ZEW-CS Finanzmarkttest für die Schweiz - Die Erwartungen bezüglich der zukünftigen Wirtschaftslage sinken leicht
Konjunkturindikator SchweizDie vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Zusammenarbeit mit der Credit Suisse durchgeführte Umfrage zeigt, dass die Teilnehmer die gegenwärtige Wirtschaftslage immer noch sehr positiv einschätzen. Der entsprechende Index liegt mit 93,6 Punkten nur knapp unter dem Vormonatsstand.
Der ZEW Credit Suisse Indikator, der die Erwartungen bezüglich der zukünftigen Wirtschaftslage widerspiegelt, ist in der aktuellen Umfrage um 2 Punkte auf -2,1 gesunken. Die Inflationserwartungen sind im Juli nur marginal gestiegen. Mit 93,6 Prozent erwartet ein beinahe unverändert hoher Anteil der Befragten einen Anstieg der kurzfristigen Zinsen in den kommenden sechs Monaten. Die Anzahl der Umfrageteilnehmer, die eine mittelfristige Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro erwarten, ist um 5,1 Prozent auf 59,5 Prozent gestiegen. Aus der Auswertung der Sonderfrage geht hervor, dass 65 Prozent der Teilnehmer ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts von durchschnittlich 2,5 Prozent erwarten. Außerdem bewertet eine Mehrheit von 53 Prozent die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz gegenüber anderen europäischen Ländern als sehr gut.
Mit 93,6 Prozent beurteilt die große Mehrheit der Experten die Situation als gut. Wie in den Vormonaten hält keiner der Befragten die konjunkturelle Lage für schlecht, 6,4 Prozent schätzen die Situation als normal ein. Hinsichtlich der künftigen Konjunkturentwicklung liegen die Erwartungen leicht tiefer als im Juni und der Index sinkt um 2,0 auf -2,1 Punkte. Während 12,8 Prozent der Analysten mit einer weiteren Verbesserung der Konjunktur rechnen, erwarten 14,9 Prozent der Befragten (4 Prozent mehr als im Vormonat) eine Verschlechterung. Die Mehrheit (72,3 Prozent) geht jedoch davon aus, dass sich die konjunkturelle Lage in den nächsten Monaten nicht verändert.
Mehr als die Hälfte der Analysten (59,6 Prozent) prognostiziert für die nächsten Monate einen Anstieg der Inflationsrate. Demgegenüber erwarten 40,4 Prozent, dass die Teuerungsrate in den nächsten sechs Monaten unverändert auf sehr niedrigem Niveau verbleibt. Betreffend die Entwicklung der kurz- und langfristigen Zinsen sind sich die Experten im aktuellen Finanzmarkttest Schweiz weitgehend einig. 93,6 Prozent gehen von einem Anstieg der kurzfristigen Zinsen aus, bei den langfristigen Zinsen rechnen 82,6 Prozent mit einem Anstieg. 17,4 Prozent erwarten, dass die langfristigen Zinsen auf dem heutigen Niveau bleiben. Mit einem Sinken der kurz- und langfristigen Zinsen rechnet keiner der befragten Analysten. Knapp ein Viertel (23,9 Prozent) der Experten (10,9 Prozent mehr als im Juni) erwartet, dass sich die Differenz der kurzfristigen Zinsen zwischen der Schweiz und dem Euroraum in den nächsten Monaten verringern wird, während 69,6 Prozent damit rechnen, dass die Zinsdifferenz konstant bleibt. Lediglich 6,5 Prozent der Befragten gehen von einer Erhöhung der Zinsdifferenz aus, sodass der Saldo des entsprechenden Indikators um 6,6 Punkte auf -17,4 fällt. Bezüglich der Differenz der langfristigen Zinsen zeigt sich ein ähnliches Bild: 72,3 Prozent der Befragten rechnen mit einer unveränderten Zinsdifferenz, 19,1 Prozent der Analysten erwarten eine Reduktion. 8,6 Prozent prognostizieren eine Erhöhung der Zinsdifferenz, was einem Anstieg des Saldos um 4,7 Punkte auf -10,5 entspricht.
Bezüglich der weiteren Entwicklung des Schweizer Aktienmarkts gibt sich die Mehrheit der Teilnehmer zwar weiterhin optimistisch, der entsprechende Saldo liegt jedoch mit 4,5 Punkten etwas tiefer als im Vormonat. 58,7 Prozent erwarten einen weiteren Anstieg des Swiss Market Index (SMI), während 26,1 Prozent keine Veränderung prognostizieren. 15,2 Prozent sagen hingegen ein Sinken des SMI voraus, das sind immerhin 1,9 Prozent mehr als im Vormonat.
Zwei Drittel der Experten (5 Prozent mehr als im Juni) erwarten, dass sich der Franken gegenüber dem Euro in den kommenden sechs Monaten aufwerten wird. 27,7 Prozent gehen von keiner Veränderung aus, während lediglich 6,4 Prozent eine weitere Abwertung des Frankens prognostizieren. Der entsprechende Saldo steigt damit um 5,1 auf 59,9 Punkte an.
Knapp die Hälfte der Analysten (13,1 Prozent weniger als im Vormonat) rechnet derzeit mit einem weiteren Anstieg des Ölpreises. Dagegen halten es 28,3 Prozent (15,3 Prozent mehr als im Juni) für wahrscheinlich, dass der Ölpreis bis zum Jahresende wieder sinkt, sodass der Saldo des entsprechenden Indikators um 28,4 Punkte auf 19,5 Punkte fällt.
Wie bereits im Juli des vergangenen Jahres bezog sich die Spezialfrage in diesem Monat unter anderem auf die Einschätzungen der Wettbewerbsfähigkeit einiger Volkswirtschaften und das Gewinnpotenzial verschiedener Wirtschaftssektoren. Dabei wurde der Schweiz erneut eine sehr hohe Wettbewerbsfähigkeit zugerechnet. Als größter Wettbewerbsvorteil der Schweiz galt unter den Teilnehmern die gute Ausbildung der Arbeitskräfte. Die Industrie wurde als Sektor mit besonders positiven Gewinnaussichten eingestuft. Weitere Details finden sich in der neusten Ausgabe des Finanzmarktreport Schweiz (siehe Link weiter unten).
Ablauf der Umfrage und Methodologie
Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.
Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und die gesamte Dienstleistungsbranche.
Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.
Detaillierte Ergebnisse - einschließlich der Umfrageergebnisse bezüglich der Wirtschaftsentwicklung anderer Länder - können der heute veröffentlichten Ausgabe des "Financial Market Report Switzerland" entnommen werden.
Ansprechpartner
Gunnar Lang (ZEW), Telefon: +49/621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de
Thomas Herrmann (Credit Suisse), Telefon: +41/44/3335062, E-Mail: thomas.herrmann@credit-suisse.com
Fabian Heller (Credit Suisse), Telefon: +41/44/3329061, E-Mail: fabian.heller@credit-suisse.com