Fahrzeugbau: 24 Milliarden Euro für Innovationen
ForschungDer Fahrzeugbau gibt so viel für Innovationsprojekte aus wie keine andere Branche in Deutschland. Für das Jahr 2004 rechnet die Branche, die neben dem Automobilbau auch die Herstellung von Luft-, Schienen- und Wasserfahrzeugen umfasst, mit Gesamtaufwendungen für Innovationen von 24 Milliarden Euro. Das sind 34 Prozent der gesamten Innovationsaufwendungen der deutschen Industrie.
Dies ist ein Ergebnis der aktuellen Innovationserhebung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
Seit der letzten schweren Krise im Automobilbau in den Jahren 1994/95 stiegen die Aufwendungen des deutschen Fahrzeugbaus für neue Produkte und neue Produktionsverfahren kontinuierlich von 9 Milliarden Euro im Jahr 1995 auf 22,4 Milliarden Euro im Jahr 2002. Gemessen am Umsatz gab die Branche im Jahr 1995 erst 5,6 Prozent für Innovationen aus, im Jahr 2002 liegt diese Quote bereits bei 7,8 Prozent. Und die positive Entwicklung geht weiter: Vorläufige Zahlen für das Jahr 2003 gehen von einem Anstieg der Innovationsaufwendungen auf 23,6 Milliarden Euro (+ 5 Prozent) aus. Im Jahr 2004 sollen nach den Planungen der Unternehmen 24 Milliarden Euro (+ 2 Prozent) für die Entwicklung neuer Fahrzeuge und für verbesserte Produktionsverfahren bereitgestellt werden.
Drei Faktoren sind für diese Entwicklung maßgebend. Erstens hat der Automobilbau nach der Rezession in der ersten Hälfte der 1990er Jahre wie kaum eine andere Branche auf Innovation gesetzt und das Produktspektrum ausdifferenziert und verjüngt. Autohersteller bieten immer mehr - auch technologisch aufwändige - Extras an und setzen Innovationen aus anderen Branchen, beispielsweise Elektronik, neue Kunststoffe sowie Mess- und Regeltechnik, rasch und auf breiter Front ein. Die kürzer werdenden Modellzyklen und der Preiswettbewerb erfordern fortlaufend die Weiterentwicklung der Produktpalette und die Rationalisierung der Produktion - bei den großen Herstellern ebenso wie bei den Zulieferern.
Zweitens kommt ein "statistischer Effekt" hinzu: Immer wieder ändern Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit und konzentrieren sich ganz oder überwiegend auf die Herstellung und Zulieferung von Kfz-Komponenten. Dadurch wechseln sie auch von der Branchenzuordnung, beispielsweise von der Elektrotechnik, dem Maschinenbau oder der Metallindustrie in den Fahrzeugbau. Drittens haben schließlich auch Unternehmen im Luft- und Schienenfahrzeugbau ihre Innovationsanstrengungen jüngst deutlich ausgeweitet.
Der Fahrzeugbau ist nicht nur bei den Aufwendungen für Innovationen führend. Auch beim Umsatz, der mit neuen Produkten erzielt wird (das sind Produktinnovationen, die in den vorangegangenen drei Jahren auf den Markt gebracht wurden), liegt die Branche mit 139 Milliarden Euro klar an der Spitze. Das sind 35 Prozent des gesamten "Innovationsumsatzes" der deutschen Industrie. Im Vergleich dazu liegt der Anteil des Fahrzeugbaus am gesamten Industrieumsatz (das heißt alte und neue Produkte) bei lediglich 21 Prozent. Dies bedeutet, dass das Produktspektrum des Fahrzeugbaus überdurchschnittlich jung ist.
Dank der Innovationsoffensive der deutschen Fahrzeugbauer hat sich auch deren internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessert und trägt zu einem hohen Handelsbilanzüberschuss bei. Ohne den Automobilbau hätte Deutschland sogar eine negative Handelsbilanz bei Technologiegütern.
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Dr. Christian Rammer, Telefon: 0621/1235-184, E-Mail: rammer@zew.de