Innovationen ohne formale Forschung und Entwicklung

Innovationen ohne formale Forschung und Entwicklung

Ein bedeutender Teil der Unternehmen in Deutschland ist mit Innovationen erfolgreich, ohne selbst Forschung und Entwicklung (FuE) zu betreiben. In der Industrie waren dies im Jahr 2008 rund ein Drittel aller Innovatoren, in den wissensintensiven Dienstleistungen rund zwei Fünftel, und in den sonstigen Dienstleistungen (Großhandel, Transportgewerbe, Unternehmensdienste) sogar fast drei Viertel. Diese Unternehmen sind ohne eigene technologische Entwicklungstätigkeit in der Lage, neue Produkte oder neue Verfahren erfolgreich einzuführen. Sie verbessern dadurch nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit, sie tragen auch zu Beschäftigung und Wachstum der deutschen Volkswirtschaft bei. In der Innovationspolitik wird diese Gruppe von Innovatoren jedoch nur wenig beachtet. Fast alle bedeutenden innovationspolitischen Programme auf Bundes- und Landesebene zielen auf die Förderung von unternehmensinterner FuE, in manchen Fällen auch auf die Vergabe externer FuE-Aufträge an Wissenschaftseinrichtungen ab. Das Innovationsrisiko der Innovatoren ohne formale FuE muss von diesen in der Regel zur Gänze selbst getragen,Vor diesem Hintergrund untersucht die Studie folgende Fragen:

  • In welchen Branchen, Technologiefeldern und Größenklassen sind solche Innovatoren ohne formale FuE vor allem anzutreffen?
  • Können Innovatoren ohne formale FuE ähnlich hohe Innovationserfolge im Produkt- und Prozessbereich erzielen wie Unternehmen mit formaler FuE?
  • Erzielen Innovatoren ohne formale FuE vergleichbare Erträge aus ihren Innovationsanstrengungen in Hinblick auf die Rendite, Umsatz- und Beschäftigungswachstum und Überlebenswahrscheinlichkeit?
  • Welche Arten von Innovationen bringen Innovatoren ohne formale FuE hervor und zeigen sich dabei signifikante Unterschiede zu FuE-basierten Innovationen?
  • Ist die Innovationshöhe dieser Innovatoren in Bezug auf den technologischen Anspruch, den Neuheitsgrad und die im Markt erzielten Alleinstellungsmerkmale vergleichbar mit derjenigen von Innovatoren mit formaler FuE?
  • Wie schaffen es diese „Innovatoren ohne formale FuE“, erfolgreich zu innovieren, welche Maßnahmen setzen diese Innovatoren, um ähnliche Innovationserfolge zu erzielen, welche Rolle spielen dabei Innovationsmanagement, organisatorische und Marketingaktivitäten, Maßnahmen zur Effizienzsteigerung interner Prozesse, der Zukauf von FuE, Technologien und anderem für Innovationen relevanten externen Wissen?
  • Welche Rolle spielen Finanzierungsrestriktionen für die Wahl, ohne formale FuE innovativ zu sein, In welchem Ausmaß nutzen die Innovatoren ohne formale FuE öffentlichen Fördermaßnahmen und kann öffentliche FuE-Förderung diese abmildern?
  • Ist die Situation in Deutschland mit einem recht hohen Anteil von Innovatoren ohne formale FuE vergleichbar mit der in anderen Ländern und gibt es Besonderheiten im deutschen Innovationssystem, die zu einem höheren oder niedrigeren Anteil dieses Typs von Innovatoren führen?

Diese Forschungsfragen werden mit Hilfe von drei Untersuchungsansätzen analysiert:

  • Erstens wird die vorliegende empirische und theoretische internationale Literatur zu dem Thema zusammengefasst. Dabei werden sowohl betriebs- wie volkswirtschaftliche Publikationen aus den Bereichen des Innovations- und Technologiemanagements, der Innovationsökonomik und der Analyse von Forschungs- und Innovationspolitik herangezogen.
  • Zweitens wird auf Basis von zwei umfangreichen Unternehmensdatensätzen (Mannheimer Innovationspanel - MIP - des ZEW, Befragung "Modernisierung der Produktion" des Fraunhofer-ISI) die Situation für Unternehmen aus Deutschland empirisch untersucht. Neben Querschnittsanalysen wird auch die Panelstruktur des MIP-Datensatzes genutzt, um Fragen nach dem dynamischen Zusammenhang zwischen "FuE-losen Innovationen" und dem Innovations- und Unternehmenserfolg zu analysieren.
  • Drittens wird mit Hilfe von Daten des Community Innovation Survey (CIS) ein internationaler Vergleich vorgenommen. Dabei werden CIS-Mikrodaten verwendet, um Länderunterschiede (bei Kontrolle für eine Reihe anderer Einflussfaktoren) in der Verbreitung, den Merkmalen und dem Erfolg von Innovatoren ohne formale FuE herauszuarbeiten.

Projektteam

Christian Rammer

Christian Rammer

Projektleitung
Stellvertretende Leitung

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Bettina Peters

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Christian Köhler

Christian Köhler

Senior Researcher

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Auftraggeber/Zuwendungsgeber
Projektträger