ZEW-CS Finanzmarkttest für die Schweiz - Konjunkturerwartung deutlich weniger pessimistisch
Konjunkturindikator SchweizDie vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Zusammenarbeit mit der Credit Suisse durchgeführte Umfrage unter Finanzmarktexperten zeigt, dass sich die Einschätzung der aktuellen Schweizer Konjunkturlage verbessert hat. Eine Mehrheit von 94 Prozent (+11,6 Prozent) der Experten ist der Ansicht, dass die Schweizer Wirtschaft gegenwärtig in einer guten Verfassung ist. Gleichzeitig verbesserte sich der ZEW CS-Indikator der Erwartungen um 10,7 Punkte auf einen Stand von -16 Punkten. Damit rechnen die Umfrageteilnehmer zwar weiterhin mit einer Verringerung der Wachstumsdynamik, jedoch in deutlich geringerem Ausmaß als noch vor einem Monat.
Der Saldo der kurzfristigen Zinserwartungen ist im Oktober um 6,4 Punkte gestiegen. Mit jeweils 48 Prozent rechnen ebenso viele Experten mit einem Zinsanstieg wie mit einem unveränderten Zinsniveau. Die Einschätzungen zu der Entwicklung der Bankenbranche haben sich im Vergleich zur Septemberumfrage etwas aufgehellt. Obwohl immer noch die Mehrheit der Experten eine Verschlechterung erwartet (62,2 Prozent), ist der entsprechende Saldo gegenüber dem Stand im September um 22,4 Punkte angestiegen.
Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage des Schweizer Finanzmarkttests zeichnen erneut ein sehr positives Bild der wirtschaftlichen Dynamik in der Schweiz. Eine überwältigende Mehrheit der befragten Finanzmarktexperten (94 Prozent) hält die aktuelle Schweizer Wirtschaftslage für gut. Nur 6 Prozent der Analysten bewerten die Lage in der Schweizer Wirtschaft als normal. Der entsprechende Indikator steigt daher um 13,4 Punkte auf 94 Punkte. Nach dem starken Rückgang des ZEW CS-Indikators für die Konjunkturerwartungen im vergangenen Monat steigt nun auch dieser in der aktuellen Umfrage deutlich um 10,7 Punkte auf -16 Punkte. Dies liegt daran, dass aktuell nur noch 24 Prozent der Analysten (gegenüber 33,9 Prozent im Vormonat) eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Dynamik erwarten. Ein Großteil von 68 Prozent der Experten prognostiziert eine unveränderte Wirtschaftlage.
58 Prozent der Umfrageteilnehmer halten eine unveränderte Teuerungsrate für das wahrscheinlichste Szenario. Von einem weiteren Anstieg der Inflation gehen 42 Prozent der Analysten aus. Keiner der Experten prognostiziert eine geringere Teuerungsrate. Der entsprechende Saldo steigt folglich um 5,1 Punkte auf 42 Punkte.
Bezüglich der kurzfristigen Zinsen erwarten 48 Prozent (+1,5 Prozent) der Finanzmarktexperten einen Anstieg. Weitere 48 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten keine Veränderung des Zinsniveaus in der kurzen Frist. Die anhaltenden Unsicherheiten auf den Finanzmärkten sind auch für die Zinsdifferenz zwischen der Schweiz und dem Euroraum von großer Bedeutung. Der überwiegende Anteil der Experten prognostiziert keine Veränderung bei der Differenz kurzfristiger Zinssätze. 28 Prozent der Experten (-7,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat) erwarten, dass sich die entsprechende Zinsdifferenz verringern wird.
Bei den langfristigen Zinsen erachten deutlich mehr Umfrageteilnehmer (58 Prozent) einen Anstieg als wahrscheinlich. Der Saldo für langfristige Zinsen klettert um 8,7 Punkte auf 56 Punkte.
Seit dem Einbruch der Schweizer Aktienkurse im Juli und August hat der Swiss Market Index (SMI) deutlich angezogen. Mit 63,2 Prozent der Umfrageteilnehmer erwartet der Großteil der Analysten einen weiteren Anstieg des SMI. 18,4 Prozent der Experten prognostizieren keine Veränderung und ebenso viele gehen von einem Rückgang der Aktienkurse aus. Der Indikator steigt um 9 Punkte auf 44,8 Punkte.
Bezüglich des Schweizer Frankens konnte man seit August einen starken Abwertungstrend gegenüber dem Euro beobachten. Mit 55,1 Prozent rechnen 6,3 Prozent weniger Umfrageteilnehmer als im Vormonat mittelfristig mit einer Aufwertung der Schweizer Währung. 34,7 Prozent der Experten (+3,1 Prozent) erwarten keine Veränderung des Wechselkurses. Der Saldo des Indikators sinkt in der Folge um 9,5 Punkte auf 44,9 Punkte.
Immer neue Rekordstände erreichte der Preis für einen Barrel Öl der Nordseesorte Brent. Gründe hierfür waren zuletzt die überraschend niedrigen Lagerbestände in den USA und die bevorstehende Wintersaison. Trotz der aktuellen Ölpreishausse gehen 44,7 Prozent (+1,1 Prozent) der Finanzmarktexperten von weiter steigenden Preisen aus. 31,9 Prozent der Befragten erwarten keine Veränderung für den Preis eines Barrels und 23,4 Prozent prognostizieren einen Preisrückgang auf dem Markt für Öl. Der Indikator steht nun bei 21,3 Punkten.
Während in der vergangenen Umfrage vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise noch 73,1 Prozent der Experten eine Verschlechterung der Situation in der Bankenbranche erwarteten, hat sich die Stimmung in der aktuellen Befragung aufgehellt. 62,2 Prozent der Analysten erwarten weiterhin eine Verschlechterung, wohingegen 13,4 Prozent (+11,5 Prozent gegenüber dem Vormonat) mit einer Verbesserung rechnen. Der entsprechende Indikator steigt deutlich um 22,4 Punkte auf -48,8 Punkte.
Die Spezialfrage bezog sich in diesem Monat auf die Einschätzung der Arbeitsmarktsituation, der Lohnentwicklung sowie deren Auswirkungen auf Inflation und Profitmargen. Dabei sieht ein Anteil von 91 Prozent der Umfrageteilnehmer einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. 55 Prozent rechnen aufgrund des knappen Angebots mit einem beschleunigten Lohnzuwachs. Eine knappe Mehrheit ist jedoch der Ansicht, dass sich dies weder in zusätzlichem Inflationsdruck noch in geringeren Profitmargen niederschlagen wird. Weitere Details finden sich in der neuesten Ausgabe des Finanzmarktreport Schweiz (siehe Link weiter unten).
Ablauf der Umfrage und Methodologie
Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln.
Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und insgesamt.
Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.
Ansprechpartner
Gunnar Lang (ZEW), Telefon: +49/621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de
Fabian Heller (Credit Suisse), Telefon: +41/44/3329061, E-Mail: fabian.heller@credit-suisse.com