Wissenstransfer aus der öffentlichen Forschung ist besser als sein Ruf
ForschungJedes zehnte deutsche Unternehmen, das Innovationen durchführt, nutzt wissenschaftliche Erkenntnisse für die Entwicklung neuer Produkte und Produktionsverfahren. Der Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Unternehmen in Deutschland funktioniert weit besser als oft behauptet.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Gemeinschaftsstudie des Fraunhofer Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung, des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim.
Die Studie zeigt auch, dass der Technologietransfer zwischen Unternehmen und öffentlicher Forschung unterschiedlich stark ausgeprägt ist. In der Hälfte aller Fälle, bei denen Unternehmen wissenschaftliche Erkenntnisse für Innovationen nutzen, arbeiten sie mit Universitäten zusammen. Fachhochschulen folgen mit knapp 20 Prozent an zweiter Stelle. Mit ihnen kooperieren vor allem kleinere Unternehmen. Die Fraunhofer-Institute liegen mit zehn Prozent an dritter Stelle. In den genannten drei Einrichtungen erfolgt der Wissenstransfer vornehmlich über die direkte Zusammenarbeit in Forschungsprojekten. Aber auch der Wissensaustausch über Publikationen spielt eine wichtige Rolle. In diesem Bereich sehen vor allem die Max-Planck-Institute und die Helmholtz-Zentren ihren Beitrag zum Technologietransfer mit der Wirtschaft. Bei Fachhochschulen und Technischen Universitäten sind des Weiteren Diplomarbeiten, die in Unternehmen erstellt werden, eine wichtige Form der Zusammenarbeit.
Entscheidend für den Erfolg des Wissenstransfers ist der direkte, persönliche Kontakt zwischen Forschern in Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen. Hier kommt der Personalmobilität zwischen Wissenschaft und Unternehmen eine wichtige Funktion zu. Von den rund 50.000 Forschern in den Natur- und Ingenieurwissenschaften an deutschen Universitäten wechseln pro Jahr rund fünf Prozent in die Unternehmensforschung. Bei den Fraunhofer-Instituten gehen jährlich etwa vier Prozent von den insgesamt 6.500 Forschern in die Wirtschaft. In den Helmholtz-Zentren, mit 22.000 Forschern die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung in Deutschland, liegt diese Quote bei drei Prozent. Selbst bei den stark grundlagenorientierten Max-Planck-Instituten und den Einrichtungen der Blauen Liste ist die Personalmobilität in die Unternehmensforschung mit zwei bis drei Prozent pro Jahr ein wichtiger Weg des Wissenstransfers.
Zur weiteren Intensivierung des Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft empfiehlt die Studie, bessere Anreizmechanismen für Wissenschaftler in der öffentlichen Forschung zu schaffen, etwa im Dienstrecht, bei der Patentverwertung oder der Anerkennung von Transferaktivitäten. Zudem sollte nicht nur die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, sondern auch zwischen grundlagenorientierten und wirtschaftsnahen Einrichtungen der öffentlichen Forschung verstärkt werden.
Ansprechpartner
Dr. Christian Rammer, Telefon: 0621/1235-184, E-Mail: rammer@zew.de
Prof. Dr. Dirk Czarnitzki, Telefon: 0621/1235-194, E-Mail: czarnitzki@zew.de