ZEW-Umfrage unter Energiemarktexperten - Energiewende ist machbar, jedoch mit steigenden Strompreisen

Forschung

Der Ausstieg aus der Atomenergie innerhalb von zehn Jahren ist möglich. Bei einem so gewählten Ausstiegszeitraum sind Netzinstabilitäten nicht zu befürchten. Ohne Preiserhöhungen beim Strom ist die mit dem Ausstieg aus der Kernenergie verbundene Energiewende allerdings nicht zu haben. Die voraussichtlich wichtigsten Faktoren der Preisentwicklung beim Strom werden in den kommenden Jahren der Ausbau der Erneuerbaren Energien, der Ausbau des Stromnetzes, der Atomausstieg sowie die Entwicklung der Gaspreise sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) unter rund 200 Energiemarktexperten. Sie wurden vom ZEW im Rahmen des halbjährlichen Energiemarktbarometers befragt.

In einer allgemeinen Bewertung der voraussichtlichen Entwicklung des Strompreises bis 2022 gehen fast 70 Prozent der befragten Energiemarktexperten von einem Preisanstieg aus, der deutlich oberhalb der allgemeinen Inflationsrate liegen wird. Knapp 30 Prozent der Experten rechnen mit einem Preisanstieg, der sich in etwa auf dem Niveau der allgemeinen Inflationsrate bewegen wird. Als wichtigste Faktoren für die Preisentwicklung in den nächsten zehn Jahren identifizieren die Experten neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien (96 Prozent der Befragten) vor allem den Ausbau des nationalen Stromnetzes (83 Prozent), den Atomausstieg (83 Prozent) und die Entwicklung der Gaspreise (80 Prozent). Alle diese Faktoren spielen im Energiekonzept der Bundesregierung eine entscheidende Rolle. Die Energiewende wird folglich nicht zum Nulltarif zu haben sein. "Das macht es unabdingbar, beim Umbau des Energiesektors auf Kostentransparenz und -effizienz zu achten, um die Unterstützung der Bevölkerung für die Energiewende nicht zu verspielen", sagt Prof. Dr. Andreas Löschel, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs Umwelt- und Ressourcenökonomik.

Um das Netz stabil zu halten und eine sichere Stromversorgung auch in Spitzenzeiten zu gewährleisten, muss stets genügend Erzeugungskapazität bereitgehalten werden, um die Stromnachfrage abdecken zu können. Eine Mehrheit von 73 Prozent der befragten Energiemarktexperten geht davon aus, dass auch bei sukzessiver Abschaltung der Atommeiler bis zum Jahr 2022 ein stabiler Netzbetrieb möglich ist. 23 Prozent der befragten Experten sind hingegen der Meinung, dass ein Ausstieg aus der Atomkraft ohne eine Gefährdung der Netzstabilität einen Zeitraum von 15 Jahren erfordert.

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Prof. Dr. Andreas Löschel, Telefon 0621/1235-200, E-Mail loeschel@zew.de

 

Das ZEW Energiemarktbaromter

Das ZEW Energiemarktbarometer ist eine halbjährliche Befragung von rund 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis (Energieversorgungs-, -handels- und -dienstleistungsunternehmen, Regionalversorgern ebenso wie EVU und Ökostromunternehmen). Sie werden zu ihren Erwartungen hinsichtlich der kurz- und mittelfristigen Entwicklungen auf den nationalen und internationalen Energiemärkten befragt. Die vollständigen Ergebnisse der aktuellen Befragung (Befragungszeitraum: April 2011) sind in den ZEWnews Juli/August 2011 erscheinen.