ZEW-Energiemarktbarometer: Mittelfristig ist kein Rückgang der Preise für Öl und Erdgas zu erwarten

Forschung

Mit sinkenden Preisen für Öl und Erdgas ist weder kurz- noch mittelfristig zu rechnen. Zu dieser Einschätzung kommen 150 Experten aus Energieversorgungs-, Energiehandels- und Energiedienstleistungsunternehmen, aber auch der Wissenschaft, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Rahmen des ZEW-Energiemarktbarometers im November und Dezember vergangenen Jahres zur künftigen Entwicklung auf den internationalen Energiemärkten befragte.

In den ersten sechs Monaten diesen Jahres erwarten 58 Prozent der Experten - sicherlich zu einem erheblichen Teil bedingt durch die anhaltende Irak-Krise - weiter steigende Rohölpreise (Mineralöl: 63 Prozent). Von stagnierenden Rohölpreisen gehen 38 Prozent der Experten aus (Mineralöl: 32 Prozent). Mit sinkenden Rohölpreisen rechnen dagegen nur 3,5 Prozent (Mineralöl: vier Prozent). Beim Erdgas halten 52 Prozent der Befragten einen weiteren Preisanstieg in den nächsten sechs Monaten für möglich, während von einem Preisrückgang nur sechs Prozent überzeugt sind. Hier tragen die Experten anscheinend der Tatsache Rechnung, dass sich der Preis für Erdgas üblicherweise mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung dem Ölpreis anpasst.

Auch hinsichtlich der mittelfristigen Preisentwicklung geben sich die Experten pessimistisch. Für die kommenden fünf Jahre rechnen 58 Prozent der befragten Experten mit steigenden Rohölpreisen (Mineralöl: 63 Prozent). Etwa 29 Prozent erwarten eine Stagnation der Rohölpreise (Mineralöl: 26 Prozent). Nur 13 Prozent gehen bei Rohöl von einem Preisrückgang aus (Mineralöl: zehn Prozent). Bei Erdgas erwarten 57 Prozent der Experten einen Preisanstieg, während 31 Prozent von stagnierenden und nur zwölf Prozent von sinkenden Preisen ausgehen.

Diese Erwartungen resultieren wahrscheinlich aus der Einsicht, dass es immer schwieriger werden könnte, Öl und Gas in ausreichender Menge bereitzustellen. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass zwei Drittel der Ölvorkommen, die am kostengünstigsten gefördert werden können, in der Wüstenregion rund um den Persischen Golf liegen und damit häufig im Besitz instabiler Staaten ohne demokratisch legitimierte Regierungen sind. Diese Kon-zentration der am kostengünstigsten zu fördernden Ölreserven wird vermutlich noch zunehmen. Vor diesem Hintergrund ist eine stärkere Diversifizierung des Energieträgermixes in Deutschland mittel- bis langfristig unverzichtbar.

Ansprechpartner

Prof. Dr. Manuel Frondel, E-Mail: frondel@zew.de

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