ZEW-Erste Bank-Konjunkturindikator CEE - Rückgang der Konjunkturerwartungen für die CEE-Region verlangsamt sich
Konjunkturindikator CEEDer Abwärtstrend des Konjunkturindikators CEE, der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, mit Unterstützung der Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG, Wien, monatlich ermittelt wird, verlangsamt sich im Juli. Die Konjunkturprognosen der Finanzmarktexperten für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) auf Sicht von sechs Monaten verschlechtern sich um 2,7 Punkte und liegen nun bei minus 31,4 Punkten. Im Gegensatz zu diesem eher moderaten Rückgang gehen die Erwartungen für die Eurozone in der aktuellen Umfrage um 14,7 Punkte zurück und befinden sich mit minus 51,0 Punkten auf einem historischen Tiefstand.
Die Experten beurteilen somit die Konjunkturentwicklung für die CEE-Region in den nächsten sechs Monaten weit weniger kritisch als die der Eurozone. Während die jeweiligen Indikatoren für Österreich und Ungarn noch einen Rückgang um 4,0 beziehungsweise 3,4 Punkte verzeichnen, verbessern sich für alle anderen untersuchten Länder die Konjunkturerwartungen für die nächsten sechs Monate. Dabei steigt der Konjunkturindikator für Kroatien mit 18,3 Punkten auf minus 8,9 Punkte am stärksten und erreicht den zweitbesten Wert nach Ungarn. Für Ungarn beträgt der Indikator nach einem geringfügigen Rückgang im Juli 0,0 Punkte. Es folgen die Slowakei mit einer Verbesserung um 6,0 auf minus 25,5 Punkte und Polen mit einem Anstieg von 3,4 Punkten auf minus 28,0 Punkte.
Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Mittel- und Osteuropa wird von 66,0 Prozent der Finanzmarktexperten als "normal" und von 26,5 Prozent (minus 8,0 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat) als "gut" bewertet. Dagegen beurteilen 7,5 Prozent die wirtschaftliche Lage als "schlecht", nachdem im Juni kein einziger Experte diese Meinung vertrat. Dadurch verschlechtert sich der Saldo der positiven und negativen Ergebnisse um 15,5 Punkte. Nach wie vor übersteigt allerdings der Anteil der guten Einschätzungen den Anteil der schlechten und der Saldo ist mit 19,0 Punkten weiterhin positiv.
Auch bei der Bewertung der aktuellen Situation betrachten die Experten das Geschehen in der Eurozone im Allgemeinen kritischer als die Lage in den CEE Ländern. Der Saldo für die Eurozone verringert sich um 15,6 Punkte und befindet sich mit minus 3,8 Punkten nunmehr im negativen Bereich. Der Saldo für Österreich bleibt dagegen nach einem Rückgang von 19,0 Punkten auf 18,2 Punkte weiterhin positiv.
Während die Experten die aktuelle wirtschaftliche Situation in der Slowakei (mit einem Saldo von 43,3 Punkten), in der Tschechischen Republik (mit einem Saldo von 40,5 Punkten) und in Polen (mit einem Saldo von 36,7 Punkten) im Juli wie auch schon im Vormonat mehrheitlich positiv beurteilen, wird die Lage in Ungarn (mit einem Saldo von minus 30,7 Punkten) und Rumänien (mit einem Saldo von minus 10,5 Punkten) eher verhalten bewertet.
Die Inflationsprognosen der Finanzmarktexperten für die CEE-Länder haben im Juli ihren starken Anstieg vom Vormonat nicht fortgesetzt. Der Saldo für die CEE-Region sinkt um 4,4 Punkte auf 10,2 Punkte.
Auch für die einzelnen untersuchten Länder mit Ausnahme von Polen ist der Anteil der Experten, die sinkende Inflationsraten erwarten, gestiegen. Dies führt zu sinkenden und zum Teil negativen Salden für die prognostizierten Inflationsraten. Der Saldo für Österreich geht um 7,4 auf 8,6 Punkte zurück. Für Kroatien fand die größte Umschichtung der Antworten zugunsten einer sinkenden Inflationsrate statt. 41,5 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten, dass die Inflationsrate in den nächsten sechs Monaten sinken wird. Der Saldo verliert 21,0 Punkte und erreicht minus 0,1 Punkte.
Nach der Erhöhung des Leitzinses in Rumänien werden die Ergebnisse im Juli von dem Anteil an Experten, der eine sinkende Inflationsrate erwartet, dominiert. Der Saldo sinkt um 9,7 Punkte auf minus 4,3 Punkte. Ungeachtet der jüngsten Zinserhöhung erwartet die große Mehrheit der Finanzmarktexperten weitere Zinsschritte nach oben in den nächsten sechs Monaten. Der entsprechende Saldo für die kurzfristigen Zinsen in Rumänien steigt um 25,9 Punkte auf 38,7 Punkte und verzeichnet somit den höchsten Wert unter den untersuchten Ländern.
