Das EFI-Gutachten nennt hier insbesondere Natur- und Ingenieurwissen-schaften sowie Informatik als wichtige Fächer (vgl. EFI, 2008, S. 100).