Produktionsnahe Dienstleister in Ostdeutschland: Strukturelle Defizite wirken sich belastend aus

Forschung

Die Innovationsaktivitäten des ostdeutschen Dienstleistungssektors insgesamt und insbesondere auch die der produktionsnahen Dienstleistungen nähern sich westdeutschen Strukturen an. Eine aktuelle Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, zeigt aber, dass ostdeutsche Dienstleister nach wie vor Probleme haben, für die von ihnen angebotenen innovativen Leistungen auch Kunden zu finden.

In Westdeutschland waren 1997 knapp 1,8 Millionen Personen bei produktionsnahen Dienstleistern beschäftigt. Das sind acht Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den alten Bundesländern. In Ostdeutschland waren es gut 450.000 Personen (8,7 Prozent). Bei wissensintensiven unternehmensnahen Dienstleistern arbeiten in Ostdeutschland rund 180.000 Personen, in Westdeutschland rund eine Million.

Die Stärken und Schwächen produktionsnaher Dienstleister in Ostdeutschland im Vergleich zu Westdeutschland werden bei der Betrachtung der Input- und Outputseite des Innovationsprozesses deutlich. Auf der Inputseite zeichnen sich ostdeutsche produktionsnahe Dienstleister durch eine gute Forschungs- und Humankapitalbasis aus. Sie verfügen über einen hohen Anteil an hochqualifizierten Mitarbeitern und über hohe FuE-Personalintensitäten (Verhältnis der FuE-Beschäftigten zur Gesamtzahl der Beschäftigten). Allerdings profitiert die Inputseite auch erheblich von der staatlichen Forschungs- und Innovationsförderung. Trotzdem treten bei den Unternehmen relativ häufig finanzielle Probleme, insbesondere bei der Finanzierung von FuE, auf. Auf der Outputseite zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Ost und West. Viele ostdeutsche Unternehmen haben eine geringe Exportquote und Probleme beim Absatz von neuen Dienstleistungen sowie bei ihren Absatzbemühungen insgesamt.

Bezüglich der Kundenstruktur der produktionsnahen Dienstleister zeigt sich, dass die technischen einschließlich der FuE-Dienstleister eng mit der Industrie verbunden sind, während die EDV-Dienstleister eher mit dem übrigen Dienstleistungssektor verflochten sind. Sowohl der Aufbau einer wettbewerbsfähigen Industrie als auch die weitere Entfaltung von modernen Dienstleistungsaktivitäten sind demnach für die wirtschaftliche Entwicklung Ostdeutschlands von großer Bedeutung. Eine positive Entwicklung - insbesondere auch für die produktionsnahen Dienstleister - wird sich vermutlich aber nur dann dauerhaft einstellen, wenn einige der strukturellen Defizite, die in Ostdeutschland auch heute noch bestehen, abgebaut werden.

Insbesondere die geringe Zahl von Industriebetrieben und die durch Klein- und Mittelbetriebe bestimmte Betriebsgrößenstruktur in der ostdeutschen Wirtschaft wirken sich nachteilig aus. Beide Faktoren führen dazu, dass innerhalb der ostdeutschen Länder die Nachfrage nach höherwertigen produktionsnahen Dienstleistungen relativ schwach ausgeprägt ist. In Kombination mit den Schwierigkeiten der produktionsnahen Dienstleister, auf überregionalen Märkten Fuß zu fassen, sind eine dünne Eigenkapitaldecke und begrenzte Möglichkeiten, Fremdkapital zu akquirieren weitere Probleme, denen sich die ostdeutschen Dienstleister gegenübersehen.

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Prof. Dr. Dirk Czarnitzki, Telefon: 0621/1235-194, E-Mail: czarnitzki@zew.de