ZEW-CS Finanzmarkttest für die Schweiz - Konjunkturaussichten für die Schweiz verschlechtern sich

Konjunkturindikator Schweiz

Der Finanzmarkttest des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Kooperation mit der Credit Suisse zeigt im März erneut eine Abschwächung der Konjunkturerwartungen. Der ZEW-CS-Indikator der Konjunkturerwartungen ist um 16,2 Punkte auf einen Stand von -71,7 Punkten gesunken. Die Einschätzung der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage reduzierte sich um 2,7 Punkte und erreichte im März 69,6 Punkte. Gleichzeitig sind die Inflationserwartungen erneut gefallen und von den Umfrageteilnehmern erwarten lediglich noch rund 30 Prozent (9 Prozent weniger als im Vormonat) einen weiteren Anstieg der Inflationsrate. Im Vergleich zum Februar sind auch die Zinserwartungen etwas gesunken, die große Mehrheit der Befragten (78,3 Prozent) erwartet keine Veränderung des kurzfristigen Zinsniveaus auf eine Frist von sechs Monaten. Die aktuelle Sonderfrage zeigt jedoch, dass knapp die Hälfte der Experten ein Zinsniveau von unter 2,75 Prozent zum Jahresende für wahrscheinlich hält.

Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage des Schweizer Finanzmarkttests zeichnen auf eine Sicht von sechs Monaten erneut ein schlechteres Bild der wirtschaftlichen Dynamik. Eine deutliche Mehrheit der befragten Finanzmarktexperten (71,7 Prozent) erwartet eine Verschlechterung der Schweizer Wirtschaftslage und nur 28,3 Prozent der Umfrageteilnehmer prognostizieren keine Veränderung. Erneut glaubt keiner der Analysten an eine Verbesserung innerhalb der nächsten sechs Monate. Für die aktuelle Wirtschaftssituation hingegen sinkt der Saldo nur geringfügig um 2,7 Punkte auf einen Wert von 69,6 Punkten. Mehr als zwei Drittel (69,6 Prozent) der Befragten bewerten die derzeitige Wirtschaftsdynamik als gut.

Die Inflationsrate ist in den zurückliegenden Monaten auf hohe Niveaus angestiegen und steht derzeit bei 2,4 Prozent (YoY). 54,3 Prozent der Umfrageteilnehmer halten eine unverändert hohe Teuerungsrate für das wahrscheinlichste Szenario. Von einem weiteren Anstieg der Inflation gehen 30,4 Prozent der Befragten aus und nur 15,2 Prozent der Experten prognostizieren eine sinkende Teuerungsrate. Im Vergleich zum Februar haben sich die Inflationserwartungen aber dennoch etwas reduziert und der entsprechende Saldo sinkt folglich um 11,2 Punkte auf 15,2 Punkte.

Bezüglich der kurzfristigen Zinsen stieg der Saldo deutlich um 16 Punkte auf -4,3 Punkte. In der aktuellen Umfrage erwarten nur noch 13,0 Prozent der Finanzmarktexperten (gegenüber 29,6 Prozent im Vormonat) einen Rückgang der kurzfristigen Zinsen. Weitere 78,3 Prozent der Teilnehmer erwarten mittelfristig keine Veränderung des 3-Monats-Libors. Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrer letzten Sitzung erneut den Leitzins unverändert beließ, erwartet mit 31,8 Prozent ein kleinerer Anteil (-8,6 Prozent) der Experten bei den kurzfristigen Zinsen eine Reduktion der Differenz zwischen der Schweiz und dem Euroraum. Mehr als die Hälfte (56,8 Prozent) der Analysten sehen keine Veränderung der Zinsdifferenz voraus.

Ähnlich wie bei den kurzfristigen Zinsen verhält es sich auch bei den langfristigen. Es erwarten nur noch 10,9 Prozent (-7,6 Prozent) der Befragten tiefere langfristige Zinsen. Während 45,6 Prozent der Finanzmarktexperten keine Veränderung prognostizieren, erwarten 43,5 Prozent eine Erhöhung der langfristigen Zinsen.
Eine Betrachtung der Aktienmarkterwartungen zeigt nur eine leichte Verringerung des Saldos von 21,2 Punkten auf 18,2 Punkte. Mit 45,5 Prozent prognostiziert weiterhin der größte Anteil der Analysten steigende Aktienkurse.

