Forschungsförderung in Europa - Kooperationen viel versprechend

Forschung

ZEW-Studie: Staatliche Anreize zur Förderung von FuE-Projekten oft erfolgreicher als vermutet / Verknüpfung staatlicher Zuwendungen mit Kooperationsbereitschaft der geförderten Unternehmen wirkt sich auf Innovationsergebnisse positiv aus.

Ein hohes Wohlstandsniveau in Deutschland und der übrigen Europäischen Union setzt eine hohe technologische Leistungsfähigkeit voraus, die es erlaubt, im internationalen Wettbewerb, insbesondere mit Ländern wie den USA oder China, mitzuhalten. Ein Blick auf die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) ist jedoch alarmierend: Die USA investieren im Vergleich zu Europa jährlich über 120 Milliarden Euro mehr in FuE - und damit in neue, konkurrenzfähige Ideen und Produkte.

Um zu verhindern, dass die EU in ihrer technologischen Entwicklung weiter hinter die Vereinigten Staaten und asiatische Konkurrenten zurückfällt, hat sich die Politik bereits 2002 zu einem Kraftakt in Form des "Action Plan for Europe" entschlossen. Dieser Aktionsplan verfolgt das Ziel, die Ausgaben für FuE, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, von derzeit 2,0 auf 3,0 Prozent zu erhöhen. Davon sollen die Wirtschaft zwei Drittel und der Staat ein Drittel aufbringen.

Eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und des Technischen Forschungszentrums Finnland (VTT) hat nun untersucht, ob durch eine intensivierte öffentliche FuE-Förderung die Innovationstätigkeit auf der Unternehmensebene tatsächlich stimuliert wird. Deutschland und Finnland bieten sich stellvertretend für Europa für diesen Vergleich besonders an, weil es sich um unterschiedlich große Volkswirtschaften mit vergleichbaren Innovationspolitiken, aber abweichenden Entwicklungen handelt. In der Studie wird der "Innovationserfolg" der Wirtschaft anhand von Patentanmeldungen gemessen, die unter anderem durch staatliche Forschungsförderung und durch Forschungskooperationen angeregt werden. Patentanmeldungen sind ein guter Indikator, weil sie zuverlässig die zukünftige technologische Leistungsfähigkeit von Ländern abbilden.

Die Analyse von knapp 3.000 Firmen zeigt, dass finanzielle Anreize durch den Staat erfolgreicher sind als häufig vermutet. Unternehmen, die für ihre FuE-Projekte staatliche Förderung erhalten, neigen eher dazu, Patente anzumelden, als Unternehmen, denen keine derartige Förderung zuteil wird. Mitnahmeeffekte sind zwar in Einzelfällen nicht auszuschließen, erweisen sich aber in der Gesamtbetrachtung als wenig relevant. Dieser positiven Beurteilung von Politikmaßnahmen gingen die Wissenschaftler weiter nach und identifizierten wichtige Wirkungsmechanismen.

So gehen in Deutschland die positiven Effekte der staatlichen Förderung auf die damit verknüpften Kooperationen zum Beispiel mit der Wissenschaft oder anderen Firmen zurück, die von den Unternehmen selbst gewählt werden. Die Innovationsergebnisse der forschenden Unternehmen werden dabei durch die Zusammenarbeit positiv stimuliert. In Finnland gilt dieser Zusammenhang ebenfalls. Aufgrund der Tatsache, dass in Finnland FuE-Kooperationen bereits erheblich weiter verbreitet sind als in allen anderen Mitgliedsländern der EU, ergeben sich jedoch kaum noch Möglichkeiten zur Steigerung der Innovationstätigkeit durch eine intensivere Förderung von FuE-Zusammenarbeit. In Deutschland dagegen besteht - gerade im innovativen Mittelstand - noch viel Potenzial, das durch Forschungskooperationen und -netzwerke stimuliert werden kann und so zur Verbesserung der technologischen Leistungsfähigkeit beitragen könnte.

Die Studie kommt somit zu dem Ergebnis, dass nicht die staatliche Förderung allein den Ausschlag für gesteigerte FuE-Investitionen gibt, sondern vielmehr der arbeitsteilige Austausch von Wissen. Unternehmen können durch staatliche Förderung höhere Innovationserfolge realisieren, wenn die Unterstützung mit der Aufforderung zur Zusammenarbeit verbunden ist. Kleine Unternehmen können von der staatlichen Unterstützung ihrer FuE insbesondere dadurch profitieren, dass sie erst durch diese Gelder in die Lage versetzt werden, risikoreiche FuE-Projekte zu verwirklichen.

Entscheidend sind jedoch die mit der Forschungsförderung einhergehenden Kooperationen. Bei den derzeit existierenden, durchaus sinnvollen Förderansätzen stellt sich jedoch auch die Frage nach deren konkreter Ausgestaltung. So werden geförderte Kooperationsnetze von förderwürdigen Unternehmen vielfach als zu groß und zu unhandlich empfunden. Die europäische Forschungspolitik ist somit einerseits gefordert FuE-Kooperationen in der Privatwirtschaft anzuregen, sollte andererseits aber auch darauf achten, dass Kooperationen noch praktikabel bleiben. Gelänge es, den kollektiven Innovationsgeist amerikanischer Unternehmen auch im fragmentierten Europa zu aktivieren, dann könnte das ambitionierte 3-Prozent-Ziel erreicht werden.

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Dr. Andreas Fier, E-Mail: fier@zew.de

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