IKT-Branche in Deutschland legt weiter zu
ForschungDie IKT-Branche ist der heimliche Star unter den Branchen der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland. Bei einem Vergleich der Wertschöpfung liegt sie noch vor den Traditionsbranchen Maschinenbau und Automobilbau auf Platz eins. Berechnungen auf Grundlage der aktuell verfügbaren Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass die IKT-Branche im Jahr 2011 mit knapp 85 Milliarden Euro 4,7 Prozent zur gesamten gewerblichen Wertschöpfung in Deutschland beigetragen hat. Damit hat sie ihre Leistung im Vergleich zum Vorjahr erneut gesteigert. Dies sind Ergebnisse der Studie "Monitoring Digitale Wirtschaft", die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) gemeinsam mit TNS Infratest im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) durchgeführt hat.
Auch bei den kräftig gestiegenen Investitionen liegt die IKT-Branche im Branchenvergleich ganz vorne: Sie investierte im Jahr 2011 18,2 Milliarden Euro. Das waren 4,5 Prozent der gesamten Bruttoanlageinvestitionen. Beim Umsatz legte die IKT-Branche rund sechs Milliarden Euro zu. Trotzdem ging ihr Anteil am Umsatz der gewerblichen Wirtschaft auf etwa 4,2 Prozent zurück. Mit diesem Wert liegt die IKT-Branche allerdings immer noch vor den Branchen Chemie/Pharma und Maschinenbau.
Beschäftigte in der IKT-Branche
Im Jahr 2011 arbeiteten in der IKT-Branche rund 842.000 Beschäftigte. Im Branchenvergleich wird sie bei der Anzahl der Beschäftigten somit nur vom Maschinenbau übertroffen. Insbesondere im IKT-Dienstleistungsbereich ist die Beschäftigung zwischen 2010 und 2011 deutlich gestiegen. Jeder Erwerbstätige in der IKT-Branche trägt im Schnitt 100.864 Euro zur Bruttowertschöpfung in Deutschland bei.
Die IKT-Branche gehört auch zu den innovativsten Branchen in Deutschland: 7,4 Prozent des Umsatzes wird für Innovationsprojekte ausgegeben. Der Anteil innovativer Unternehmen, die sogenannte Innovatorenquote, liegt bei fast 80 Prozent.
IKT für mehr als ein Fünftel des Produktivitätsanstiegs verantwortlich
Aufgrund ihrer Vielfalt und ihrer weitreichenden Einsatzmöglichkeiten geben Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) Impulse für Innovationen in den anwendenden Branchen und Unternehmen und tragen so zur Leistungsfähigkeit der gesamten Wirtschaft bei. Im Zeitraum von 1995 bis 2010 waren IKT-Investitionen für 23 Prozent des gesamtwirtschaftlichen Anstiegs der Arbeitsproduktivität verantwortlich. Damit ist Deutschland im europäischen Vergleich gut positioniert.
Im Zeitraum von 1995 bis 2010 wuchs die Arbeitsproduktivität (reale Wertschöpfung pro geleistete Arbeitsstunde) der deutschen Wirtschaft um durchschnittlich 1,54 Prozent pro Jahr. Damit liegt Deutschland beispielsweise deutlich vor Frankreich, das im selben Zeitraum einen durchschnittlichen jährlichen Anstieg der Arbeitsproduktivität von moderaten 1,30 Prozent verzeichnet. Noch einmal deutlich dahinter rangieren Italien und Spanien, die nicht zuletzt aufgrund der Krise ab 2009 im Durchschnitt nur geringe jährliche Wachstumsraten in Höhe von 0,36 beziehungsweise 0,72 Prozent aufweisen. Am gesamten Wachstum der Arbeitsproduktivität in Deutschland in Höhe von 1,54 Prozent machen die Investitionen in IKT 0,36 Prozentpunkte und somit 23 Prozent des Produktivitätswachstums aus.
Internetwirtschaft in Deutschland setzt knapp 79 Milliarden Euro um
Betrachtet man die Umsätze, die mit dem oder über das Internet realisiert werden, beispielsweise für E-Commerce, Datendienste und Online-Videospiele, so zeigt sich, dass die Internetwirtschaft in Deutschland im Jahr 2012 knapp 79 Milliarden Euro umgesetzt hat. Das ist ein Anteil von drei Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Sowohl wertmäßig als auch nach ihrem Anteil am BIP ist die Internetwirtschaft im Zeitraum von 2010 bis 2012 stetig gewachsen. Die wesentlichen Treiber dieses Wachstums im Jahr 2012 waren insbesondere mobile Datendienste und Cloud Computing. So betrugen die Ausgaben für mobile Datendienste, bei einem jährlichen durchschnittlichen Wachstum in Höhe von 15 Prozent in den letzten Jahren, rund neun Milliarden Euro im Jahr 2012. Internetbasierte Applikationen und IT-Services, darunter Cloud Computing, erreichten im Jahr 2012 einen geschätzten Umsatz in Höhe von gut 24 Milliarden Euro. Sie machten damit den größten Anteil an der Internetwirtschaft aus.
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