Mit 45,7 Prozent erwartet ein zwar immer noch großer, aber deutlich geringerer Anteil der Experten (-11,8 Prozent gegenüber dem Vormonat) eine weitere Aufwertung des Schweizer Frankens zum Euro. 47,8 Prozent der Befragten erwarten keine Veränderung.

Der Preis für das Barrel Öl ist in der jüngsten Vergangenheit deutlich über die Marke von 100 US-Dollar angestiegen. Mit 56,8 Prozent erwarten mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer mittelfristig einen Rückgang des Ölpreises. Ein Viertel der Befragten prognostiziert, dass sich der hohe Barrelpreis behaupten werde. Folglich sinkt der entsprechende Saldo um 4,0 Punkte auf 38,6 Punkte.

Aufgrund der volatilen Finanzmärkte und der Suche nach sicheren Anlagen ist auch der Goldpreis in den vergangenen Monaten stark angestiegen. Der größte Anteil (47,6 Prozent) der Umfrageteilnehmer erwartet auch weiterhin einen Wertzuwachs. Allerdings erhöhte sich auch der Anteil (40,5 Prozent), der von einem niedrigeren Preis in sechs Monaten ausgeht.

Die Gewinnsituation der Unternehmen wird sich nach Ansicht der Mehrheit (58,1 Prozent) der Befragten im nächsten Halbjahr eintrüben. Ein ebenfalls großer Anteil (41,9 Prozent) der Befragten rechnet jedoch nicht mit einer Veränderung der Gewinnsituation. Bei der Umsatzrendite sieht das Bild dagegen deutlich schlechter aus. Mit 73,8 Prozent erwarten mehr als zwei Drittel der Finanzmarktexperten eine geringere Rendite, während nur noch 26,2 Prozent (-11,8 Prozent) keine Veränderung prognostizieren.

Fast ein Drittel (31,1 Prozent) der Befragten schätzt die Lage auf dem Arbeitsmarkt auf Sicht von sechs Monaten pessimistischer ein. Die Mehrheit von 64,4 Prozent hält jedoch eine unveränderte Arbeitslosenrate für das wahrscheinlichste Szenario.

Im Rahmen der Sonderfrage wurden die Finanzmarktexperten diesen Monat gebeten, eine Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung in der Schweiz in den nächsten zwei Jahren abzugeben. Für die Wirtschaftsentwicklung 2008 und 2009 erwarten 59,0 Prozent respektive 44,0 Prozent der Befragten ein BIP-Wachstum von mindestens 2,0 Prozent. Ein gleichbleibender Anteil der Finanzmarktexperten (29,0 Prozent) erwartet eine moderate Wachstumsrate in beiden Jahren zwischen 1,7 Prozent und 1,9 Prozent. Weitere Details finden sich in der neusten Ausgabe des Finanzmarktreport Schweiz (s. Link weiter unten).

Ablauf der Umfrage und Methodologie

Eine analoge monatliche Untersuchung für Deutschland führt das ZEW seit 1991 durch. Ziel der Schweizer Umfrage ist, Indikatoren sowohl für das allgemeine Konjunkturklima der Schweiz als auch für den schweizerischen Dienstleistungssektor zu entwickeln. Im Einzelnen werden die Finanzexperten nach ihren mittelfristigen Erwartungen befragt, die sie für wichtige internationale Finanzmärkte hinsichtlich der Entwicklung der Konjunktur, der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse haben. Zusätzlich werden die Finanzexperten um eine Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen in folgenden schweizerischen Dienstleistungsbranchen gebeten: Banken, Versicherungen, Konsum/Handel, Telekommunikation und insgesamt.

Die Salden ergeben sich aus der Differenz der positiven und der negativen Anteile. Die Werte in Klammern zeigen die Veränderungen jedes Indikators gegenüber dem Vormonat.

Ansprechpartner

Dr. Gunnar Lang, Telefon: 0621/1235-372, E-Mail: lang@zew.de

Fabian Heller (CS), Telefon: +41/44/3329061, E-Mail: fabian.heller@credit-suisse.com