Wissenschaftsrat empfiehlt Aufnahme des ZEW in Blaue Liste

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Hohes Lob zollt der Wissenschaftsrat in seinem jetzt verabschiedeten Bewertungsbericht dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Das ZEW habe sich seit seiner Gründung 1990 zu einem Kompetenzzentrum für die anwendungsbezogene empirische Wirtschaftsforschung in Deutschland entwickelt. Mit seinem Forschungsprofil sowie den bisher vorgelegten Arbeiten sei das ZEW ein kompetenter Diskussions- und Kooperationspartner für Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie ein gefragter Anbieter für wirtschaftspolitische Beratungsleistungen. Der Wissenschaftsrat empfiehlt daher die Aufnahme des ZEW in die Blaue Liste. Er bestätigt dem Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstitut damit, zu den Forschungseinrichtungen in Deutschland zu gehören, denen überregionale Bedeutung zukommt und deren Förderung durch Bund und Länder von gesamtstaatlichem wissenschaftspolitischem Interesse ist. Die Empfehlung des Wissenschaftsrats ist Voraussetzung für eine Aufnahme des ZEW in die Blaue Liste und Grundlage der Entscheidung der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) über eine künftige gemeinsame Finanzierung des ZEW durch den Bund und die Länder.

Die aus früheren Bewertungsverfahren für die anderen Wirtschaftsforschungsinstitute bekannten, strengen wissenschaftlichen Maßstäbe des Wissenschaftsrats wurden selbstverständlich auch bei der Begehung des noch recht jungen ZEW angewandt. Umso erfreulicher ist somit das jetzt erteilte wissenschaftliche Gütesiegel des Wissenschaftrats: Das ZEW entspricht voll der Erwartung, dass qualifizierte wirtschaftspolitische Beratung stets eine hohe Qualität in der wissenschaftlichen Fundierung voraussetzt.

Vorbildlich ist für den Wissenschaftsrat die am ZEW etablierte Einrichtung der "Forschungsprofessur". Die Forschungsprofessoren sind Lehrstuhlinhaber an deutschen Hochschulen, insbesondere an der Universität Mannheim, die aktiv die Leitungsfunktion bei Forschungsprojekten des ZEW wahrnehmen. Damit werden nach Auffassung des Wissenschaftsrats universitäre und außeruniversitäre Forschung geradezu beispielhaft kombiniert - ein Arrangement, von dem beide Seiten sehr profitieren.

Im Laufe seiner nunmehr achtjährigen Arbeit hat sich das ZEW zu einem Wirtschaftsforschungsinstitut entwickelt, das nach dem Bewertungsbericht des Wissenschaftsrats den nationalen und internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Der hohe Drittmittelanteil von 40 Prozent bei einem Budget von rund 17 Millionen Mark zeigt das sehr deutlich. Seit seiner Gründung hat das ZEW rund 35 Millionen Mark an Drittmitteln eingeworben. Möglich gemacht hat dies von Anfang an vor allem der engagierte Einsatz der 109 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Forschungs- und Servicebereichen des Hauses, von denen der größte Teil (76 Mitarbeiter) wissenschaftlich tätig ist.

Um die Forschungsanstrengungen der Mitarbeiter zu unterstützen, verfügt das ZEW über einen Qualifizierungsfonds. Dieser erlaubt es, wissenschaftliche Mitarbeiter im Rahmen ihrer in der Regel fünfjährigen Tätigkeit am ZEW ein Jahr lang zur Fertigstellung ihrer Dissertation oder Habilitationsschrift freizustellen. Diese Unterstützung der wissenschaftlichen Qualifikation wird vom Wissenschaftsrat ausdrücklich begrüßt. Außerdem werde bereits jetzt deutlich, so die Gutachter, dass Doktoranden und Habilitanden durch die Reputation des ZEW in der Wissenschaft und durch die daraus resultierende Möglichkeit, in Kontakt zu renommierten in- und ausländischen Wissenschaftlern treten zu können, wichtige Impulse für ihre weitere wissenschaftliche Entwicklung erhielten und so auch hinsichtlich ihres beruflichen Werdegangs von ihrer Tätigkeit am ZEW profitieren.

Der Wissenschaftsrat hebt besonders die Konzentration des ZEW auf einzelwirtschaftliche Fragestellungen sowie auf international vergleichende Untersuchungen im europäischen Kontext hervor. Dadurch habe sich das Institut innerhalb der wirtschaftswissenschaftlichen Forschungslandschaft Deutschlands ein klar konturiertes Profil geschaffen. Darüber hinaus sei es dem ZEW gelungen, sich thematisch von den anderen außer-universitären Wirtschaftsforschungsinstituten abzugrenzen.

Von besonderer Bedeutung sind für den Wissenschaftsrat die am ZEW erstellten und gepflegten Datenbanken wie beispielsweise das Mannheimer Unternehmenspanel oder das Mannheimer Innovationspanel Industrie/Dienstleistungen. Diese Datensätze seien einmalig und für die Unternehmensforschung unverzichtbar. Ihr weiterer Ausbau sowie die kompetente Pflege der Datenbanken sei wünschenswert, aber nur zu gewährleisten, wenn von Personalkürzungen in Zukunft abgesehen werde.

Ausdrücklich begrüßt wird von Seiten des Wissenschaftsrats die flache hierarchische Struktur des ZEW, die sich auf fünf Forschungs- und zwei Servicebereiche - ohne weitere Untergliederungen - beschränkt. In nahezu allen Projektbereichen, so das Gutachten, werde sehr gute, zum Teil sogar ausgezeichnete wissenschaftliche Arbeit geleistet. Einige Beispiele: Der Forschungsbereich "Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement" besticht, so das Urteil des Wissenschaftsrats, vor allem durch die enge Verzahnung von betriebs- und volkswirtschaftlichen Forschungsansätzen und habe über den ZEW-Finanzmarkttest neue Datenbanken aufgebaut. Dem Forschungsbereich "Arbeitsmärkte, Personalmanagement und soziale Sicherung" wird bescheinigt, dass sein grundsätzlicher Anspruch, Grundlagenforschung und wirtschaftspolitische Beratung zusammenzuführen, richtig sei und weiterverfolgt werden solle. Im Forschungsbereich "Industrieökonomik und internationale Unternehmensführung" sehen die Gutachter des Wissenschaftsrats den Kern der Innovationsforschung des ZEW. Er leiste mit seinen Forschungsergebnissen wichtige Beiträge zur Erklärung der Dynamik von Unternehmen und Märkten. Die im Forschungsbereich erstellten und gepflegten Datenbanken sind nach Einschätzung des Wissenschaftsrats für die Unternehmensforschung von großem Wert. Besonders hervorgehoben wird beim Forschungsbereich "Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft" die Entwicklung des "European Tax Analyzer", mit dessen Hilfe die Steuerbelastung von Unternehmen differenzierter als sonst üblich international verglichen und auf ihre Investitions- und Innovationswirkungen untersucht werden kann. Dem Forschungsbereich "Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement" wird wissenschaftliche Arbeit auf guter methodischer Basis bescheinigt, die zu weiterführenden wissenschaftlichen Ergebnissen führe. Die Servicebereiche "Information und Kommunikation" sowie "Wissenstransfer und Weiterbildung" werden als wichtig für den Transfer der Forschungsergebnisse des ZEW betrachtet. Insbesondere die zahlreichen Weiterbildungsveranstaltungen leisteten einen wichtigen Beitrag zum Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis.

Ansprechpartner

Katrin Voss, E-Mail: voss@zew.de