ZEW-Energiemarktbarometer - Umweltabgaben und Marktkonzentration tragen zum Strompreisanstieg bei
ForschungEnergieexperten sehen in gestiegenen Umweltabgaben (wie beispielsweise Steuern oder der Einspeisevergütung für erneuerbare Energien) sowie in der hohen Marktkonzentration im Erzeugungssektor die wesentlichen Ursachen für den hohen Strompreis in Deutschland. Dies zeigt eine Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, bei mehr als 200 Energieexperten im Rahmen des aktuellen ZEW-Energiemarktbarometers.
Während Umweltabgaben allerdings emissionarmer Stromproduktion explizit einen Kostenvorteil verschaffen sollen, sind höhere Preise aufgrund von Marktkonzentration aus ökonomischer Sicht unerwünscht. Bei der Umfrage standen die folgenden Einflussfaktoren zur Auswahl: höhere Erzeugungskosten, Marktkonzentration in der Erzeugung, Anstieg der Kosten für die Durchleitung, Marktmacht im Durchleitungssektor, Preisaufschlag aufgrund des Emissionshandels und andere gestiegene Umweltabgaben wie beispielsweise Steuern oder die Einspeisevergütung für erneuerbare Energien.
Für 70 Prozent der befragten Experten sind die gestiegenen Umweltabgaben, für 69 Prozent die hohe Marktkonzentration bei den Erzeugern ausschlaggebend dafür, dass die Strompreise für Privathaushalte seit dem Jahr 2000 teilweise um mehr als 30 Prozent gestiegen sind, wie etwa Studien des Verbraucherportals Verivox zeigen. Rund 52 Prozent der befragten Energieexperten machen Emissionzertifikate für den gestiegenen Strompreis verantwortlich, etwa 42 Prozent die gestiegenen Kosten der Stromerzeugung. 39 Prozent sehen die Marktmacht der Verteiler als Preistreiber und lediglich etwa 15 Prozent die gestiegenen Kosten für die Durchleitung von Strom.
Unter den drei Faktoren, die eine Mehrheit der Befragten als Hauptpreistreiber identifiziert, sind Umweltabgaben und Emissionshandel explizit als preisliche Instrumente ausgestaltet. Sie haben gerade den Zweck, umweltbelastende Stromproduktion zu verteuern und so emissionsarmer Stromerzeugung einen relativen Kostenvorteil zu verschaffen. Dagegen ist die Marktkonzentration in der Erzeugung aus gesamtwirtschaftlicher Sicht unerwünscht, wenn sie durch ein künstlich zu gering gehaltenes Angebot die Strompreise überhöht. Da ein solcher Missbrauch von Marktmacht auf der Seite der Erzeuger nach Auffassung der vom ZEW befragten Energieexperten einer der stärksten Preistreiber der Strompreise ist, ist vor diesem Hintergrund das zielstrebige Vorgehen des Bundeskartellamts folgerichtig.
Das ZEW-Energiemarktbarometer
Das ZEW-Energiemarktbarometer ist eine halbjährliche Befragung von mehr als 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis (Energieversorgungs-, -handels- und -dienstleistungsunternehmen), die zu ihren Erwartungen hinsichtlich der kurz- und mittelfristigen Erwartungen auf den nationalen und internationalen Energiemärkten befragt werden (kurze Frist: sechs Monate, mittlere Frist: fünf Jahre).
Ansprechpartner
Dr. Ulf Moslener, E-Mail: moslener@zew.de