Auch in Polen wird eine weitere Zinserhöhung für wahrscheinlich gehalten. Der Saldo nimmt um 26,0 Punkte auf 34,8 Punkte zu. Wie erwartet hatte die Europäische Zentralbank den Leitzins im Juli um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent angehoben. Dies scheint sich allerdings auf die Expertenerwartungen kaum ausgewirkt zu haben. Der Saldo für die Inflationsrate in der Eurozone bleibt unverändert bei 17,0 Punkten und der Saldo für die kurzfristigen Zinsen steigt nur unwesentlich um 1,8 Punkte auf 5,6 Punkte.
Im Hinblick auf die Entwicklung der Aktienmärkte auf Sicht von sechs Monaten sehen die Experten das größte Potenzial in Kroatien. Der Saldo für den kroatischen Aktien-Index CROBEX legt um 16,4 Punkte zu und erreicht 44,4 Punkte. Aber auch die Prognosen für die restlichen Aktienmärkte bleiben klar positiv.
Bezüglich der Tschechischen Republik verändern sich die Wechselkurserwartungen der Umfrageteilnehmer am stärksten. Obwohl die Tschechische Nationalbank die Zinsen unverändert ließ, um eine weitere Aufwertung der Krone zu vermeiden, steigt der Anteil der Experten, die eine Aufwertung der Währung gegenüber dem Euro erwarten, um 10,4 Prozentpunkte. Der Saldo ist zwar weiterhin negativ (minus 2,0 Punkte), steigt im Vergleich zum Vormonat aber um beachtliche 19,6 Punkte.
Die Mehrheit der Experten (50,0 Prozent) erwartet ebenfalls eine Aufwertung des rumänischen Leu als Folge der jüngsten Zinserhöhung im Land. Der Saldo steigt um 8,0 Punkte auf 29,5 Punkte.
Im Rahmen der Sonderfrage wurden die Umfrageteilnehmer um eine Einschätzung dazu gebeten, in welcher Phase sich die Finanzmarktkrise momentan befindet. Die Mehrheit der Befragten (50,7 Prozent) ist der Ansicht, dass die Krise sich bereits in einer Spätphase befindet. Während 27,4 Prozent die Finanzmarktkrise aktuell in ihrem Höhepunkt und 11,0 Prozent in einer Frühphase sehen, sind nur 1,4 Prozent der Experten der Meinung, dass die kritische Situation bereits ausgestanden ist. Ferner beurteilen 39,7 Prozent der Umfrageteilnehmer den Einfluss der Finanzmarktkrise auf die Realwirtschaft in der CEE-Region so, wie sie es bereits im Herbst 2007 erwartet hatten. 30,1 Prozent empfinden die Folgen als schlimmer und 23,2 Prozent bewerten die Folgen als weniger bedeutend als ursprünglich vermutet. In Bezug auf die verschiedenen Regionen urteilt die große Mehrheit der Experten, dass die Krise nur einen moderaten Einfluss auf die Volkswirtschaften in der CEE-Region haben wird, im Gegensatz zu der starken bis sehr starken Wirkung auf die Volkswirtschaften in der Eurozone und den USA.
Ablauf der Umfrage und Methodologie
Der Finanzmarkttest CEE ist eine monatliche Umfrage unter Finanzmarktexperten, die das ZEW Mannheim mit Unterstützung der Ersten Bank der österreichischen Sparkassen, Wien, durchführt. Ziel der Umfrage ist es, Indikatoren für das allgemeine Konjunkturklima für die Region Mittel- und Osteuropa (CEE) sowie Österreich zu entwickeln. Zur CEE-Region zählen Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Ungarn, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei und Slowenien.
Im Einzelnen werden die Finanzmarktexperten nach der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Lage sowie nach ihren mittelfristigen Erwartungen für die entsprechenden Volkswirtschaften befragt sowie nach ihrer Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung der Inflationsrate, der kurz- und langfristigen Zinsen, der Aktienkurse und der Wechselkurse auf die Sicht von sechs Monaten. Die Experten geben bei ihren Antworten qualitative Tendenzeinschätzungen bezüglich der Veränderungsrichtung ab. Bei den beurteilten Volkswirtschaften handelt es sich um die Regionen Mittel- und Osteuropa und den Euroraum sowie Tschechische Republik, Polen, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Rumänien und Österreich.
Detaillierte Ergebnisse zu den einzelnen mittel- und osteuropäischen Staaten sowie zu Österreich enthält der "Financial Market Report CEE", der monatlich erscheint.
Ansprechpartner
Dr. Mariela Borell, Telefon: 0621/1235-144, E-Mail: borell@zew.de