Fusionen und Übernahmen im deutschen Bankensektor - Weiteres Konsolidierungspotenzial vor allem im Konsumentenkreditgeschäft

Forschung

Die internationale Finanzkrise hat die Fusions- und Übernahmeaktivitäten im Bankensektor weltweit gedrosselt. Auch in Deutschland wird das Volumen der Transaktionen deutlich zurückgehen. "Die Abschwächung der Konjunktur und der intensive Wettbewerb könnten aber schon bald zu einer größeren Anzahl kleinerer Übernahmen vor allem im Bereich des Konsumentenkreditgeschäfts führen", analysiert Matthias Köhler, Bankenexperte am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim.

Während die internationale Finanzkrise bei den weltweiten Fusions- und Akquisitionsaktivitäten im Bankensektor bereits deutliche Bremsspuren hinterlassen hat, ist das Transaktionsvolumen im deutschen Bankensektor in der zweiten Hälfte des Jahres 2008 noch einmal deutlich gestiegen. Vor allem die Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank für rund zehn Milliarden Euro hat das Transaktionsvolumen deutlich nach oben getrieben. Dazu kamen noch die Beteiligung der Deutschen Bank an der Postbank sowie die Übernahme der Citibank durch die französische Crédit Mutuel. Bei den Sparkassen und im Genossenschaftssektor ist es im Zuge der internationalen Finanzkrise ebenfalls zu einer Konsolidierung gekommen.

Die Zeit der großen Übernahmen im deutschen Bankensektor ist damit wohl aber erst einmal vorbei. "Solange keine säulenübergreifenden Übernahmen zwischen Sparkassen, Genossenschafts- oder Privatbanken möglich sind, sind weitere große Transaktionen im deutschen Bankensektor unwahrscheinlich", sagt Matthias Köhler, ZEW-Bankenexperte im Forschungsbereich "Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement". Stattdessen spreche einiges dafür, dass es zu einer Reihe von kleineren Übernahmen und Fusionen kommen werde. "Vor allem im Bereich der Konsumentenkredite gibt es weiterhin Konsolidierungspotenzial", sagt Köhler.

Der Markt für Konsumentenkredite ist in Deutschland stark zersplittert. Neben den Sparkassen und den Genossenschaftsbanken konkurrieren viele kleine Institute um den Kunden. Im Zuge der konjunkturellen Abschwächung in Deutschland und einer stärkeren Konsumzurückhaltung der Verbraucher spricht viel dafür, dass der Druck gerade auf die kleineren Institute steigen wird, sich mit Wettbewerbern zusammenzuschließen. Darüber hinaus könnten sich ausländische Kreditinstitute von ihren Beteiligungen im Konsumentenkreditgeschäft in Deutschland trennen, um ihre Eigenkapitalbasis zu verbessern und sich stärker auf ihren Heimatmarkt zu konzentrieren.

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Matthias Köhler, E-Mail: koehler@zew.de