Studie von ZEW und IMK zur Einkommensverteilung - Wissenschaftler fordern zusätzliche Daten zur Verteilungsmessung

Forschung

Die Verteilung der Markteinkommen zwischen den einzelnen Haushalten in Deutschland reagiert sensibel darauf, wie sich die bundesdeutsche Volkswirtschaft entwickelt – und zwar an beiden Enden der Einkommensskala je nach dem, mit welcher Art von Daten gearbeitet wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, und des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf. Da vor allem die Verfügbarkeit von administrativen Daten zu wünschen übrig lässt, sind fundierte Messungen der Ungleichheitsentwicklung allerdings sehr schwierig. Aus wissenschaftlicher Sicht ein klares Manko, weshalb die Forscher die Forderung formulieren: Bessere Daten aus amtlicher Quelle tun Not.

Während Schwankungen der Arbeitslosigkeit vor allem den unteren und mittleren Bereich der Einkommensverteilung treffen, gehen Spitzeneinkommen Hand in Hand mit Unternehmens- und Vermögensgewinnen. Was wie ein Allgemeinplatz klingt, ist keine Selbstverständlichkeit, denn: Den Zusammenhang zwischen hoher Einkommenskonzentration und Konjunkturzyklus haben die Wissenschaftler von ZEW und IMK erstmals anhand des Taxpayer-Panels (TPP) nachgewiesen, das sich aus der jährlichen Einkommensteuerstatistik speist. Bisher fußen Analysen von Ungleichheitstrends mit Blick auf die Einkommensverteilung in Deutschland hauptsächlich auf Haushaltsumfragen wie dem Sozio-Oekonomischen Panel (SOEP).

Das Problem dabei: Das SOEP ignoriert zum großen Teil die Spitzeneinkommen in Deutschland, da diese Haushalte schwer für Befragungen zu gewinnen sind. Das TPP hingegen fußt auf administrativen, also von staatlichen Behörden erhobenen Daten und bildet somit einen ganz anderen Bevölkerungsquerschnitt ab. Verlässliche Aussagen über Veränderungen der Einkommensverteilung setzen daher auch die Untersuchung administrativer Datenquellen voraus – sei es in Form einer wiederkehrenden Verknüpfung mit Umfragedaten oder zumindest regelmäßige ergänzende Auswertungen von Erhebungen wie dem SOEP.

"Die alleinige Auswertung von Umfragedaten zum Beispiel anhand des SOEP gibt uns nicht genug Informationen, um die Ungleichheitsentwicklung korrekt zu messen. Um die Einkommensverteilung in Deutschland realitätsnah abzubilden, kommen wir um mehr administratives Datenmaterial nicht herum", sagen Prof. Dr. Andreas Peichl, Leiter der ZEW-Forschungsgruppe "Internationale Verteilungsanalysen" sowie Professor für Quantitative Finanzwissenschaft an der Universität Mannheim, und Dr. Kai Daniel Schmid, Leiter des Referats Makroökonomie und Einkommensentwicklung am IMK.

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