ZEW-Umfrage bei Finanzmarktexperten - Kunden müssen sich auf weitere Filialschließungen bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken einstellen
ForschungDie Konsolidierung im deutschen Bankensektor wird auch in Zukunft weitergehen. Vor allem die Sparkassen und die Genossenschaftsbanken werden in den kommenden Jahren weitere Bankfilialen schließen. Ausländische Privatbanken werden hingegen verstärkt in den Aufbau neuer Filialen investieren. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim unter rund 277 Finanzmarktexperten.
Der anhaltende Konsolidierungsprozess und die zunehmende Bedeutung alternativer Vertriebskanäle wie beispielsweise Online- oder Mobile-Banking oder Makler haben seit Anfang der 1990er Jahre zu einer Vielzahl von Filialschließungen im deutschen Kreditgewerbe geführt. Dieser Prozess wird sich auch in den kommenden fünf Jahren fortsetzen. So erwarten knapp 70 Prozent der befragten Experten, dass die Anzahl der Filialen weiter zurückgehen wird. Fast 13 Prozent rechnen sogar mit einer starken Zunahme der Filialschließungen.
Die Experten rechnen des Weiteren damit, dass die einzelnen Bankengruppen unterschiedlich stark von den Filialschließungen betroffen sein werden. Nach ihrer Einschätzung werden vor allem die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen weitere Filialen schließen. Dementsprechend gehen lediglich etwa 25 Prozent der Experten davon aus, dass die Anzahl der Sparkassenfilialen in den kommenden fünf Jahren gleich bleiben wird. Bei den Genossenschaftsbanken beträgt dieser Anteil sogar nur 20 Prozent. Da der Konsolidierungsprozess innerhalb der Gruppe der inländischen Privatbanken zunehmend an seine Grenzen stößt, ist der Anteil der Experten, die davon ausgehen, dass die Anzahl der Filialen der inländischen Privatbanken in den nächsten fünf Jahren stabil bleibt, deutlich höher und liegt bei knapp 45 Prozent. 10 Prozent gehen sogar davon aus, dass die inländischen Privatbanken ihr Filialnetz in den kommenden fünf Jahren wieder ausdehnen werden. Während die inländischen Kreditinstitute in Deutschland vorwiegend Filialen abgebaut haben, haben ausländische Kreditinstitute ihr Filialnetz hierzulande zuletzt ausgeweitet. Diese Entwicklung wird auch in den kommenden fünf Jahren anhalten. Die Finanzexperten rechnen mehrheitlich damit, dass die Anzahl der Filialen ausländischer Privatbanken in Deutschland weiter zunehmen wird.
Trotz der insgesamt rückläufigen Anzahl der Bankfilialen sind die Experten mehrheitlich der Ansicht, dass die Filiale auch in Zukunft ihre Bedeutung als Vertriebskanal nicht verlieren wird. Nach ihrer Einschätzung werden auch in fünf Jahren noch durchschnittlich mehr als 40 Prozent aller Retail-Banking-Produkte über Filialen vertrieben. Das Online-Banking kommt im Durchschnitt auf einen Marktanteil von lediglich rund 30 Prozent. "Die Nähe zur Bank und das Vertrauen zum Berater wird auch weiterhin für den Kunden von entscheidender Bedeutung sein. Die Filiale wird deshalb auch in Zukunft eine wichtige Rolle als Vertriebskanal von Banken spielen", sagt ZEW-Experte Matthias Köhler. Hingegen erwartet eine Mehrheit der Experten, dass deutlich geringere Anteile von weniger als 10 Prozent auf das Mobile-Banking, den Vertrieb über Makler, mobile Mitarbeiter oder andere Vertriebskanäle entfallen.
Ansprechpartner
Matthias Köhler, E-Mail: koehler@zew.de