Deutsche IKT-Branche setzt Erfolgskurs fort
ForschungZEW-Publikation: Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL
Die Branche für Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in Deutschland hat ihre Bruttowertschöpfung im Jahr 2017 auf 108 Milliarden Euro ausgebaut. Sie ist damit im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent gewachsen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und Selbständigen ist auf knapp 1,2 Millionen Erwerbstätige gestiegen. Somit sind in der IKT-Branche seit dem Jahr 2010 insgesamt fast 250.000 neue Arbeitsplätze entstanden, ein Plus von 27 Prozent. Diese und weitere Ergebnisse finden sich im aktuellen Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL, den das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim, und Kantar TNS jährlich im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) erstellen.
Seit 2010 ist die Bruttowertschöpfung – also der Wert der erzeugten Waren und Dienstleistungen abzüglich der Vorleistungen – in der IKT-Branche um insgesamt 30 Milliarden Euro gestiegen. Damit lässt die IKT-Branche klassische Industriezweige wie den Maschinenbau oder die Chemie- und Pharmaindustrie mit Abstand hinter sich. Der deutliche Anstieg der Bruttowertschöpfung in der IKT-Branche geht gänzlich auf die zunehmende Wertschöpfung bei den IKT-Dienstleistern zurück und kompensiert den Rückgang der Wertschöpfung bei den IKT-Hardware-Herstellern. Auch beim Thema Innovationen kann sich die IKT-Branche sehen lassen: „Die IKT-Branche hat zuletzt rund 17 Milliarden Euro in Innovationen investiert, setzt mit 48 Milliarden Euro aber beinahe dreimal so viel mit neuen Produkten und Dienstleistungen um“, sagt Prof. Dr. Irene Bertschek, Leiterin des ZEW-Forschungsbereichs „Digitale Ökonomie“.
Trotz des gesamtwirtschaftlichen Rückgangs des Gründungsgeschehens in Deutschland weist die IKT-Branche überdurchschnittliche Gründungsraten auf: Mit rund 6.000 neu gegründeten Unternehmen im Jahr 2017 sind im Schnitt der vergangenen drei Jahre 6,4 Prozent der IKT-Unternehmen neu gestartet. Zum Vergleich: Gesamtwirtschaftlich betrachtet liegt die Gründungsrate nur bei 4,9 Prozent.
„Die IKT-Branche schafft wichtige Grundlagen und gibt Impulse für die Digitalisierung der gesamten deutschen Wirtschaft. Deshalb ist ihre positive Entwicklung so zentral. Treiber dieses positiven Trends sind die IKT-Dienstleister, die ihre Kennzahlen im Gegensatz zu den Hardware-Herstellern deutlich verbessern konnten“, sagt Irene Bertschek.
Deutsche Internetwirtschaft setzt mehr um
Auch die Internetwirtschaft in Deutschland ist im Jahr 2017 gewachsen und hat rund zehn Milliarden Euro mehr Umsatz mit webbasierten Gütern und Diensten erzielt als im Vorjahr. Mit einem Umsatz von 119 Milliarden Euro erreicht die Internetwirtschaft einen Anteil von 3,7 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Beim Pro-Kopf-Umsatz liegt Deutschland mit 1.442 Euro im internationalen Vergleich auf Platz sechs – nach Südkorea (2.906 Euro), den USA (2.685 Euro), Großbritannien (2.312 Euro), Finnland (1.955 Euro) und Japan (1.648 Euro).
Den größten Anteil ihres Umsatzes erzielt die deutsche Internetwirtschaft durch stationäre und mobile Online-Zugänge, die sich jede/r Einwohner/in im Schnitt 518 Euro kosten lässt. „Während der Umsatz mit Internetzugängen um vier Prozent zurückgeht, entwickeln sich alle anderen Teilbereiche der Internetwirtschaft – insbesondere der E-Commerce – positiv“, erklärt Irene Bertschek. „So kann die deutsche Internetwirtschaft den Rückgang bei den Internetzugängen nicht nur kompensieren, sondern erzielt darüber hinaus sogar ein deutliches Umsatzwachstum von neun Prozent.“
Über den Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL
Der Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL wird jährlich vom BMWi veröffentlicht. Die Studie führt das ZEW in Zusammenarbeit mit Kantar TNS im Auftrag des BMWi durch. Der Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: dem Standortindex DIGITAL und dem Wirtschaftsindex DIGITAL.
Den Schwerpunkt des aktuellen Reports bildet der Standortindex DIGITAL, der die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Digitalwirtschaft (IKT-Branche und Internetwirtschaft) im internationalen Zehn-Länder-Vergleich bewertet. Im Standortindex DIGITAL werden Indikatoren aus verschiedenen nationalen und internationalen Studien von ZEW und Kantar TNS sowie eine Vielzahl anderer renommierter Studien und Quellen zusammengeführt. Neben dem Standortindex DIGITAL umfasst der aktuelle Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL Ergebnisse und Analysen zur volkswirtschaftlichen Bedeutung der Digitalen Wirtschaft für den Standort Deutschland.
Der erste Teil des Monitoring-Reports Deutschland DIGITAL mit dem Wirtschaftsindex DIGITAL ist bereits im Juli 2018 erschienen. Kernthema ist hier der Digitalisierungsgrad von zehn relevanten Vergleichsbranchen sowie der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland insgesamt. Die Basis des Wirtschaftsindex DIGITAL bildet eine Befragung von 1.061 Unternehmen, die Kantar TNS im März und April 2018 im Rahmen des Projekts durchführte. Neben der Einschätzung der Unternehmen zum aktuellen Stand und zur künftigen Entwicklung der Digitalisierung bis zum Jahr 2023 wurden auch Treiber und Barrieren der Digitalisierung sowie der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen untersucht.