Innovationen im Dienstleistungssektor: Ostdeutscher Handel und Verkehr erfolgreich

Forschung

Ostdeutsche Unternehmen der Branchen Handel und Verkehr, die sogenannten distributiven Dienstleister, sind deutlich innovativer als westdeutsche. Sowohl der Anteil innovativer Unternehmen als auch der Anteil der Innovationsaufwendungen gemessen am Umsatz liegen bei den distributiven Dienstleistern in den neuen Bundesländern über den Werten für Westdeutschland.

Dies zeigt die aktuelle Innovationserhebung im Dienstleistungssektor des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
Das ZEW hat 1999 im Rahmen einer repräsentativen Erhebung etwa 2.500 Unternehmen im Dienstleistungssektor zu ihren Innovationsaktvitäten befragt und die Ergebnisse für Deutschland hochgerechnet. Es zeigt sich, dass 1998 knapp 19.000 ostdeutsche Unternehmen im Handel und Verkehr neue oder merklich verbesserte Dienstleistungen auf den Markt gebracht haben. Das entspricht einem Anteil von 58 Prozent an allen Unternehmen dieser Branchen. In den alten Bundesländern liegt dieser Anteil dagegen nur bei 50 Prozent. Die distributiven Dienstleister in Ostdeutschland investieren auch einen größeren Anteil ihres Umsatzes in Innovationsprojekte: Von jeder Million Umsatz werden durchschnittlich 14.000 Mark für die Entwicklung neuer Dienstleistungen eingesetzt. In Westdeutschland ist es gerade einmal die Hälfte.

Ostdeutsche Unternehmen im Handel und Verkehr schneiden im Vergleich zu westdeutschen Unternehmen nicht nur hinsichtlich des Innovationsinputs gut ab. Auch beim Erfolg ihrer Innovationen haben sie die Nase vorn. So entwickeln sie zwar seltener grundlegend neue Dienstleistungen (Marktneuheiten) und erweitern statt dessen ihre Angebotspalette durch die Integration neuer, bereits von Dritten eingeführten Technologien und Dienstleistungsprodukten. Aber vor allem beim Einsatz kostenreduzierender Verfahren sind ostdeutsche distributive Dienstleister erfolgreich: Sie konnten 1998 fast drei Prozent ihrer Kosten durch den Einsatz neuer Prozesse einsparen. In den alten Bundesländern lag diese Kostenreduktion bei unter zwei Prozent. Die Ergebnisse des ZEW zeigen, dass die häufig getroffene Aussage, dass Unternehmen in Westdeutschland innovativ, die Unternehmen in Ostdeutschland hingegen noch im Aufholprozess begriffen und daher weniger innovativ seien, zu kurz greift. Die Trennlinie verläuft nicht stereotyp zwischen Ost und West, sondern auch zwischen einzelnen Wirtschaftsbereichen: Bei den unternehmensnahen Dienstleistern, wie etwa Beratungsunternehmen, EDV und Telekommunikation, ist der Anteil innovativer Unternehmen in den neuen Bundesländern tatsächlich niedriger als in den alten. Bei den distributiven Dienstleistungen ist das Verhältnis jedoch genau umgekehrt. Es ist diese Heterogenität des Dienstleistungssektors, die es schwer macht, mit allgemeinen staatlichen Fördermaßnahmen tatsächlich die Unternehmen zu erreichen, die unterstützt werden sollen. Eine allein regional ausgerichtete Förderung ist dann nicht zweckmäßig, wenn damit auch Wirtschaftszweige gefördert werden, die sich bereits durch intensive Innovationsaktivitäten auszeichnen. Eine Unterstützung alleine nach dem wirtschaftlichen Schwerpunkt würde wiederum die regionalen Unterschiede vernachlässigen.

Ansprechpartner

Günther Ebling, E-Mail: ebling@zew.de