Anzahl der Neugründungen im Handwerk nimmt immer weiter ab

Forschung

"Handwerk hat goldenen Boden". Dieses Sprichwort galt in Deutschland über Jahrzehnte als Binsenweisheit und stellte Handwerkern und solchen, die es werden wollten, eine gesicherte Zukunft in Aussicht. Zumindest seit Anfang der 1990er Jahre scheinen allerdings die Zukunftschancen im Handwerk von potenziellen Gründern zunehmend skeptischer eingeschätzt zu werden. Darauf weist der Rückgang der Unternehmensgründungen hin, den der halbjährlich erscheinende Gründungsreport des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim für das Handwerk konstatiert.

Unternehmensgründungen bleiben insbesondere dann aus, wenn potenzielle Gründer die wirtschaftlichen Risiken einer selbstständigen Tätigkeit als zu groß einschätzen. In den 1990er Jahren war dies im Handwerk anscheinend der Fall, was in den meisten Branchengruppen eine deutliche Abnahme der Gründungen zur Folge hatte, von der auch die klassischen Handwerksbereiche wie Baugewerbe und konsumnahe Dienstleister nicht verschont blieben. Neben der Tatsache, dass die Gründungen im Handwerk zurückgehen, stimmt mit Blick auf die wirtschaftlichen Perspektiven ebenfalls bedenklich, dass die Gründungsquoten bei Handwerksbetrieben im Vergleich zum Nicht-Handwerk niedriger liegen und zwar in allen Wirtschaftszweigen, unabhängig vom Technologiegrad und davon, ob die Branchen der Industrie oder dem Dienstleistungssektor zuzurechnen sind.

Verlässliche Daten zum Gründungsgeschehen im Handwerk zu erhalten ist nicht einfach, da originäre Gründungen (Neuerrichtungen) nur schwer von derivativen Gründungen (Übernahmen) zu unterscheiden sind. Auf Basis der Handwerkszählung von 1995 und der ZEW-Gründungspanels konnten allerdings am ZEW Gründungsquote und Indexreihen errechnet werden, die die Gründungsdynamik im Zeitraum von 1990 bis 2001 korrekt widerspiegeln.

Aus der Handwerkszählung ergibt sich, dass 1994 die Quote an originären Gründungen im Handwerk bei 4,5 Prozent lag, während die anhand des ZEW-Gründungspanels berechnete Gründungsquote für die Gesamtwirtschaft 7,9 Prozent betrug. Die Betrachtung bis 2001 zeigt, dass sich diese deutliche Kluft zwischen Handwerk und Gesamtwirtschaft bisher nicht geschlossen hat, im Gegenteil, der Abstand wird größer. Dies lässt sich in allen Großbereichen des Handwerks feststellen, angefangen bei Handwerksbetrieben im Bereich von Spitzentechnik, hochwertiger Technik und im Baugewerbe bis hin zu technologie- und konsumorientierten sowie wissensintensiven Dienstleistern. Der Erneuerungsgrad des Handwerks liegt somit in Deutschland deutlich unter dem des gesamten Unternehmensbestands. Dieses Ergebnis korrespondiert mit dem Befund, dass sich die Zahl der Handwerksmeisterprüfungen von fast 59.000 im Jahr 1993 auf rund 28.000 im Jahr 2002 beinahe halbiert hat. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, so dürfte die Bedeutung des Handwerks in Deutschland in den kommenden Jahren deutlich abnehmen

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